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28-Jähriger erschossen 28-Jähriger erschossen: Wie es zu dem tödlichen SEK-Einsatz in Weddersleben kam

Von Detlef Horenburg 12.07.2017, 08:00
Auch ein Sprengstoffexperte des LKA wurde angefordert.
Auch ein Sprengstoffexperte des LKA wurde angefordert. Chris Wohlfeld

WedDersleben - Die Ruhe in der Nebenstraße im Thalenser Ortsteil Weddersleben wird am Dienstag gegen 10 Uhr jäh unterbrochen. Mehrere Einsatzwagen der Polizei nähern sich aus zwei Richtungen einem Wohnhaus in der Bahnhofstraße. Augenblicke später sind Schüsse zu hören, wie ein Anwohner später berichtet. Bei dem Schusswechsel in dem Haus wird ein 28-jähriger Mann aus Weddersleben getötet. Ein 27-jähriger SEK-Beamter erleidet schwere, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen.

Die Polizei wurde in die Bahnhofstraße gerufen, weil der junge Mann laut Deutscher Presse-Agentur seine Großmutter mit einer Waffe bedroht haben soll. Danach habe er sich in seinem Zimmer in dem Wohnhaus verschanzt, sagte Pressesprecher Marc Becher von der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord. Der Wedderslebener wohnte mit seiner Oma und seiner Mutter in dem kleinen Haus. Ein Familienmitglied habe schließlich auch die Polizei um Hilfe über den Notruf gerufen, als der Streit eskalierte und der junge Mann dabei die Waffe zog.

SEK-Einsatz in Weddersleben 20 Beamte im Harz im Einsatz

„Beim Einsatz einer Schusswaffe wird automatisch das Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamtes benachrichtigt“, sagte der Sprecher. Insgesamt waren 20 Beamte von SEK, Spurensicherung und aus den Polizeirevieren Harz und Börde im Einsatz.

„Vor Ort hat sich die Lage bestätigt“, erklärte der Polizeisprecher. Der Mann habe „mindestens ein Familienmitglied“ mit einer Waffe bedroht und sich dann in sein Zimmer im Obergeschoss zurückgezogen. Als die Spezialkräfte seine Zimmertür öffneten, habe der Mann mit einer Kalaschnikow AK 47 das Feuer eröffnet. Die Polizei habe daraufhin zurückgeschossen. Dabei wurde der Angreifer getötet.

SEK erschießt 28-Jährigen: Mann aus Weddersleben galt als Waffennarr

Bei dem jungen Wedderslebener handelte es sich um einen Waffennarr. Laut MZ-Informationen hat dieser neben anderen Waffen auch Hieb- und Stichwaffen gesammelt. Wie die Polizei berichtet, gibt es nach derzeitigen Erkenntnissen keine Hinweise darauf, dass der 28-Jährige irgendeiner politisch extremistischen Richtung, wie beispielsweise den Reichsbürgern, zuzurechnen ist. Lediglich hätten erste Hinweise aus dem Umfeld ergeben, dass er mit Drogen zu tun gehabt haben könnte. Doch dies werde - wie der ganze Vorfall - noch untersucht, sagte Becher.

Anwohner beschreiben den Mann als ruhig und unauffällig, wie auch Ortsbürgermeister Dirk-Michael Meisel bestätigte. Der 28-Jährige habe in keinem Verein mitgewirkt, eine Ausbildung zum Erzieher absolviert und sei zuletzt arbeitslos gewesen. „Ich habe vom Eintreffen der Einsatzkräfte nichts mitbekommen. Nur als mein Hund anfing zu bellen, ging ich vor die Tür“, sagte eine Rentnerin. Vor ihrer Haustür hatten drei Einsatzfahrzeuge gehalten. „Die Männer legten ihre Schusswesten an, alles lief sehr leise ab.“ Ein anderer Anwohner bestätigte, dass ein Spürhund im Einsatz war. „Vielleicht suchte der nach Sprengstoff oder Drogen.“

(mz)