Debatte Debatte : Jugendclub in Gräfenhainichen völlig ohne Konzept?

Gräfenhainichen - Der neue Jugendclub in der Gräfenhainichener Gartenstraße bleibt ein Sorgenkind. Zwar sprechen die verantwortlichen Mitarbeiter Petra Scherbaum und Jens Müller von einem ordentlichen Start und guten Tagen mit bis zu 20 Besuchern. Ein Konzept für die Einrichtung gibt es allerdings bis heute nicht.
Vor mehr als fünf Monaten wurde der Club eröffnet. Schon damals war unter anderen von den Mitgliedern des Kultusausschusses ein Konzept für die Jugendarbeit eingefordert worden. Jetzt kursiert zwar ein mehrseitiges Papier. Das ist allerdings kaum mehr als eine Sammlung an Veranstaltungen und Projekten, die es im Haus gegeben hat. Erstellt haben es allerdings weder die Jugendlichen noch die Mitarbeiter der Einrichtung.
Der Jugendclub in der Gräfenhainichener Gartenstraße steht allen Jugendlichen im Alter von 14 bis 27 Jahren offen. Die können in der Einrichtung Montag bis Donnerstag von 15.30 bis 19 Uhr, Freitag von 15 bis 20 Uhr und jeden dritten Sonnabend im Monat von 15 bis 19 Uhr ihre Freizeit verbringen. Die Einrichtung steht für einen Neubeginn der Jugendarbeit in der Kernstadt. Zuvor hatte die Kommune die Zusammenarbeit mit dem Landkreis in dem gemeinsam betriebenen Freizeitzentrum mit Verweis auf fehlende Besucherzahlen aufgekündigt.
„Ich habe es zusammengetragen“, erklärt Gräfenhainichens Vize-Bürgermeisterin Petra Helbig und fügt hinzu, „ganz am Anfang zu stehen“. Jens Müller, der die Einrichtung in der Gartenstraße als Mitarbeiter des Kreiskinder- und Jugendrings betreut, findet das nicht unnormal. „Wir haben erst seit 28. Mai offen. Da kann man keine Wunder erwarten.“
Wohl aber ein Konzept, an dem die Leute mitzuwirken hätten, die im Club arbeiten, wie Kultusausschussmitglied Katlen Dyballa klarstellt. „Das ist deren Arbeit“, fügt sie hinzu. Auch Gräfenhainichens Ortsbürgermeistern Christel Lück (Linke) wird deutlich. „Die inhaltliche Ausrichtung muss da sein. Hier geht es nicht nur um ein Wünsch-dir-was.“
Nur was wollen der Club und seine Besucher, von denen die meisten im Haus Neuland betreten? „Von den Leuten, die damals den Club wollten, sind nur noch zwei da“, erklärt Jens Müller. Er hat zudem festgestellt, dass die Jugendlichen vornehmlich Ruhe genießen: dasitzen, quatschen.
Für SPD-Stadtrat Lothar Schröder ist genau das der Ansatz. „Wenn wir Druck ausüben, kommt gar keiner.“ Auch käme es nicht gut an, wenn die Besucher in der Freizeit mit Bildung überfordert würden. Schröder steht unter Ratskollegen mit solchen Aussagen weitgehend allein und muss sich die Frage gefallen lassen, ob es fürs Rumhängen und Nichtstun überhaupt qualifiziertes Betreuungspersonal brauche. Eine Antwort bleibt aus. „Wenn es gewünscht ist, schreiben wir das Konzept auf.“ Solche Sätze der Club-Mitarbeiter entspannen die Lage nicht.
Fest steht, dass es im Jugendclub in den ersten Monaten seit Neueröffnung Angebote gegeben hat, die auf Zustimmung stießen. Radtouren gehörten ebenso dazu wie ein Ausflug ins Freizeitbad „Woliday“ nach Wolfen oder die Nachtführung durch Gräfenhainichen.
Im Papier, das Grundlage für eine Konzeption der Arbeit im Club sein soll, ist außerdem von Kooperationen mit dem Hort „Kinderspaß“ und der „Ferropolisschule“ die Rede. „Das kenne ich nicht. Wir haben eine Kooperation mit dem Haus der Jugend und Vereine gehabt. Mit dem Jugendclub gibt es nichts“, stellt Katlen Dyballa klar.
Das ist offensichtlich nicht die einzige Ungereimtheit. Vor dem Neustart des Clubs war auch von der Stelle eines Streetworkers die Rede. Der sollte die Jugend vor Ort erreichen. Unterwegs ist er bis heute nicht. (mz)