Anlegen am Pfälzer Ufer Anlegen am Pfälzer Ufer: Promenade mausert sich zur angesagten Szene-Meile

Halle (Saale) - Andreas Weber scheut sich nicht vor Vergleichen mit der Hauptstadt. „Das hier ist, glaube ich, Berlin“, sagt er und tippt mit dem Zeigefinger auf ein Bild in einem Schnellhefter. Darauf: Menschen, die am Ufer eines Flusses auf Holztreppen sitzen und den Feierabend genießen. Großstadt-Flair, ein bisschen Szene, ein bisschen sehen und gesehen werden.
Es sei doch klasse, wenn sich auch in Halle ein solcher Hotspot entwickelt, meint Weber, der im Vorstand des Vereins Fluss-Stadt-Halle sitzt und als Architekt arbeitet. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Promenade in der Klaustorvorstadt zu beleben. Mitglieder sind Anwohner und Gewerbetreibende aus der Umgebung.
Pfälzer Ufer: Drei Gastronomen - das „Sonnendeck“, „Hafenmeister und Docks“ und die Eisdiele „Il Gelato“
Und die Anfänge sind am Pfälzer Ufer, das vor zehn Jahren noch eine Brachfläche war, ja bereits gemacht. Drei Gastronomen - das „Sonnendeck“, „Hafenmeister und Docks“ und die Eisdiele „Il Gelato“ - sind bei Ausflüglern jetzt schon der Renner. Dazu kommen Ateliers und ein Architekturbüro. „Der Fluss hat so viel Potenzial, nur manchmal habe ich das Gefühl, die Stadt stellt sich quer“, sagt Nicole Schlottig, die ebenfalls Vorstandsmitglied ist und das Pilates- und Yoga-Studio „Universaale“ am Pfälzer Ufer führt.
Der Verein nimmt die Dinge deshalb nun selbst in die Hand und plant, einen Schwimmsteg zu errichten, an dem Paddler anlegen können. So soll das Pfälzer Ufer für Wassertouristen interessant werden. Der Steg soll vor den Geschäften entstehen und an Metallpfählen, die in die Uferböschung gerammt werden, befestigt werden. So würde er bei Hoch- und Niedrigwasser mit auf- und abschwimmen.
Pfälzer Ufer in Halle: Man legt an, holt sich ein Eis und fährt weiter
„Das wäre doch eine romantische Vorstellung: Man legt an, holt sich ein Eis und fährt weiter“ schwärmt Weber. Bislang würden die mehr oder weniger verzweifelten Anlegeversuche scheitern, weil das Ufer sehr steil sei.
Zwischen Steg und Radweg plant der Verein außerdem Holzstufen, auf die man sich setzen kann. In Berlin und selbst Magdeburg ist genau das heute schon möglich und wird rege angenommen. „Die Stufen sollen, genau wie der Steg, nicht bewirtschaftet werden, sondern offen für alle sein“, sagt Weber. Man müsse also nicht zwingend etwas zu Trinken bestellen, um auf den Treppen sitzen zu dürfen. Die Kosten des Vorhabens schätzen er und Schlottig auf 150.000 bis 170.000 Euro.
Pfälzer Ufer in Halle: Spenden und Aktionen
Einen Teil dafür will der Verein durch Spenden und Aktionen zusammenbekommen, einen weiteren durch Fördermittel. Die Stadt, verspricht Weber, müsse keinen Cent zahlen, denn der Uferbereich gehöre ihr sowieso nicht, sondern dem Bund.
Große Hoffnungen setzen die „Fluss-Städtler“ außerdem auf die Brücke, die die Franz-Schubert-Straße bis auf die Salineinsel verlängern soll. Bei einer Bürgerversammlung in dieser Woche sprach die Stadt von Ende 2021 als Fertigstellungstermin. „Vielleicht führt ja dann auch der Saaleradweg direkt hier vorbei“, sagt Weber.
Pfälzer Ufer in Halle: Hochbeete für das sogenannte Urban Gardening
Doch nicht nur auf dem Wasser, sondern auch auf dem Trockenen will der Verein Neues wagen. Man wolle den Mitgliedern auch etwas bieten, und überlege, Hochbeete für das sogenannte Urban Gardening aufzustellen. Das sind aus Paletten gefertigte Bottiche, in denen Gemüse und Blumen im kleinen Stil angebaut werden können.
Gegen eine Gebühr könne man sich eine Box mieten und gärtnern. Entweder sollen die Beete vor den Lokalen oder auf ihnen - und zwar auf den Dachterrassen - entstehen. Entspannen am Flussufer, ein Bier im Liegestuhl, Gärtnern auf der Dachterrasse - es muss nicht immer Berlin sein. (mz)
