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Amnestie für illegale Waffen Amnestie für illegale Waffen: "Entwaffnung" in Halle läuft zäh

Von Oliver Müller-Lorey 28.07.2017, 08:54
Schreckschusswaffen auf einem Haufen.
Schreckschusswaffen auf einem Haufen. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Die Möglichkeit, illegale Waffen und Munition straffrei abzugeben, nutzen nur wenige Hallenser und Einwohner des Saalekreises. Das ergab eine Umfrage der MZ unter den Waffenbehörden. So wurden im Saalekreis bisher noch gar keine Waffen gemäß der aktuellen Amnestie-Regelung abgegeben. In Halle waren es lediglich zwei, bei denen die Eigentümer keine Besitzerlaubnis hatten.

Das Bundesinnenministerium hatte Mitte Juli eine neue Amnestie-Regelung ausgerufen. Demnach können illegale Pistolen, Gewehre und Revolver bei den Waffenbehörden oder auf Polizeirevieren abgegeben werden. Auch der direkte Transport der Waffen zum Abgabeort, der normalerweise schon verboten ist, wird nicht bestraft.

Amnestie für illegale Waffen: Diese Waffen wurden in Halle (Saale) abgegeben

Wie Ralf Karlstedt, Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd, die auch Waffenbehörde der Stadt Halle ist, sagte, wurden eine Luftpistole und eine historische Flinte abgegeben. „Bei der Flinte handelt es sich um eine einläufige und vermutlich zwischen 1870 und 1890 gebaute Waffe“, so Karlstedt. Sie habe eine Ladekapazität von nur einem Schuss. Weitere Hintergründe zur Waffe, etwa wer sie abgegeben hat oder wo sie gefunden wurde, nannte Karlstedt nicht.

Bei der anderen Waffe handelt es sich um eine tschechoslowakische Luftpistole aus den 80er Jahren. Sie habe kein Zulassungszeichen, so Karlstedt. Die beiden Schusswaffen werden nun, wie alle anderen eingesammelten Pistolen an das Landeskriminalamt (LKA) übergeben, das entscheidet, was mit ihnen geschieht.

Waffen-Amnestie: Landeskriminalamt prüft, ob mit den Waffen Straftaten begangen wurden

„Es wird geprüft, ob mit den Waffen Straftaten verübt worden sind“, so Andreas von Koß, Sprecher des LKA. Die Waffen würden, wenn sie für die Arbeit der Kriminalisten uninteressant sind, vernichtet. Möglicherweise werden sie aber auch in die sogenannte Waffenvergleichssammlung des LKA aufgenommen. Die Polizei nutzt diese Sammlung, um ähnliche Waffen, etwa nach Straftaten, miteinander zu vergleichen.

Im Fall der knapp 150 Jahre alten Flinte aus Halle könnte es jedoch auch ein besonderes Verfahren geben. „ Bei historischen Waffen nehmen wir auch Kontakt zu Museen auf“, so von Koß. Häufig werden die Waffen unbrauchbar gemacht, bevor sie ausgestellt werden.

Waffen-Amnestie: Land will Zahl illegal zirkulierender Waffen senken

Mit der Regelung will das Innenministerium die Zahl illegal zirkulierender Waffen reduzieren. „Überdies soll verhindert werden, dass durch die Unbrauchbarmachung von Waffen eine kriminaltechnische Untersuchung dieser Waffen unmöglich wird“, so Stefan Brodtrück, Sprecher im Landsinnenministerium. Ähnliche Amnestieregelungen habe es 2003 und 2009 nach Amokläufen gegeben. „In der Folge wurde eine nicht unerhebliche Zahl illegaler und legaler Waffen abgegeben“, so Brodtrück. Allein 25 Stück im Jahr 2009.

Urteil gegen Waffennarr „Dr. Flak“ erst zu Beginn dieses Jahres

Anfang des Jahres hatte das Amtsgericht einen Waffensammler aus Halle wegen Verstoßes gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz zu einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung und einer Strafe von 2.800 Euro verurteilt. Bekannt war der Augenarzt auch als „Dr. Flak“.

Die Richter werteten positiv, dass der Sammler mit den Waffen keinen größeren Schaden hätte anrichten können. Dass illegale Waffen aber durchaus hochgefährlich sind, zeigte jüngst ein Fall aus dem Harz. Dort hatte ein 28-Jähriger mit einer Kalaschnikow auf Polizisten geschossen und war von einem Einsatzkommando getötet worden. (mz)