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Blitz-Marathon in Halle Blitz-Marathon in Halle: Auf Schleichfahrt durch Halle

Von Melain Müller 10.10.2013, 10:28
Polizist Harry Winter von der spezifischen Verkehrsüberwachungsgruppe aus Merseburg hatte gestern seinen Blitzer an der Waisenhaus-Apotheke aufgebaut - einer der wenigen unüblichen Orte für Kontrollen.
Polizist Harry Winter von der spezifischen Verkehrsüberwachungsgruppe aus Merseburg hatte gestern seinen Blitzer an der Waisenhaus-Apotheke aufgebaut - einer der wenigen unüblichen Orte für Kontrollen. Thomas Meinicke Lizenz

Halle/MZ - Der bundesweite Blitzer-Marathon hat am Donnerstag auch in Halle Wirkung gezeigt. Zumindest bei den Autofahrern. Die waren offenbar von den Ankündigungen derart abgeschreckt, dass viele den gesamten Tag über mit ihren Karossen regelrecht durch die Saalestadt schlichen. Was viele wunderte: Vom flächendeckenden Blitzgewitter war kaum etwas zu sehen, von einer groß angelegten Polizeiaktion wenig zu bemerken. Derweil übte die Gewerkschaft der Polizei harsche Kritik am Blitzer-Marathon: „Mit solchen Aktionen soll darüber hinweggetäuscht werden, dass wir personell nicht mehr in der Lage sind, kontinuierlich die Geschwindigkeiten zu überwachen“, sagte der Landesvorsitzende Uwe Petermann.

Vereinzelt und an den zumeist üblich-verdächtigen Standorten, wie etwa vor dem Pflegeheim in der Burgstraße, wurde der stadtweit bekannte silberne Kleinwagen der Polizei mit seinem eingebauten Blitzgerät gesichtet, am Riebeckplatz postierten sich am frühen Nachmittag zwei Polizisten mit ihrer Laserkanone. Schutz vor dem Regen suchend, warteten sie unter der Heckklappe ihres Streifenwagens auf Raser. Ob sie und ihre Kollegen in der Burgstraße oder aber auf der kleinen Verbindungsstraße zwischen Lettin und Schiepzig (Saalekreis) erfolgreich waren, darüber schwieg die Polizei bis Redaktionsschluss beharrlich.

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„Wir sind nicht zuständig“, sagte die Sprecherin des halleschen Polizeireviers Anja Salomon. „Von uns kein Kommentar dazu“, hieß es von Ulrike Diener, der Sprecherin der dem Revier übergeordneten Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. Eine Nachfrage nach ersten Ergebnissen der Aktion in Halle und etliche Fragen, die sich darum rankten, wurden auch vom Magdeburger Innenministerium abgewiesen. „Die Polizei in Halle ist zuständig“, sagte eine Sprecherin.

Polizei-Gewerkschaftschef Petermann hält persönlich nicht viel von derart konzertierten Aktionen. „Sie haben zwar den Vorteil, dass jeder mal für einen Tag wachgerüttelt wird. Spätestens ab 6 Uhr am Freitag wissen aber die Autofahrer, dass es vorbei ist und geben wieder Gas.“ Petermann zweifelt deshalb an der Nachhaltigkeit des Blitzer-Marathons. Besser seien seiner Meinung nach regelmäßige Kontrollen. „Doch die Zahl der Messstunden in den Revieren sinkt kontinuierlich. Das weiß man auch im Innenministerium“, sagte Petermann. Dafür gebe es einen wichtigen Grund: „Früher gab es Fachabteilungen, die sich den gesamten Tag über ausschließlich mit der Geschwindigkeitsüberwachung befasst haben. Heute nimmt jeder Beamte mal so ein Gerät in die Hand.“ Doch immer wieder würden die Kontrollen durch andere Einsätze unter- und abgebrochen. „Und auch die Qualität der Messungen spricht eine deutliche Sprache“, so Petermann.

Die Autofahrer in der Saalestadt sehen die Aktion recht locker, wie eine Umfrage der MZ ergab. Jens Beyerodt hatte von dem Marathon gehört und entsprechend die Bremse getreten. Er findet die Aktion gut, aber nur wenn sie in den Nachrichten angekündigt wird.

Susann Wenzel glaubt dagegen, dass man solche Aktionen ohne Ankündigung machen sollte. Nur dann seien sie effektiv. „Aber auch ich bin heute langsamer unterwegs“, so die 28-Jährige. Den Blitzer-Marathon befürwortet auch Silke Bock - aber: „Sie sollten an unüblichen Orten stehen, da wo es sinnvoll ist“, meint sie. Mit Blick auf die Delitzscher Straße versteht sie nicht, warum nun gerade hier eine Kontrolle nötig sei.

Und Lothar Frenkel bleibt ebenfalls ruhig. Als Pendler sehe er keinen Sinn im Rasen, denn die nächste rote Ampel kommt bestimmt - vor allem in Halle. Einen Bitzer hat er am Donnerstag aber auch nicht gesehen.