Adventsserie aus Gräfenhainichen: Adventsserie aus Gräfenhainichen: Ziemers sind seit 300 Jahren im Fleischerei-Geschäft

Wittenberg - Seit über 300 Jahren betreibt Christian Ziemer seine Fleischerei in Gräfenhainichen. Seit 1692 heißt der Inhaber des gleichnamigen Geschäfts so. Das schafft der Fleischer nicht, weil er ein biblisches Alter erreicht, sondern weil jeder männliche Nachkomme mit Vornamen Christian heißt und das Familienunternehmen fortführt.

„Es ist das älteste Handwerkshaus in Gräfenhainichen“, sagt Christian Ziemer senior über das Gebäude an der Marktstraße 3 in der Heidestadt. Es dürfte sich auch um einen der ältesten Fleischereibetriebe in ganz Deutschland handeln.

Der Senior ist die 12. Generation, inzwischen hat sein Sohn übernommen - und der hat mit einigen neuen Ideen auch für frischen Wind gesorgt. Das betrifft auch die Weihnachtssaison. Der sonst für viele Familien übliche Besuch im Restaurant an einem der Feiertage ist mehr als unwahrscheinlich. Eine Möglichkeit, trotzdem etwas festliches auf den Tisch zu bringen, ohne stundenlang in der Küche zu stehen, bietet die Fleischerei Ziemer.

Klassische Renner zur Weihnachtszeit seien zum Beispiel das fertig zubereitete Wildgulasch, teils von den Jägern in der Familie selbst geschossen, teils von Waidmännern aus der Region eingekauft, Gans und auch die beliebte Kombination Bockwurst mit Kartoffelsalat, die auf vielen Tischen zu Heiligabend steht. Und - bei vielen ebenfalls hoch in der Gunst: Weißwürste, die dem Senior zufolge, „bei uns besser schmecken, als bei den Bayern“, was laut Junior Christian Ziemer wohl an der „geheimen“ Zutat, einem Spritzer Zitrone, liegt.

Partyservice bot das Unternehmen schon länger an - doch jetzt gibt es außerdem einen Koch in der Familie. Kay Schriever ist der Schwiegersohn in spe der Ziemers. Er kommt aus dem hohen Norden nach Gräfenhainichen, lebte lange in Flensburg und arbeitete in einem renommierten Restaurant auf Sylt. „Die Tochter hat sich in einen Koch verliebt“, meint er schmunzelnd. Er gehört inzwischen mit zum Team und ist für die servierfertigen Gerichte zuständig.

Während der Partyservice während der Corona-Zeit deutlich zurückging - private Feste fielen aus, Dorf- und Feuerwehrfeste ebenfalls - hatten die Ziemers während der Grillsaison mehr als genug zu tun. „Es war deutlich mehr im Sommer“, findet auch Susanne Ziemer, die Frau des Seniors, die mit ihm gemeinsam als „gute Geister des Hauses“ im Betrieb mithilft, den vor einem Jahr der Sohn übernahm. Deutlicher Trend: Es wird mehr Rind gegessen, früher kauften die Kunden eher Schweinefleisch. Deswegen wollen die Ziemers auch künftig Dry-Age-Steaks anbieten.

Früher hatten die Eltern von Christian Ziemer senior noch einen eigenen Bauernhof, dessen Produkte dann auch in der Auslage standen. Heute hat das Unternehmen zwölf Mitarbeiter, neben dem Hauptsitz in Gräfenhainichen noch Filialen in Oranienbaum und Zschornewitz, sowie ein Verkaufsfahrzeug, das täglich in einem halben Dutzend Dörfern - vom nördlichen Sachsen bis ins südliche Brandenburg - unterwegs ist.

Übrigens: Die dann 14. Generation der Ziemers ist bereits da - der jüngste Sohn Christian Willem ist mit seinen sieben Jahren zwar derzeit noch eher daran interessiert, Astronaut zu werden, erzählt Vater Christian Ziemer junior - „aber er hilft auch schon einmal im Laden mit“.

Und was kommt bei der Fleischerfamilie zu Weihnachten auf den Tisch? „Wir essen Gans“, erzählen die Ziemers. Die gibt es übrigens auch vorgegart in der Fleischerei - samt Soße. Wer sich eine sichern möchte, müsste allerdings noch bis zum 12. Dezember vorbestellen, sonst könnte es eng werden.

Die Serie Weihnachtsmacher stellt Handwerker, Künstler und Händler vor, die mit ihren Ideen Geschenke fertigen, die natürlich in der Weihnachtszeit besonders gefragt sind, sie aber gern auch für andere Anlässe in den Galerien, Ateliers, in den Werkstätten oder in Läden erworben werden können. Die Weihnachtsmacher verraten, wo sie zu finden sind und was sie bereithalten. Vom Corona-Jahr betroffen, fallen nun noch die Adventsmärkte weg, auf denen sie ihre Geschenke-Angebote unterbreitet hätten. Zudem soll es auch um Menschen gehen, die anderen Zeit schenken. (mz)