Ärger um Kathi-Auszug Ärger um Kathi-Auszug: Welche Läden im Hauptbahnhof gehen und welche kommen

Halle (Saale) - Immer mehr regionale Unternehmen ziehen aus dem halleschen Hauptbahnhof aus. Nachdem bereits im Sommer vergangenen Jahres der Schokoladen-Hersteller „Halloren“ freiwillig den Glas-Pavillon in der Bahnhofshalle verlassen hat, dort befindet sich jetzt ein E-Zigaretten-Shop, wird auch der Backmischungsproduzent „Kathi“ bis Ende des Jahres ausziehen. Das teilte die hallesche Traditionsfirma auf Nachfrage der MZ mit.
Mit der Entscheidung ist man bei Kathi offenbar alles andere als glücklich und spricht davon, dass man den Laden nun nach 15 Jahren aufgeben müsse, weil die Bahn den Vertrag gekündigt habe. Als stark regional verankerte Marke sei es dem Unternehmen wichtig gewesen, in der Heimatstadt am „Eingangstor zur Stadt“ als Aushängeschild präsent zu sein, sagt Geschäftsführer Marco Thiele.
„Kathi bedauert sehr, sein Ladengeschäft zum Jahresende schließen zu müssen.“
Regionale Produkte wie die von Kathi würden gern als Mitbringsel oder als Erinnerung gekauft, wodurch stets ein Stückchen Halle auf Reisen gehen würde. „Kathi bedauert daher sehr, sein Ladengeschäft zum Jahresende schließen zu müssen. Der letzte Verkaufstag wird der 23. Dezember sein“, so Thiele.
Besonders ärgerlich dürfte für den Backmischungshersteller sein, dass der Auszug zum Abschluss der langwierigen Umbaumaßnahmen am Hauptbahnhof kommt. Mehrere Vollsperrungen, während denen tagelang kaum Kunden kamen, mussten Händler wie Kathi verkraften. Nun, ausgerechnet da der Umbau Mitte Dezember so gut wie abgeschlossen ist und Fahrgäste der Schnellfahrstrecke als Kunden winken, schließt Kathi - „muss schließen“, wie es heißt.
Bahn: „Der Vertrag wurde fristgemäß gekündigt“
Bei der Bahn kann man den Ärger indes nicht nachvollziehen. „Der Vertrag wurde fristgemäß gekündigt“, sagt ein Bahnsprecher gegenüber der MZ. „Wir haben Kathi eine große Fläche mit der Option für eine Gastronomie im Hauptbahnhof angeboten, aber trotz mehrerer Besuche bei der Geschäftsleitung ist das nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.“ Es habe auch Gespräche mit der Stadt gegeben und die Idee für einen gemeinsamen Laden von Kathi und Halloren. „Doch das hat alles nicht gefruchtet“, so der Bahn-Sprecher.
Ein Nachfolger für die Kuchen-Experten steht derweil schon fest: das bayerische Lebensmittel-Unternehmen „dean & david“, das sich auf gesunde Salate spezialisiert hat und bereits in verschiedenen deutschen Städten Geschäfte betreibt. Er wird den ganzen Glas-Pavillon nutzen, den die Bahn offenbar nicht mehr zweigeteilt vermieten will. Der E-Zigarettenladen im einstigen Halloren-Shop zieht dafür noch einmal um.
Fest zum Abschluss der Bauarbeiten an der Westseite
Am 1. Dezember soll es im Bahnhof ein Fest zum Abschluss der Bauarbeiten an der Westseite geben. Gleichzeitig ziehen viele Läden aus ihren Zwischenlösungen wieder an ihren angestammten Platz, etwa in die erneuerten Arkaden. Die Vermietung betrage dann wieder 100 Prozent, so der Bahnsprecher.
Der Trend gehe in Richtung biologische und vegane Lebensmittel. Insofern passe auch der neue Bio-Markt, der vor einigen Monaten ins ehemalige Reisezentrum gezogen ist, gut ins Konzept. Dass regionale Produkte wie die von Kathi und Halloren einem Bahnhof gut zu Gesicht stehen und oft als Mitbringsel gekauft würden, bestreitet er nicht. „Wir haben uns ja auch bemüht, dass Kathi in Halle am Bahnhof bleibt, so wie damals mit der Havag. Aber zu einem Mietvertrag gehören nun mal immer zwei. Unser Bahnhofsmanager hat sich wirklich bemüht.“ (mz)