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Seit 27 Jahren Ruine Alter Schlachthof in Halle (Saale): Investor spricht erstmal über Pläne für die Ruine

Von Steffen Höhne 24.01.2019, 06:01
Obwohl die Hallen des Alten Schlachthofes schwer beschädigt sind, strahlen sie noch immer etwas von ihrem früheren Glanz aus.
Obwohl die Hallen des Alten Schlachthofes schwer beschädigt sind, strahlen sie noch immer etwas von ihrem früheren Glanz aus. Silvio Kison

Halle (Saale) - Eine der größten Industriebrachen der Stadt Halle, der Alte Schlachthof, soll ein modernes Handelszentrum werden. Auf dem Areal sollen eine Vielzahl von Einzelhandelsgeschäften kombiniert mit Freizeitangeboten und soziale Einrichtungen entstehen, sagt Karl-Heinz Zehentner, Geschäftsführer der Zehentner und Seidel Immobiliengesellschaft in Weimar (Thüringen), auf MZ-Anfrage. Das Unternehmen hatte das Gelände 2017 gekauft und stellt nun erstmals seine Pläne vor.

Der Alte Schlachthof an der Freiimfelder Straße befindet sich in Bahnhofsnähe. Das neun Fußballfelder (66.000 Quadratmeter) große Areal mit mehreren denkmalgeschützten Gebäuden wird seit 1992 nicht mehr genutzt. Mehrere Brände in den vergangenen Jahren haben die Backsteinhallen stark beschädigt - dennoch strahlen sie noch immer etwas von ihrem einstigen Glanz aus. Das Gelände selbst ist mit Plastik und Bauschutt vermüllt.

Die Struktur der ehemaligen Industriebauten soll nach Angaben von Zehentner erhalten bleiben. Die Verbindungshalle mit dem identitätsstiftenden Wasserturm soll nach seinen Worten wahrscheinlich eine multifunktionale Halle mit „verschiedenen temporären Nutzungen werden“.

Alter Schlachthof in Halle: Investor spricht von neuen Läden und möglichem Food Court

Der Investor nennt einen sogenannten food court (Essensmeile) oder eine Oldtimer-Ausstellung als Beispiele. „Die Markthallen im rückseitigen, den Bahngleisen zugewandten Grundstücksteil, sind für Einzelhandelsgeschäfte vorgesehen“, erläutert Zehentner. Dazu sollen auch neue Gebäude errichtet werden. Wer dort einziehen soll, lässt er offen. Damit bleibt auch die Frage unbeantwortet, ob eine Konkurrenz zum Innenstadthandel entstehen würde.

Alter Schlachthof: Ziehen Betreutes Wohnen und Kita auf das Gelände?

Konkret wird der Investor bei der sozialen Nutzung. So soll im ehemaligen Verwaltungsgebäude direkt an der Freiimfelder Straße eine betreute Wohneinrichtung beziehungsweise Tagespflege für Senioren entstehen. Als „Gegenstück“, so Zehentner, „sehen wir für das ehemalige Restaurantgebäude eine Kindertagesstätte als sinnvolle Nutzung an“.

Er will einen Handelsplatz schaffen, der „über die reinen Einkaufsmöglichkeiten hinausgeht“. Wohnungen seien nicht geplant. Es soll aber Freizeitangebote geben. Beispiele werden nicht genannt.

Die Mehrzweckhalle könnte sich auch für Konzerte eignen.

Millionen sollen fließen, einen Zeitplan nennt Investor aber nicht

Die Projektentwicklung befindet sich noch in einem frühen Stadium. „Momentan wird der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans vorbereitet“, sagt der Investor. Dieser werde dann in den Gremien des Stadtrates beraten und beschlossen. Die einzelnen Vorhaben wird Zehentner wohl zuerst dort vorstellen. Doch so viel ist schon klar: Der Projektentwickler will „einen mehrstelligen Millionenbetrag investieren“. Die Umsetzung soll „rasch“ erfolgen, ein Zeitplan nennt er nicht.

Das Thüringer Immobilien-Unternehmen plant derzeit auch ein Einkaufszentrum am „Roten Berg“ in Erfurt und hat Anfang des Jahres ein Nahversorgungszentrums in Dessau-Roßlau erworben. Es hat in der Vergangenheit mehrere große Handelsimmobilien errichtet. Der Alte Schlachthof wird eines der größten Projekte des Unternehmens.

Alter Schlachthof sicherte einst die Versorgung Halles mit Fleisch

Der ehemalige Vieh- und Schlachthof wurde 1893 auf dem Gelände des alten Rittergutes Freiimfelde eröffnet. Der Viehhof bestand aus vier Markthallen. Er sicherte die Versorgung Halles mit Fleisch, die Stadt vervierfachte innerhalb von 100 Jahren ihre Bevölkerung auf 200.000 Einwohner im Jahr 1930.

Mit dem Ende der DDR endeten auch die Schlachtungen. Der Betrieb wurde zwar noch privatisiert, doch 1992 endete auch die Wurstherstellung. Seither wechselte das Gelände mehrmals den Besitzer und wurde zwangsversteigert. Mit Zehentner als Investor liegen nun erstmals konkrete Pläne vor. (mz)

Bei einem Feuer im August 2018 brannte ein großes Gebäude des Alten Schlachthofes fast komplett aus. 70 Einsatzkräfte löschten den Brand.
Bei einem Feuer im August 2018 brannte ein großes Gebäude des Alten Schlachthofes fast komplett aus. 70 Einsatzkräfte löschten den Brand.
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