Weinprämierung in Freyburg Weinprämierung in Freyburg: Zweimal Gold für Hobbywinzer aus Höhnstedt

Höhnstedt/Freyburg/MZ - 2000 Quadratmeter Anbaufläche sind zu klein, um sie „Weingut“ nennen zu dürfen. Hartmut Schreiter aus Höhnstedt (Gemeinde Salzatal) bezeichnet sein Reich deshalb als „Wein-Werk“.
2000 Flaschen hat der Hobby-Winzer im vergangenen Jahr abgefüllt, zur Zeit produziert er neun Weine aus acht Rebsorten. „Ich wissen wollte, wie meine Weine bei anderen Winzern ankommen und habe deswegen erstmalig an der jährlich stattfindenden Landesweinprämierung teilgenommen“.
Vier Weine stellte Schreiter vergangene Woche in Freyburg vor - drei davon wurden überraschend ausgezeichnet, zwei sogar mit einer Goldmedaille: ein Rotwein, ein Cabernet Mitos Spätlese, und ein Weißer, eine Scheurebe Beerenauslese.
Eigene Namen
Hartmut Schreiter gibt seinen Weinen zusätzlich zur Sortenbezeichnung eigene Namen. Der Cabernet Mitos heißt „Einundfünfzig Grad“, was sich vom Breitengrad ableitet, auf dem die Rebsorte wächst. Die Scheurebe-Bezeichnung „Sämling 88“ stammt freilich nicht von Schreiter, sondern vom Züchter Georg Scheu, der den Wein 1916 so benannte.
Um diesen Wein respektive seinen Namen rankt sich eine erzählenswerte kleine Geschichte: Die Scheurebe ist auch bekannt als der einzig entnazifizierte Wein des Landes. Von 1930 bis 1945 nämlich trug sie den Namen „Doktor Wagner-Rebe“, benannt nach einer NSDAP-Größe. Nach dem Krieg dann wurde sie in „Georg Scheu“ umgetauft.
Die dritte prämierte Sorte des Höhnstedters, ausgezeichnet mit einer Bronzemedaille, ist eine Riesling-Spätlese mit dem Namen „Posthumus“; so genannt, weil die Stöcke bereits gerodet sind.
Wann und warum Schreiter mit der Winzerei als Hobby anfing, erfahren sie auf der folgenden Seite.
Dass Hartmut Schreiter gleich beim ersten Anlauf zweimal Gold gewonnen hat, ist umso erstaunlicher, als dass er tatsächlich fast noch ein Neuling auf diesem Gebiet ist. Der Liebe wegen kam er vor gut zwanzig Jahren aus Berlin nach Höhnstedt und landete in einer Familie, die traditionell Wein für den Eigenbedarf anbaute.
Schon immer Weinliebhaber
Er sei, wie Schreiter sagt, immer schon Weinliebhaber gewesen. „Ich habe vielleicht in meinem ganzen Leben einen Kasten Bier getrunken, sonst immer nur Wein.“ Folgerichtig stürzte er sich in dieses Hobby, 2004 begann er mit dem Anbau für den Eigenbedarf, und als die Menge diesen deutlich überstieg, gründete er 2008 sein „Wein-Werk“.
Dort produziert er nun also in seiner Freizeit seine feinen Tropfen, unterstützt von seiner Familie. Die Etiketten für seine Flaschen gestaltet er auch noch selbst, mit viel Freude, wie er sagt.
Soviel also zum Freizeitverhalten des Hartmut Schreiter. Hauptberuflich ist er mit Technik beschäftigt.
Der Bauingenieur ist Geschäftsführer eines Ingenieurbüros, das momentan in Leipzig die Planungskoordination für den Umbau des Hauptbahnhofes betreut.
Wer probieren möchte, wie ein Gewinner so schmeckt, kann dies in Höhnstedt tun. Im „Wein-Werk“ selbst oder der „Vino-Info“ sind Schreiters Weine erhältlich.