31. Oktober 31. Oktober: Durchsuchungen nach Rocker-Krieg in Halle
Halle (Saale)/MZ. - Mit Molotowcocktails, Schusswaffenund Pflastersteinen haben sich in der Nachtzum Dienstag offenbar verfeindete Rocker-Gruppenin Halles Innenstadt eine Straßenschlachtgeliefert.
Am Dienstagabend durchsuchte die Polizei ein zurzeit nichtbewohntes Haus in der Magdeburger Straße und stellte Beweismittel sicher. Neue Erkenntnisse liegen derzeit noch nicht vor.
An der Auseinandersetzung sollenrund 20 Personen beteiligt sein. Zwei Männerwurden verletzt, einer von beiden erlitt nachMZ-Informationen einen Lungendurchschuss.Nach Polizeiangaben verweigern die beidenbislang jede Auskunft zu dem nächtlichen Kampf.Die übrigen Beteiligten konnten flüchten.
Nach MZ-Informationen handelt es sich beiden Auseinandersetzungen um einen Rachefeldzugdes halleschen Rocker-Clubs "Underdogs MC"gegen abtrünnige Mitglieder. Hintergrund istdemnach ein Kampf um Vorherrschaft in derStadt. Bisherige Underdogs wollen offenbarin Halle eine Ortsgruppe des weltweit agierendenRockerclubs Bandidos gründen. Im Zuge derAuseinandersetzung wurde einem der beidenAnführer der verfeindeten Gangs das Auto angezündet.Daraufhin wurde auf den anderen Gangchef geschossen.Das Land habe von den Vorgängen als Gerüchtgehört, es gebe aber noch keine gesichertenErkenntnisse, sagte Innenstaatssekretär RüdigerErben (SPD): "Das ist alles ausgesprochenvage."
Wurfsterne und Baseballschläger
Die Underdogs waren bereits im Juni 2009aufgefallen. Damals hatte die Polizei beieiner Razzia Wurfsterne, Schreckschusswaffen,Baseballschläger und Messer sichergestellt.Mitglieder des halleschen Clubs waren an einemÜberfall auf ein Bikerfest in Brandenburgim Januar 2009 beteiligt. Auch von dem monatelangin Leipzig schwelenden Kampf zwischen denverfeindeten Rocker-Clubs Bandidos und HellsAngels gibt es eine indirekte Verbindung nachHalle: Die Leipziger Bandidos lösten sichauf, ein Teil wechselte zu den Hells Angels,ein anderer Teil zu den halleschen Underdogs.
Bislang allerdings war Halle kein Ort vonAuseinandersetzungen der Bikerszene, in denenes hauptsächlich um die Vorherrschaft im Rotlicht-und Drogenmilieu sowie an den Pforten derDiscos geht. Auch in Sachsen-Anhalt insgesamtwar das Treiben der Rockerbanden laut Innenministeriumbisher kein Kriminalitätsschwerpunkt. Allerdingsgebe es Bestrebungen von Ablegern großer Clubs,sich in der Altmark zu etablieren. Zudem suchenAngehörige der rechtsextremen Szene zunehmenddie Nähe zur Rocker- und Hooligan-Szene, dabeigibt es auch personelle Überschneidungen.
Land will bundesweites Verbot
Im Gegensatz zu anderen Ländern hat Sachsen-Anhaltnoch keine Rockerbande verboten, fordert aberein bundesweites Verbot der Hells Angels undanderer Clubs. Im Mai hatte Schleswig-Holsteindie Hells Angels und die Bandidos verboten.Im vorigen Jahr war in Brandenburg eine Untergruppeder Bandidos aufgelöst worden.
Der letzte schwere Vorfall, in den das Rockermilieuin Sachsen-Anhalt verwickelt war, liegt mehrals zehn Jahre zurück: 1999 war vor einerDiscothek in Merseburg ein selbst gebauterSprengsatz gezündet worden, eine unbeteiligteFrau wurde schwer verletzt. Die Ermittlungenführten in die Rockerszene und ins Rotlichtmilieu.