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Protest zwischen Acker und Hörsaal Bauern und Studierende demonstrierten gegen Sparpläne der Universität Halle

Bauern und Studierende protestieren gemeinsam gegen geplante Einsparungen bei den Agrarwissenschaften an der Uni Halle. Was die Protestierenden fordern und bemängeln.

Von Phillip Kampert Aktualisiert: 30.06.2021, 10:11
Auf dem Weinbergcampus beginnt die  gemeinsame Demo von Landwirten und Studierenden gegen Kürzungspläne an der Uni Halle.
Auf dem Weinbergcampus beginnt die gemeinsame Demo von Landwirten und Studierenden gegen Kürzungspläne an der Uni Halle. Foto: Silvio Kison

Halle/MZ - Helge Beckurs ist in aller Frühe aus Hordorf bei Oschersleben angereist, um für die agrarwissenschaftliche Forschung in Halle zu demonstrieren. Der Landwirt steht auf dem Weinbergcampus vor seinem Traktor, sieht zu, wie mehr und mehr seiner Kollegen vorfahren. Zu den Landwirten gesellen sich zusehends auch Studenten und Lehrkräfte der Agrarwissenschaften, deren Institut von Kürzungsplänen der Uni bedroht ist.

Klimawandel, Tierwohl und gesunde Ernährung: Landwirtschaft trage eine große Verantwortung

Unter anderem wird über das Zusammenlegen der Professuren für Tierzucht und Tierhaltung nachgedacht. Ein Plan, der fachlich nicht sinnvoll sei, wie Eberhard von Borell, derzeitiger Lehrstuhlinhaber für Tierhaltung, meint: „In der Tierzucht geht es eher um Genetik und Molekularbiologie, während die Tierhaltung auf ganze Organismen und Systeme blickt.“ Mit all den Kürzungen sei fraglich, ob der Studiengang überhaupt zu halten sei.

Die Landwirtschaft trage eine große Verantwortung, sagt Beckurs, der die Demo am Dienstag angemeldet hat. Die Gesellschaft erwarte Lösungen zu Fragen wie Klimawandel, Tierwohl und gesunder Ernährung von den Landwirten. Dann müsse die Gesellschaft aber auch in die Forschung für das Finden dieser Antworten investieren, sagt Beckurs: „Wir brauchen wissenschaftliche Argumente, auf denen wir die Landwirtschaft der Zukunft aufbauen können.“ Er betont außerdem, dass nur in seiner Branche aktiv Kohlendioxid aus der Atmosphäre gebunden werde. Beckurs, der selber in Halle studierte, ist frustriert, dass angesichts all dieser Baustellen nun die Suche nach Lösungen erschwert werden soll.

Protest gegen Kürzungen: Agrarbranche sei ein wirtschaftliches Zugpferd

Etwa 20 Traktoren kommen auf dem Weinbergcampus zusammen, brechen in einem beeindruckenden Konvoi über den Gimritzer Damm Richtung Uni auf. Auf dem Universitätsplatz vor dem Löwengebäude wird die Demo fortgesetzt. Frank Böcker, wie Beckurs Mitglied beim Verband „Land schafft Verbindung Sachsen-Anhalt“ und Absolvent der halleschen Agrarwissenschaften, betont die Beziehung zwischen dem Institut und ganz Sachsen-Anhalt.

Die Agrarbranche sei ein wirtschaftliches Zugpferd, allerdings stünden - wie in anderen Bereichen - Nachwuchsprobleme ins Haus, wenn keine Ausbildung in Mitteldeutschland mehr möglich sei. Beckurs und Böcker überreichen zum Höhepunkt der Demo ihre Forderungen an Unirektor Christian Tietje, der betont, man wolle als Universität gemeinsam, nicht gegeneinander, für Lehre und Forschung arbeiten.