1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Bergzoo Halle: Bergzoo Halle: Blut und Haare klären Herkunft

Bergzoo Halle Bergzoo Halle: Blut und Haare klären Herkunft

Von Michael Deutsch 19.02.2008, 17:42

Halle/MZ. - Der rückte am Dienstag Vormittag mit Blasrohr und Narkotika im Bergzoo Halle an, um den majestätischen Tiger Sompon für eine Stunde in den Tiefschlaf zu schicken.

Den Grund hierfür kennt Biologin Jutta Heuer: "Wir wollen nachweisen, dass es sich bei Sompon um einen Malaysia-Tiger handelt." Für die genetische Untersuchung würden Blut und Haare des Tieres gebraucht, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin, die die Zoo-Raritäten bei ihrem Namen nennt: Sompon, Cindy, Girl, Kara, Sita und Indra heißen die Indochina-Tiger, die zur seltenen Unterart der Malaysia-Tiger zählen (MZ berichtete).

Von dieser Art leben weltweit nur etwa 500 Exemplare, in europäischen Zoos 13 Tiere. "In Europa sind wir die Einzigen, die die Malaysische Tiger züchten", sagt Heuer. Deshalb habe man sich kürzlich auch im nordamerikanischen Zuchtbuch eintragen lassen, um die Vermittlung der seltenen Tiere zu erhöhen. Allerdings- das konnte niemand ahnen - haben die Zuchtbuchführer aus Übersee die Reinrassigkeit der Art in Frage gestellt.

Die Herkunft von Sompon sei zwar geklärt - er kam im "Animal World Safari"-Park in Melaka (Malaysia) zur Welt - doch die Abstammung seiner Eltern Chengue (Katze) und Melor (Kater) sei unbekannt. "Deshalb müssen wir den genetischen Nachweis erbringen." Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig werde mit den Blut- und Haarproben des Tigers ein glaubwürdiges Gutachten erstellen. Wann die Ergebnisse für die Amerikaner vorliegen, wusste Heuer noch nicht zu sagen.

Indes hat Tierarzt Jens Thielebein den Traum-Cocktail zurecht gemixt und macht sich schussbereit. Die Raubkatze faucht ihn kurz an. Dann schmiegt sie sich an die Gitterstäbe und baut sich vor dem Tierdoktor auf, als wüsste sie genau, dass der aus unmittelbarer Nähe unmöglich seinen Narkose-Pfeil abschießen kann. Plötzlich springt der Tiger nach hinten; Thielebein reagiert; trifft aber vorbei.

Erst der dritte Pfeil sitzt

Ein zweiter Versuch folgt. Dummerweise bricht die Druckkammer des Pfeiles beim Abschuss ab. Sompon entwischt abermals und zeigt den Pflegern genervt seine Zähne. Erst der dritte Schuss sitzt. Dieses Mal trifft der Pfeil den linken Oberschenkel der Raubkatze und sorgt schon bald für schöne Träume.

Dann muss alles schnell gehen. Die Pfleger arbeiten Hand in Hand. "Wir werden bei dieser Gelegenheit gleich noch einen Gesundheitscheck durchführen", kündigt Thielbein an und gibt das Kommando "Alle Mann ran."

Vier Pfleger hieven den gestreiften Boliden, dessen Fell sich fettig angreift, zunächst auf die Waage. 117,5 Kilogramm wiegt der Bursche. Und Raubtier-Pfleger Thorsten Westphal streichelt seinem träumenden Liebling über die muskelbepackten Schultern und die mächtigen Pranken. "Sagenhaft: Er wiegt nur 30 Kilo mehr als ich, vermag aber einen Wasserbüffel zu reißen", sagt er voller Respekt.

Kater verliert Brusthaar

Indes impft der Arzt seinen Patienten gegen Katzenschnupfen und entnimmt Blutproben. Dann wirft er einen Blick aufs Gebiss, die Ohren und die Krallen und sichtet mit dem Ultraschallgerät die Organe. Jutta Heuer rupft dem Tigermann, der schon wieder zwinkert, ein Paar Haarbüschel aus der Brust. Als Tierarzt Jens Thielebein fertig ist, setzt er die Aufwachspritze. Zehn Minuten später hat Sompton im Gehege seine alte Kondition zurück. Und keiner der Pfleger möchte ihn jetzt mehr streicheln.