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Kriegswaffen beim Augenarzt Kriegswaffen beim Augenarzt: Die Machenschaften des Dr. Flak mit Kalaschnikows, Uzi, M16, Bajonette und anderen Waffen

Von Julia Rau 27.10.2016, 04:00
Diese Flak beschlagnahmte die Polizei 2008 von dem Hallenser.
Diese Flak beschlagnahmte die Polizei 2008 von dem Hallenser. dpa

Halle (Saale)/Quedlinburg - Eine Flugabwehrkanone, ein Kilogramm Sprengstoff, Kalaschnikows: Ein hallescher Mediziner hat sich ausgerüstet, als stünde Krieg bevor. Der Augenarzt, der von Medien den Spitznamen Dr. Flak bekommen hat, geht einer besonderen Sammelleidenschaft nach. Weil er dabei aber immer wieder schweres Geschütz kauft, muss er sich im Dezember vor dem Amtsgericht wegen eines Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verantworten, wie ein Sprecher des Gerichts sagte.

Der bekannte Augenarzt erregte bereits 2008 das Interesse der Polizei. Damals bestellte sich der Mann, der aus Quedlinburg stammt, im Internet eine Flugabwehrkanone, kurz Flak. Das Modell ist aus dem Zweiten Weltkrieg. Mehrere Tausend Euro hat der Augenarzt gezahlt, um die Kriegswaffe in seine Sammlung aufnehmen zu können.

31 illegale Schusswaffen

Kurz darauf hob die Zollfahndung ein ganzes Arsenal von Schusswaffen bei ihm aus. Sie fanden neben sieben Gewehren, für die er eine Waffenbesitzkarte besaß auch 31 illegale Schusswaffen. Darunter fünf Maschinenpistolen und sieben Sturmgewehre. Zudem besaß der Arzt 200 Waffenteile und sogar ein Kilogramm Sprengstoff. In seiner Garage stand die Flak. Die Beamten beschlagnahmten damals alle illegalen Waffen.

Dem Sammler wurde umgehend seine waffenrechtliche Erlaubnis entzogen. Damit einher geht ein Verbot, Waffen oder Teile davon zu kaufen oder zu besitzen. Doch der Arzt soll weiter gesammelt haben. Im Internet ersteigerte er im April 2013 auf Ebay eine Flakverschlusskappe von einem niederländischen Anbieter für seine neue Flugabwehrkanone.

Waffensammlung des Augenarztes

Im Februar 2014 durchsuchte das Zollfahndungsamt das Haus des Mannes in Quedlinburg. Der Augenarzt hatte sich inzwischen wieder eine umfangreiche Waffensammlung zugelegt. Die Beamten fanden unter Anderem Kalaschnikows, eine israelische „Uzi“, ein amerikanisches M-16-Schnellfeuergewehr, 24 Bajonette, eine Panzerabwehrgranate, Minenzünder - und wieder eine Flak mit besagter Verschlusskappe. Dieses Mal eine Flak 38, Kaliber 20 Millimeter, dazu 6.000 Schuss Munition. Wieder wurde alles beschlagnahmt. Die erlaubnisfreien Waffen bekam der Angeklagte später zurück.

Welche Waffen dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen, ist vom Gesetzgeber auf einer Liste festgehalten. Flugabwehrraketen und Maschinenpistolen stehen darauf. Ausgenommen sind historische Stücke, die vor dem 2. September 1945 bei einer Streitkraft eingeführt worden sind. Der Angeklagte wollte sich gegenüber der MZ nicht zu den Vorwürfen äußern. Sollte er im Dezember schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu fünf Jahren Haft. (mz)