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Tourismus in Ferropolis Tourismus in Ferropolis: Der eiserne Campingplatz neben Gräfenhainichen

Von Julius Jasper Topp 27.06.2020, 20:09
Louis, Jannis und Julian reisten aus München an und kampierten in der Baggerstadt.
Louis, Jannis und Julian reisten aus München an und kampierten in der Baggerstadt. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Camping ist jetzt auch unter Baggern möglich. Das Freiluftmuseum Ferropolis ist seit Freitag auch für Freunde von Wohnmobilen, Zelten und Campingwagen ein möglicher Urlaubsort. Das geschieht durchaus aus einer Notlage heraus, sagte Ferropolis-Geschäftsführer Thies Schröder am Freitag. 450.000 Euro Einnahmen seien dem Veranstaltungsort durch den Ausfall der Festivalsaison entgangen. Da müsse man nun nach Alternativen suchen - auch, wenn deren Erträge bei weitem nicht ausreichten. Die wirtschaftliche Lage sei ernst.

Etwa 100 Plätze für Camper an drei Orten auf dem Gelände des Freiluftmuseums seien jetzt geschaffen worden, so Schröder. Laufen solle der Campingbetrieb zu Ferropolis vorerst bis zum Ende der Sommerferien. Ab Juli sollen noch die diversen Hütten hinzu kommen, die eigentlich für die Premiumkunden von Festivals gedacht waren. Die ersten Camper waren bereits am Freitag angereist - etwa ein Dutzend Plätze seien vergeben, um die 60 Gäste habe man bislang gezählt. Ein Teil davon hatte sich direkt die „exklusive Lage“ ausgesucht, wie Schröder die Plätze direkt am See nennt.

Auf die Idee, die Flächen des Industriedenkmals an Camper zu vermieten, ist das Hamburger Unternehmen Popup Camps gekommen. Tobias Abt, einer der Geschäftsführer, erklärt, wie es dazu kam: Eigentlich arbeite man als Video- und Eventfirma BSP Media. Da das Geschäft wegen der Corona-Krise aber völlig zum Erliegen kam, habe man im Kollegenkreis nach Alternativen gesucht. Da es viele enthusiastische Campingfreunde im Unternehmen gibt, sei man schnell auf die Idee gekommen, die Veranstaltungsorte in Deutschland anzufragen, ob sie ihre Flächen nicht als Urlaubsorte zur Verfügung stellen wollen.

Die Vermarktung übernimmt Popup Camps dann mit. Inzwischen suche man auch nach privaten Grundstückseigentümern, die ihre Wiese oder ihr Grundstück für Camper öffneten - natürlich gegen Gebühren. Denn: „Die Campingplätze an der Ostsee sind dicht“, sagt Abt. Die Deutschen machten in Corona-Zeiten nun vermehrt im eigenen Land Urlaub. Das erkenne man auch an den Zulassungszahlen von Campingfahrzeugen: knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr seien hier zugelassen worden. Abt ist zur Eröffnung der Campingsaison in Ferropolis auch gleich mit dem eigenen Camper angereist.

Wer nun im Industriedenkmal seine Zelte aufschlage, wisse man auch noch nicht sagte Ferropolis-Geschäftsführer Thies Schröder. Schließlich habe man keinerlei Erfahrungswerte. Möglich sei es schließlich, dass sich das eher junge Festivalpublikum nach der Stadt aus Eisen sehne - wenn auch ohne Livemusik. „Vielleicht kommen aber auch eher Familien oder ältere Besucher“, sagte er. Sollte sich der Campingplatz Ferropolis bewähren, wolle man überlegen, in den kommenden Jahren auch ohne Corona-Notlage daran festzuhalten.

Bei der touristischen Entwicklung gebe es nämlich durchaus Bewegung: Das jahrelange Ringen um die Nutzung des Gremminer Sees, der wegen seiner Bergbaugeschichte und den damit verbundenden behördlichen Hürden immer noch nicht völlig touristisch erschlossen werden kann, stehe vor einem Schritt nach vorn. Er gehe von einer Erleichterung, zumindest, was die Nutzung der Wasserfläche angehe, in den nächsten Wochen aus. Dann, so Schröder, wolle man auch endlich Angebote für Wassersportfreunde machen.

Kosten und Bestimmungen

Auf der Internetseite von Popup Camps finden sich die Angebote zum Camping auf Ferropolis. Pro Tag fallen 30 Euro plus Gebühren für einen Stellplatz an. Besucher müssen sich an die üblichen Bestimmungen halten, sich zum Beispiel in eine Liste eintragen. Die sanitären Einrichtungen auf dem Gelände stellt die Ferropolis GmbH aus ihrem Festival-Arsenal. Der Biergarten ist ebenfalls geöffnet - und dürfte sich wohl auch gestiegener Beliebtheit erfreuen. Schließlich waren seit der Wiedereröffnung im Mai knapp ein Drittel mehr Tagesgäste gekommen, als sonst üblich.

››Weitere Informationen unter ferropolis.de und www.popupcamps.de(mz)

Sonne, Strand und Caravan in Ferropolis wird dies möglich.
Sonne, Strand und Caravan in Ferropolis wird dies möglich.
Klitzsch