Abriss der Ruine Abriss der Ruine: Neustädter Datenturm fällt endlich

HALLE (SAALE)/MZ - Gäbe es die „Hochhausscheiben“ im Neustädter Zentrum nicht, dann wäre der frühere „Block 081“, das neunstöckige Bürohaus des einstigen VEB Datenverarbeitungszentrum (DVZ) an der Nietlebener Straße die prominenteste und größte Bauruine in Neustadt. „Datenverarbeitungszentrum“ - Anfang der 1970er Jahre klang der Name nach technologischem Aufbruch, nach Zukunft, nach Halle-Neustadt eben. Dies freilich ist lange her: Seit fast zehn Jahren steht das Verwaltungsgebäude des DVZ leer. Mehrmals wurde Feuer gelegt, Buntmetalldiebe weideten das Gebäude aus. Anwohner laufen seit Jahren Sturm gegen den „Schandfleck“.
Nun endlich lässt der private Eigentümer doch noch abreißen. „Bis Anfang November werden sich die Arbeiten wohl hinziehen. Auf dem Areal soll im nächsten Jahr ein Einkaufsmarkt entstehen“, sagt Ludwig Krone. Seiner Firma Universal-Bauträger in Fellbach bei Stuttgart gehört das DVZ seit 2003.
Der Plan, einen neuen Markt zu bauen, stößt auf Erstaunen. Denn in der Nähe gibt es bereits mehrere Filialen verschiedener Handelsketten. Nicht zuletzt in unmittelbarer Nachbarschaft, auf einem Teil des großen DVZ-Areals, dort stand zuvor eine Halle für die Rechner, hat Krone selbst bereits einen Supermarkt gebaut. „Das Sortiment wird deshalb abgestimmt. Gerade auch mit den Angeboten im nahen Neustadt-Centrum“, versichert Krone. Man verfüge über einige Erfahrung mit solchen Einzelhandelsobjekten. Welche Handelskette in seinen neuen Markt einzieht, verrät er indes noch nicht. Auch wegen der Konkurrenzsituation zum Neustadt-Centrum hatte die Stadt lange verhandelt. „Die Abstimmungen zur Nachnutzung des DVZ laufen auch noch“, wie Stadtsprecher Drago Bock mitteilt.
„Wir haben immer gehofft, das Bürogebäude mit einer Fläche von immerhin 9 000 Quadratmetern doch noch nutzen zu können“, sagt Ludwig Krone. Doch keines der Konzepte wie die Idee von einem Callcenter oder einer Altenpflegeeinrichtung hätten sich als wirtschaftlich erwiesen.
Nun also Abriss. Der wird dem Eigentümer mit Geld aus dem Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ versüßt. Schon 2009 hatte die Stadt für den Abriss 150 000 Euro in Aussicht gestellt.
Das DVZ war eines der wenigen Betriebe überhaupt in Halle-Neustadt. Rund 55 Millionen Mark soll der Bau gekostet haben. Der Betrieb bestand aus fünf Gebäuden, verbunden durch einen Flachbau, in welchem die Telefonanlage, die Klimatisierung und der Speisesaal samt Küche untergebracht war.
Das DVZ war unter anderem Dienstleister für die Sparkassen der DDR und ab 1982 auch für die Statistikämter, die auch nach der Wende und der Umwandlung des Betriebes in die Datenverarbeitungszentrum Halle GmbH Kunden blieben.