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1933 brannten auf dem Uni-Platz Bücher

Von Katja Pausch 10.05.2007, 17:12

Halle/MZ. - Im Seminarraum der Gedenkstätte "Roter Ochse" herrscht an diesem Donnerstagmorgen angesichts der barbarischen Vernichtung von Kulturgut durch die Nationalsozialisten tiefes Schweigen. Bis auf den letzten Platz ist der Raum besetzt, in dem unter dem Thema "Verbrannt. Vergessen?" das Geschehen der Bücherverbrennung näher beleuchtet werden soll. Eingeladen hatte der Verband deutscher Schriftsteller in Kooperation mit der Gedenkstätte "Roter Ochse", dem Literaturhaus Magdeburg und dem Friedrich-Bödecker-Kreis Sachsen-Anhalt, gekommen waren Schüler der Latina und der Schönebecker Sekundarschule "Maxim Gorki" sowie viele Interessierte.

Dem stummen, aber beredten Filmdokument (der Kurzfilm wurde am 12. Mai 1933 von der damaligen Landesfilmstelle zu Propagandazwecken gedreht) ging eine Lesung voraus: Simone Trieder und Birgit Herkula, Schriftstellerinnen aus Halle beziehungsweise Magdeburg, erinnerten an Autoren, deren Bücher damals Opfer der Nazis und damit der Flammen wurden. Interessant der Fund, den Simone Trieder auf der Suche nach Spuren der Bücherverbrennung in Halle in der Marienbibliothek gemacht hat: ein Brief der Studentenschaft, in dem im April 1933 die Bibliothek aufgefordert wurde, innerhalb von zwei Tagen ein "Verzeichnis aller Bücher" anzufertigen - zum Zwecke der "großzügigen Säuberung von unerwünschten Beständen". "In Halle wurde anhand einer erweiterten Liste besonders gründlich bei der Aussonderung von Werken marxistischer, pazifistischer und jüdischer Schriftsteller vorgegangen", so Simone Trieder. Allerdings habe sie nicht mehr als Hinweise auf einen häufig zitierten "vorläufigen hallischen Generalindex" gefunden.

Mit Ernst Ottwalt, Autor von "Ruhe und Ordnung", Charlotte Beradt und Krystyna Wituka wurden einige unbekannte Autoren genannt, die das Land verlassen mussten oder deren Werke verboten wurden. Der Philosoph Rainer von Sivers erinnerte in anschließender Diskussion zudem an die Vernichtung des ersten Heine-Denkmals in Trotha durch die Nazis 1931.