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Boxen Boxen: Cindy Rogge startet bei WM im nichtolympischen Limit

Von Petra Szag 13.05.2016, 20:19
Cindy Rogge vom SV Halle klettert ab nächste Woche bei der WM in Astana durch die Ringseile. Für die 22-Jährige ist das Turnier der Saisonhöhepunkt.
Cindy Rogge vom SV Halle klettert ab nächste Woche bei der WM in Astana durch die Ringseile. Für die 22-Jährige ist das Turnier der Saisonhöhepunkt. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Zuerst flossen Tränen, natürlich. Da trainierte Cindy Rogge auf das eine große Ziel hin, auf Olympia. Zunächst schien sie aus dem Rennen. Dann bekommt sie urplötzlich doch noch die Chance, bei der letzten Qualifikation für Rio mitzumachen. Und nun soll sie selbst entscheiden: Ist sie in einem Hammer-Turnier wirklich konkurrenzfähig? Kann sie die Qualifikation schaffen? Oder nimmt sie den Spatz in der Hand und versucht ihr Glück lieber in einem Gewichtslimit, in dem sie erfolgreich sein, aber eben kein Rio-Ticket buchen kann?

Es fehlt noch an Erfahrung

„Ich werde bei der WM nächste Woche nicht in der olympischen Gewichtsklasse antreten, sondern im nächsthöheren Limit“, sagt sie nun. Lange hat sie mit David Hoppstock diskutiert. Ihr Trainer hat Cindy Rogge klipp und klar gesagt: Die Chancen, im Limit bis 60 Kilo eine Medaille zu erkämpfen und damit einen Olympiastartplatz, sind verschwindend gering. 61 Athletinnen haben sich da in die Meldelisten eintragen lassen, viele von ihnen sind hochdekoriert mit EM- und WM-Medaillen, auch aus den benachbarten Gewichtsklassen. Sie alle wollen auf Teufel komm raus nach Rio. „Die meisten von ihnen haben viel größere internationale Erfahrungen als ich“, sagt die 22-Jährige einsichtig.

Und große Namen spielen in der Boxszene gerade bei den Punktrichtern eine wichtige Rolle. Bei engen Gefechten bekommen sie meist den Zuschlag. „Boxerisch“, sagt Cindy Rogge, „kann ich gut mithalten, das weiß ich.“ Die Frage ist nur, ob auch bei dem Mammutturnier mit einem so außergewöhnlichen qualitativ und quantitativ hochwertigen Starterfeld. Hoppstock hat ihr geraten, jetzt nichts übers Knie zu brechen. Sie solle lieber versuchen, sich bei der WM in der Klasse bis 64 Kilo ein Erfolgserlebnis zu verschaffen - und dann im nächsten Olympiazyklus angreifen. Der Rahmen dafür, dass das funktionieren könnte, ist geschaffen. Cindy Rogge rückt am 1. Juni in die Sportfördergruppe der Bundeswehr ein.

Starkes Sparringscamp in Sheffield

Bekommen hat sie den Platz wegen ihrer rasanten Entwicklung. Beim internationalen Sparring zuletzt in Sheffield hat die Hallenserin einen starken Eindruck hinterlassen. Einen stärkeren als Tasheena Bugar aus Schwerin, die zudem die erste Olympia-Qualifikation im April im türkischen Samsun nicht nutzen konnte. Deshalb also ist man kurz vor der WM auf Cindy Rogge zugekommen, hat ihr selbst die Entscheidung überlassen, in welchem Limit sie boxen wolle. Verständlich, dass sie hin- und hergerissen war.

David Hoppstock ist erleichtert, dass die Boxerin seinen Rat beherzigt hat. Auch im Limit bis 64 wartet auf Cindy Rogge eine Herkules-Aufgabe. Sie ist eine von 24 Sportlerinnen, die um die Medaillen kämpfen. „Jetzt kann sie allen zeigen, was sie draufhat, ohne den enormen Druck, sich unbedingt qualifizieren zu wollen“, sagt Hoppstock. Worauf er - nicht nur in Astana - bei Cindy Rogge baut: ihre enorme Explosivität. „Sie sucht den Kampf und versteckt sich nicht“, lobt der im Verband für die Auswahl-Frauen zuständige Hallenser seinen Schützling.

Für Boxerinnen übrigens ist die WM die letzte Chance, das Olympia-Ticket zu lösen. Sie kämpfen in Rio nur in den Klassen bis 51, 60 und 75 Kilo. Die Männer können sich noch weiter qualifizieren. „Wir leider nicht“, bedauert Cindy Rogge. Bei mehreren Chancen wäre ihr der Gewissenskonflikt möglicherweise erspart geblieben.

Am Mittwoch erfolgt bei der WM in Astana die Auslosung, am Freitag boxt Cindy Rogge das erste Mal.  (mz)