Hinter den Kulissen der Saale Bulls Bittere Niederlage gegen Herne - aber das sind die eigentlichen Helden im Reich der Eis-Bullen
80 Helfer kümmern sich bei Heimspielen darum, dass Sportler und Gäste beste Bedingungen haben. Es ist eine große Familie mit viel Herz. Die MZ hat hinter die Banden im Eiszelt geschaut.

Halle (Saale)/MZ - Drei Stunden sind es am Freitag noch bis zum ersten Bully in der Eishockey-Oberliga zwischen den Saale Bulls und den Miners aus Herne. In der Kabine der Hallenser hängt Marianna Gaulke die Trikots der Spieler an die richtigen Plätze. Viel Zeit für einen Plausch hat die Ergotherapeutin nicht.
„Ich bin als Teambetreuerin die Mutti für alles. Das fängt bei der Ausrüstung an und hört bei Arztterminen auf“, erzählt sie. Als einzige Frau in der Kabine habe sie ein gutes Verhältnis zu den 21 Spielern und dem Trainer. Anders kann Vertrauen auch nicht funktionieren. „Die Jungs kommen auch zu mir, wenn sie mal private Probleme haben. Natürlich höre ich mir das an. Wir sind hier eine große Familie.“
Viele gute Seelen
60 bis 80 Helfer sind notwendig, um einen Punktspieltag abzusichern. Alison Reinhardt ist als eine der Ersten vor Ort. Im Eiszelt ist noch das öffentliche Schlittschuhlaufen. Bis 17 Uhr kann jedermann seine Runde drehen, danach ist an diesem Tag noch der Eiskunstlauf-Nachwuchs dran. Derweil managt die 21-jährige Alison die Vorbereitungen. Wie viele Helme sollen in die Eventbox? Dorthin, wo Besucher ganz nah am Geschehen sind – ungeschützt von Plexiglasscheibe oder Fangnetz? Sechs meint die junge Frau, die kreuz und quer durch die Arena läuft.
„Ich studiere duales Sportmanagement und brauchte einen Arbeitsplatz. So bin ich zum Eishockey gekommen. So richtig Ahnung hatte ich von Eishockey nicht“, erzählt sie. Als Handballerin im Leistungssport sind hartes Training und Wettkampfdruck für sie freilich keine Fremdwörter. Nach kurzer Zeit ist auch sie mit dem Bullen-Virus infiziert, der diesen sympathischen Verein so besonders und bei Fans enorm beliebt macht. „Dass ich mit 21 schon so viel Verantwortung übernehmen darf, hätte ich nicht gedacht. Es macht unglaublichen Spaß. Und wenn man an Wochenenden zu Hause sitzt, weil keine Spiele sind, fühlt sich das komisch an“, sagt sie.

Den kältesten Job – und einen der wichtigsten im feingliedrigen Räderwerk des Vereins – haben die Eismeister. Seit zehn Jahren ist Oliver Vogel dabei. „Ich kenne eigentlich nur Provisorien. Ich war im Eiszelt in Bruckdorf, dann im Eisdom, und jetzt bin ich hier. Natürlich freut man sich, wenn die neue Halle fertig ist“, sagt er. Nebenan gehen die Arbeiten an der neuen Eissporthalle voran. Im Herbst dieses Jahres soll es soweit sein. Dann liegt das Eis auf einem vernünftigen Unterbau. Jetzt schlängeln sich die mit Glykol gefüllten Gummischläuche auf einem Schotterbett. Drei Wochen hatte es gedauert, die acht Zentimeter dicke Eisschicht aufzubauen. Bis ins Frühjahr muss sie halten. Ein Grad Celsius über dem Gefrierpunkt zeigt das Thermometer am Freitag im Zelt. Perfekte Bedingungen für ein gutes Spiel mit einem Heimsieg – aber das ist ja immer die Hoffnung.
Ideen für neuen Eisdom

Mario Schoppa geht es da nicht anders, obwohl er als Punktrichter während der 60 Minuten neutral sein muss. „Natürlich ist das hin und wieder nicht einfach, weil das eigene Herz für die Saale Bulls schlägt. Letztlich entscheiden die Schiedsrichter. Wir haben darauf keinen Einfluss“, erzählt Schoppa, der bei den Stadtwerken arbeitet. Die Bulls sind seine Leidenschaft. Vielen geht es so. Bei Jan und Thomas Henze ist er in guter Gesellschaft. Das Media-Team überträgt die Spiele live ins Internet, steuert den Videowürfel, die Werbebanden, die Musik im Zelt. Ihre Brötchen verdienen sie als Softwareentwickler. „Man muss schon für die Sache brennen“, sagen sie. Elf Helfer umfasst ihr Team. Fünf Kameras sind im Einsatz, im neuen Eisdom sollen es elf werden. „Wir denken schon über neue Einstellungen nach, um noch mehr Emotionen zu transportieren.“

Kurz nach 18 Uhr ist auch Präsident Daniel Mischner da – angespannt wie zuletzt öfters. „Es geht um die Play offs. Die wollen wir noch erreichen.“ Er klatscht sich mit Hallensprecher Marc Beyer ab. Seit 2004 ist Beyer die Stimme der Saale Bulls. Aufregung sei immer da. „Vor einem Spiel bekomme ich keinen Bissen runter. Für mich gehört das dazu. Wenn ich dieses Gefühl nicht mehr habe, höre ich auf.“

„Mische“ liebt Emotionen. Der Verein, der für die Oberliga eine außergewöhnliche Professionalität bietet, ist sein Leben. „Ich bin stolz auf das Team. Wir müssen überall gut sein, wenn wir aufsteigen wollen“, sagt er. Freitag gibt es aber den nächsten Dämpfer. Gegen Herne setzt es eine 4:5-Pleite. Typisch für die Saison.