Beobachtete Klima-Aktivisten Beobachtete Klima-Aktivisten: Sind Kohle-Gegner von "Ende Gelände" linksextrem?

Halle (Saale) - Der Berliner Verfassungsschutz hat eine Ortsgruppe der Anti-Kohle-Initiative „Ende Gelände“ als linksextrem eingestuft. Die Entscheidung schreckt auch die Aktivisten in Halle auf, wo es seit Ende 2018 eine Ortsgruppe der Klima-Bewegung gibt. Dass der Verfassungsschutz „Ende Gelände“ beobachtet, sei beängstigend, finden die beiden Vertreterinnen, die bereit waren, mit der MZ zu sprechen. „Es kann jede Ortsgruppe treffen“, sagen die 23-jährigen Frauen. Ihre Namen wollen sie deshalb nicht öffentlich nennen.
Bekannt geworden ist „Ende Gelände“ durch Massenblockaden in deutschen Braunkohlerevieren. Die Aktivisten protestierten etwa mit anderen Bewegungen wie Fridays for Future, Greenpeace oder dem BUND gegen die Inbetriebnahme des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 im Ruhrgebiet.
Initialzündung für die Gründung der Ortsgruppe Halle
Eine Tagebaublockade im Rheinland war laut den beiden Frauen auch die Initialzündung für die Gründung der Ortsgruppe Halle, der inzwischen rund 15 aktive Mitglieder zwischen 20 und 50 Jahren angehören.
Der Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt schließt sich derweil dem Urteil der Berliner Kollegen an. So teilt der Sprecher des Landesinnenministeriums auf MZ-Nachfrage mit: „Es gibt Versuche einer linksextremistischen Beeinflussung der Klima-Bewegung.“ Und die sei auch bei „Ende Gelände“ zu beobachten. Wie der Sprecher mitteilt, „ist insbesondere die linksextremistische Gruppierung Interventionistische Linke (IL) ein führender Akteur in diesem Bündnis“. Die IL wiederum fungiere als Scharnier zwischen dem gewaltorientierten und dem gewaltfreien Spektrum.
„Ende Gelände tritt nicht als Schwarzer Block, sondern als breite Bewegung auf“
Die beiden Frauen von Ende Gelände Halle grenzen sich nicht ab vom Linksextremismus. Sie finden vielmehr, der Begriff sei negativ behaftet. „Ende Gelände tritt nicht als Schwarzer Block, sondern als breite Bewegung auf“, sagt eine der beiden und die andere fügt hinzu: „Die Bewegung richtet sich nicht gegen die Gesellschaft, sondern gegen das kapitalistische System.“
Sie glauben, Klimagerechtigkeit muss mit einem anderen Wirtschaftssystem einhergehen. Sie betonen, für die Demokratie und gegen Gewalt zu sein. Zumindest gegen Gewalt an Menschen. Landfriedensbruch zu begehen und solange sitzen zu bleiben, bis ein Kohlebagger still steht, bewerten sie lediglich als zivilen Ungehorsam. (mz)