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Baudenkmal in Halle Baudenkmal in Halle: Abriss an der Flut-Mühle

Von MICHAEL FALGOWSKI 12.02.2016, 19:00
Nun gibt es Platz an der Neumühle am Schlossberg: Drei Nebengebäude sind abgerissen worden.
Nun gibt es Platz an der Neumühle am Schlossberg: Drei Nebengebäude sind abgerissen worden. Holger John Lizenz

Halle (Saale) - Die wunderbare Neumühle mit dem Renaissance-Portal aus dem Jahr 1582 steht auf der Roten Liste Halles: Der Komplex zwischen Moritzburg und Domplatz gehört zu den „besonders gefährdeten Baudenkmalen von herausragender kulturhistorischer und städtebaulicher Bedeutung“. Die Gefährdung ist tatsächlich konkret: In den vergangenen Tagen sind drei Gebäude der denkmalgeschützten Hofanlage weggerissen worden - das 1840 errichtete Wohnhaus, die Reste des „Eselstalls“ und eines weiteren ehemaligen Stallgebäudes. Die Böschung zum Schlossberg ist mit Planen gesichert worden.

Abriss zugestimmt

„Die Abrissgenehmigung wurde in Anbetracht der gravierenden Substanzschäden an den betroffenen Gebäudeteilen erteilt“, sagt Halles Baudezernent Uwe Stäglin. Mit anderen Worten: Nach zwei Jahrzehnten Leerstand und Verfall waren die Häuser praktisch nicht mehr zu retten. Das Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalschutz der Stadt haben dem vom Eigentümer beantragten Abriss im Dezember zugestimmt.

Der ist jedoch noch nicht der direkte Auftakt der Sanierung und Modernisierung des historischen Mühlengebäudes. Wann diese beginnt, ist nicht klar. Der Eigentümer äußert sich dazu gegenüber der MZ nicht. Offen ist auch, wie das Mühlengebäude genutzt werden soll. Erst war der Bau von Wohnungen in den Mühlen-Dachgeschossen geplant. Zunächst soll aber der Bauantrag für den teilsanierten Speicher „An der Mühlpforte“ gestellt werden. Anstelle der abgerissenen Nebengebäude soll zudem ein Neubau mit Wohnungen entstehen.

Die Kommune unterstützt die Rettung des wertvollen Baudenkmals. „Für die Modernisierung- und Instandsetzung stehen grundsätzlich Fördermittel zur Verfügung. Dazu laufen Gespräche mit dem Eigentümer“, sagt Baudezernent Uwe Stäglin. Ende vergangenen Jahres waren 650 000 Euro Städtebauförderung vom Land für die Erneuerung bewilligt worden.

Am häufigsten überflutetes Haus der Stadt

Mit dem Geld soll eines der wertvollsten Baudenkmale der Stadt gerettet werden. Nicht zuletzt ist die Neumühle das prominenteste, auch touristisch wirkungsvollste und historisch bedeutsamste „Flutgedächtnis“ Halles. Das Gebäude am Mühlgraben mit dem markanten Südgiebel ist wohl das älteste und damit wohl am häufigsten überflutete Haus der Stadt. Am Giebel sind viele historische Hochwasserstände eingemeißelt: der älteste im Jahr 1585, die jüngste Flutmarke im Jahr 1854. Mindestens 29 Hochwasser sind an der Mühle, auch an Pfeilern im Inneren, verzeichnet. Das drohende Hochwasser ist das größte Problem dieser Denkmal-Sanierung. Denn das hallengroße Erdgeschoss des Hauptgebäudes kann praktisch nicht vermietet werden. Auch deshalb hat die Kommune die hohe Förderung beantragt.

Die heutige Neumühle wurde 1582 anstelle einer mittelalterlichen Anlage gebaut. Diese war 1464 in die Stadtmauer integriert worden. Gleich nebenan stand seit dem 15. Jahrhundert die 1875 niedergebrannte und abgerissene „Wasserkunst“, die Saalewasser in die Stadt beförderte. Die seit 1529 städtische Mühle wurde 1844 an einen Pächter verkauft und wechselte oft die Besitzer, bis die Hildebrandschen Mühlenwerke den Konkurrenten aufkaufte und um 1920 den Betrieb einstellten. Ab 1943 wurde die Mühle als Hilfsgefängnis genutzt. In der DDR diente sie vor allem als Lager des VEB Burger Bekleidungswerke.

Zur Wende war der historische Mühlen-Komplex bereits stark verfallen. Noch Mitte der 1990er Jahre glaubte man übrigens, dass die Neumühle, mit dem Stadtwappen über dem Hauptportal, der Kommune gehöre. Und die sicherte deshalb für mehr als 1,35 Millionen Euro das Mühlendach und die Hülle des Speichers.