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Amtsgericht Amtsgericht: Strafe aufgestockt für Handtaschen-Räuber

Von Andreas Lohmann 04.02.2003, 19:28

Halle/MZ. - Vier Frauen wurden bei den Überfällen in Halle-Neustadt und im Umfeld des Riebeckplatzes zum Teil schwer verletzt. Sie behalten möglicherweise auf Dauer körperliche und seelische Schäden zurück. Die Vorsitzende Richterin Martina Leske versuchte, F. die Augen zu öffnen: "Sie sind verantwortlich dafür, dass sich diese Menschen vielleicht niemals mehr allein auf die Straße wagen werden."

Für zwei Taten, die F. allein verübt hat, ist er bereits im Dezember zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Nun stockte das Gericht die Strafe um weitere 18 Monate auf. Denn es kamen sechs weitere Überfälle vom Juli 2002 hinzu. F. behauptete diesmal, er habe sie gemeinsam mit Daniel W. (20) und Lars K. (25) begangen, die er beim Drogenkauf kennen gelernt habe. Die beiden saßen am Dienstag zunächst mit auf der Anklagebank. Sie bestritten im Gegensatz zu F. beteiligt gewesen zu sein. Jeden Tag hätten sie - als sie noch auf freiem Fuß waren - bis etwa 14 Uhr im Bett gelegen, was typisch sei für Drogenabhängige. So hätten sie aus zeitlichen Gründen gar nicht mitmachen können. Außerdem erklärten W. und K., sie würden F. nur flüchtig kennen. Der wies noch auf einen vierten, den Ermittlern bisher unbekannten Tatbeteiligten namens Markus hin. F.: "Dessen Nachnamen weiß ich nicht." Das Gericht trennte die Verfahren gegen W. und K. ab. Grund: Beiden droht möglicherweise eine Haftstrafe von mehr als vier Jahren, die in dieser Höhe aber nur von der Strafkammer des Landgerichts verhängt werden kann. So wird es dort bald zu einem weiteren Handtaschen-Prozess kommen, in dem Martin F. als Zeuge aussagen muss.

Schon am Dienstag wurde deutlich, wie rücksichtslos gegen die Frauen vorgegangen wurde. Stets wurden sie von hinten angegriffen, stürzten dabei zu Boden. Und sie wehrten sich, um die Tasche nicht zu verlieren. Einer Frau wurde der Arm ausgekugelt, einer anderen das Becken gebrochen, einer dritten die Schulter. F. behauptete, bei den gemeinschaftlichen Überfällen hätten seine Kumpels die Frauen angegriffen und nicht er. Erst nach langem Lügen gab er vor Gericht zu, von der jeweils geringen Beute (10 bis 40 Euro) einen kleinen Teil abbekommen zu haben. "Ohne Risiko, wollten Sie zu Geld kommen, deshalb haben Sie sich diese wehrlosen Opfer ausgesucht", so Richterin Leske. F. bekundete Reue und sagte, er wolle von seiner Heroinsucht loskommen.