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9. Oktober 2019 Um 12.03 Uhr steht Halle still: Wie die Stadt am Jahrestag der Opfer des Anschlags gedenkt

An verschiedenen Orten im Stadtgebiet wird in Halle am heutigen Donnerstag an den Anschlag vor sechs Jahren erinnert und der Opfer gedacht. Los geht es mit einem stillen Gedenken an der Synagoge. Was passiert sonst noch heute in der Stadt?

Von Denny Kleindienst Aktualisiert: 09.10.2025, 14:12
Im Hof der Synagoge hat am Mittag das stille Gedenken an den Anschlag heute vor sechs Jahren stattgefunden.
Im Hof der Synagoge hat am Mittag das stille Gedenken an den Anschlag heute vor sechs Jahren stattgefunden. (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle (Saale)/MZ. - Halle steht still: Um 12.03 Uhr hat das öffentliche Leben in der Stadt am heutigen Donnerstag, 9. Oktober, kurz pausiert.

In Erinnerung an die Uhrzeit, als das antisemitisch motivierte Attentat begann, wurden stadtweit alle Kirchenglocken geläutet, die Fahrzeuge der Havag wurden für eine Minute gestoppt, es gab an den Haltestellen Ansagen, um an die Opfer des Anschlags zu erinnern.

Das stille Gedenken ging auch vor der Synagoge in Halle auf der Straße weiter.
Das stille Gedenken ging auch vor der Synagoge in Halle auf der Straße weiter.
(Foto: Steffen Schellhorn)

Vor der Synagoge in Halle fand zur Mittagszeit ein stilles Gedanken statt. Daran beteiligten sich unter anderem Halles  Bürgermeister Egbert Geier, der Landrat des Saaleskreises Hartmut Handschak, sowie Mitglieder des Stadtrates und des Landtages.

Auch Grünen-Politikerin Ricarda Lang nahm am Gedenken im Hof der Synagoge teil.
Auch Grünen-Politikerin Ricarda Lang nahm am Gedenken im Hof der Synagoge teil.
(Foto: Steffen Schellhorn)

Auch die Grünen-Politikerin Ricarda Lang nahm daran teil. Menschen legten mitgebrachte Blumen nieder. Lang, Mitglied im Bundestag und ehemalige Vorsitzende ihrer Partei, nahm erstmals am Gedenken an den Anschlag von Halle teil.

Nach dem stillen Gedenken an der Synagoge kann bis 14.30 Uhr noch das Denkmal der Jüdischen Gemeinde besichtigt werden.

Nächste Station: Dialog im Welcome-Treff

Ihr seien zwei Dinge wichtig, sagte sie der MZ. Zum einen die Betroffenen vor Ort zu unterstützen. „Ihr Schmerz wird gesehen.“ Zum anderen warnte sie vor dem Auftrieb rechter Kräfte in Deutschland und der Welt. Daher, sagte sie, „brauchen wir jetzt eine Erinnerungskultur“.

Nächste Station des Gedenkens an den Anschlag von Halle ist um 14 Uhr der Welcome-Treff in der Geiststraße.
Nächste Station des Gedenkens an den Anschlag von Halle ist um 14 Uhr der Welcome-Treff in der Geiststraße.
(Foto: Steffen Schellhorn)

Im Welcome-Treff in der Geiststraße beginnt 14 Uhr ein Bürgerdialog. Teilnehmer,  die sich zuvor anmelden mussten, sprechen über Erfahrungen mit Antisemitismus und Rassismus.

Kränze an Synagoge, Tekiez und LuWU

In Halle hatte das Gedenken an den Anschlag heute vor sechs Jahren schon am Morgen begonnen. Vor der Synagoge in Halle wurden die ersten Kränze aufgestellt.

Es waren Kränze der Stadt Halle und des Landes Sachsen-Anhalt, der Beauftragten der Bundesregierung für Betroffene terroristischer Anschläge und des Landeskreises Saalekreis. Auch vor dem Tekiez in der LuWu wurden Kränze niedergelegt.

Am sechsten Jahrestag des Anschlags in Halle sind an der Synagoge bereits die ersten Kränze aufgestellt worden.
Am sechsten Jahrestag des Anschlags in Halle sind an der Synagoge bereits die ersten Kränze aufgestellt worden.
(Foto: Denny Kleindienst)

Zunächst waren die Humboldtstraße sowie die umliegenden Straßen befahrbar. 

Lesen Sie auch aus dem Vorjahr: Fünf Jahre nach Terroranschlag: Jahrestag endet mit öffentlichem Gedenken auf dem Markt in Halle - Steinmeier mittendrin

Über den Tag laden die Stadt Halle, die Jüdische Gemeinde zu Halle und der Evangelische Kirchenkreis Halle-Saalekreis zusammen mit Akteuren der Stadtgesellschaft zu verschiedenen Gedenkveranstaltungen ein.

Auch vor dem Tekiez in der Ludwig-Wucherer-Straße und dem Luwu gibt es Kränze.

(Kamera: Denny Kleindienst) Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.

Gedenkrundgang mit Bündnis Halle gegen Rechts

Von 14 bis 16 Uhr lädt das Bündnis Halle gegen Rechts zu einem Gedenkrundgang ein. Start ist am Steintor. Der Rundgang endet in der Ludwig-Wucherer-Straße. Es wird währenddessen kurze Redebeiträge und Schweigeminuten geben.

Lesen Sie auch: Der Anschlag von Halle: Das Trauma ist noch nicht bewältigt

Daran anschließend laden ab 16 und bis 18 Uhr verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen ebenfalls in der LuWu zum Gedenken unter dem Motto „Am 9.10. und 364 Tage im Jahr: Räume des Erinnerns schaffen!“ ein.

Am Abend werden Kerzen auf dem Markt angezündet

Um 18.30 Uhr folgt schließlich auf dem Markt eine Andacht. Marktkirchenpfarrerin Simone Carstens-Kant wird gemeinsam mit dem Pfarrer Johannes Thon ein Gebet auf Deutsch und Hebräisch sprechen. Teilnehmer können Kerzen anzünden.

Durch die Veranstaltungen wird es Sperrungen und Einschränkungen im Straßenverkehr geben.

Anlässlich des sechsten Jahrestages des Terroranschlags von Halle hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bereits vorab in einer Stellungnahme betont: „Der Terroranschlag von Halle am 9. Oktober 2019 war eine tiefe Zäsur und er hat unser Land verändert. Er ist auch heute noch eine stete Mahnung an uns alle, eine eindeutige und klare Haltung zu zeigen und für ein Klima der Toleranz und gegenseitigen Achtung in unserer Gesellschaft zu sorgen.“

„Wachsames Engagement gegen Antisemitismus und Hass“

Antisemitismus und Rassismus würden die Grundlagen unseres demokratischen Staates unterminieren und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gefährden, so der Ministerpräsident. „Dagegen müssen wir uns mit aller Entschiedenheit wehren.“

Landesjustizministerin Franziska Weidinger (CDU) und die Landesopferbeauftragte Gabriele Theren riefen im Vorfeld zu einem „wachsamem Engagement gegen Antisemitismus und Hass“ auf.