Gartensparte zu verkaufen Gartensparte zu verkaufen: Ein Spielball für Investoren

Schköna - Thomas Deckert klingt nicht ganz so zufrieden. „Zehn Euro über das Mindestangebot“, sagt der Leipziger Auktionator auf MZ-Anfrage. Unter den Hammer gekommen ist am Freitag eine Kleingartensparte - zumindest ein großer Teil davon - in Schköna am Teufelsstein. Es ist ein schönes Fleckchen Erde zum Entspannen mitten in der Dübener Heide.
Doch die Idylle ist längst ein Spielball für Investoren. Die Sparte, die am 2. Oktober 1990 gegründet wurde und sich als Nachfolger von der DDR-Anlage „Fortschritt“ sieht, ist Gegenstand eines Finanzpokers der Kapitalanleger. „Der Grund und Boden gehörten einst dem Land. Uns wurden die Flächen für horrende Summen angeboten“, erklärt die Vorsitzende und nennt die Summe von 20.000 Euro für das Vorkaufsrecht.
Die Magdeburger waren beim Pokern auf Kosten der Kleingärtner nicht besonders erfolgreich. Die Landgesellschaft - Aufsichtsratsvorsitzende ist Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) - verrechnete sich gründlich. Für 7.500 Euro wurden die Flurstücke laut Vereinsvorsitzende an eine Gesellschaft in den alten Bundesländern verramscht.
Und die stellte sich nun offensichtlich deutlich geschickter als ihre Vorgängerin an. Sie fordert bei der Auktion in Leipzig am vergangenen Freitag ein Mindestangebot für die insgesamt 18.527 Quadratmeter von 12.500 Euro und macht eben einen satten Gewinn. Bauliche Anlagen, wie Bungalow oder Schuppen gehören allerdings nicht dazu. Die Jahrespacht, die jetzt dem neuen Eigentümer zu überweisen ist, beträgt 708 Euro.
„Wir sehen die Entscheidung mit Gelassenheit“, so die Vorsitzende. An der Pacht sei nicht zu rütteln, das sei schließlich gesetzlich geregelt. Den Kleingärtnern passiere nach dem Verkauf „erstmal nichts“, denn es gelte eine Pachtpreisbindung. Sie beträgt 4,1 Cent pro Quadratmeter und Jahr. Darüber hinaus habe der Gesetzgeber mit dem Bundeskleingartengesetz ein strenges Kündigungsschutzrecht aufgebaut.
Die Vorsitzende hat für das überraschend große Interesse an den Gärten der Heide eine Erklärung. Sie ist davon überzeugt, dass die Investoren die Flächen blind erwerben. Nach den aktuellen Auktionsunterlagen liegt Schköna nur neun Kilometer von der A 9 entfernt. Auch der bisherige Eigentümer sei auf einen solchen Fehler - damals wurden laut der Vorsitzenden lediglich sechs Kilometer angegeben - hereingefallen. Tatsächlich sind es über 30 Kilometer.
Dafür ist natürlich Willy Boß nicht verantwortlich. Er ist der Chef der Landgesellschaft und kann den Schkönaer Vorwurf, dass die Gärten zum Spielball von Investoren werden, nicht wirklich entkräften. „Das ist mir zu plakativ formuliert“, sagt er am Dienstag auf MZ-Anfrage und betont: „Schköna ist ein Einzelfall.“
Es sei die große Ausnahme, dass ein Käufer in kürzester Zeit das Erworbene weiter veräußert. Aufgabe seiner Gesellschaft sei es, „nichtbetriebsbedingtes Vermögen zu verwerten“. Dazu gehören unter anderem nicht mehr genutzte Forsthäuser oder die ehemalige Justizvollzugsanstalt in Naumburg. „Und es ist nicht Aufgabe des Landes, Gärten zu betreiben“, so Boß, der vor dem Verkauf den Verkehrswert ermitteln lässt.
Dass bei einer Auktion, das Mindestangebot darunter liege, sei der Normalfall. Er könne seine Offerten eben nur am Verkehrswert ausrichten. Daran zeigen vor allem „Sparten mit hohem Leerstand“ kein Interesse. Kommunen gehören auch nicht zu den bevorzugten Ansprechpartnern. Das ärgerte auch die Dessauer Verwaltung.
Die hatte für den „Obstmustergarten“ das Land gebeten, eine Übertragung an die Stadt zu prüfen. „Dazu haben wir keine Rückantwort erhalten“, bedauerte Pressesprecher Carsten Sauer. Auch Gräfenhainichen hätte sich eine Offerte aus Magdeburg gewünscht. „Ich hätte den Stadtrat abstimmen lassen und den Kauf befürwortet - aber zum fairen Preis, nicht zum Verkehrswert“, so Bürgermeister Enrico Schilling (CDU).
Übrigens, wer sich gerade nicht als finanzstarker Kapitalanleger sieht und etwas gratis haben möchte, der kommt ebenfalls in Schköna auf seine Kosten. „Aus Altersgründen ist ein schöner Garten samt Laube und Inventar kostenfrei abzugeben“, heißt es auf der Website der Sparte. (mz)