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Unruhe bei der Volksbank Unruhe bei der Volksbank: Fusionspläne sorgen für Kritik

Von Jörg Müller 13.05.2019, 10:43
Die Volks- und Raiffeisenbank Eisleben hat ihren Sitz an der Ecke Freistraße/Bucherstraße.
Die Volks- und Raiffeisenbank Eisleben hat ihren Sitz an der Ecke Freistraße/Bucherstraße. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Es rumort bei der Volk- und Raiffeisenbank Eisleben. Vor der Generalversammlung am kommenden Mittwoch im Hotel an der Klosterpforte wird Kritik an der geplanten Fusion mit der Volks- und Raiffeisenbank Saale-Unstrut (Saalekreis/Burgenlandkreis) laut.

Die Genossenschaftsmitglieder werden dort über die Verschmelzung der beiden Geldinstitute abstimmen, die rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft treten soll.

120-jährige Geschichte geht zu Ende

„Damit geht die 120-jährige Geschichte der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben zu Ende“, sagte ein Genossenschaftsmitglied, das seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, im Gespräch mit der MZ.

Die geplante Fusion sei nicht notwendig, weil es der Eisleber Bank wirtschaftlich gut gehe. Die Bilanzsumme steige kontinuierlich, die Gewinne seien stabil. Da die Saale-Unstrut-Bank circa dreimal so groß wie die Eisleber sei, handele es sich nicht um eine Fusion auf Augenhöhe, sondern um eine Übernahme. Es sei damit zu rechnen, so das Mitglied, dass nach der Fusion Filialen geschlossen beziehungsweise Öffnungszeiten verkürzt würden.

Die Bank betreibt neben ihrem Hauptsitz in der Freistraße Filialen in Helfta, Helbra, Röblingen und Querfurt. Ein Problem gerade für Ältere sei die Änderung der Kontodaten.

Der Bank-Kunde, der nach eigener Aussage auch für andere Mitglieder spricht, kritisiert zudem, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat nicht umfassend über die Fusion informiert hätten. „Die Mitglieder sind bewusst ahnungslos gehalten worden.“

Auch die Mitarbeiter seien verunsichert. Viele wüssten nicht, ob und wie es für sie bei der Bank weiter gehen werde. Das Mitglied befürchtet außerdem, dass das soziale Engagement des Geldinstituts zurückgefahren werde. „Insgesamt ist das für Eisleben ein herber Verlust.“

Vorstand weist Kritik zurück

Die Vorstände der Volks- und Raiffeisenbank Eisleben, Thomas Kaul und Detlef Kommischke, wiesen im MZ-Gespräch die Vorwürfe zurück. Es sei zwar richtig, so Kommischke, dass sich das Haus in den vergangenen Jahren gut entwickelt habe. So ist die Bilanzsumme 2018 gegenüber dem Vorjahr um rund sieben Prozent auf 160 Millionen Euro gestiegen.

„Die Frage ist allerdings, wie wir auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren“, so der Vorstand. Er nannte unter anderem die anhaltende Niedrigzins-Situation, die Digitalisierung, den demografischen Wandel und das im Banksektor immer weiter zunehmende Meldewesen.

„Wir haben uns entschieden, nicht abzuwarten, sondern aus einer Position der Stärke heraus zu handeln“, so Kommischke. Die fusionierte Bank werde eine Bilanzsumme von rund 600 Millionen Euro haben und damit leicht über dem Mittelfeld aller Genossenschaftsbanken liegen.

Die deutliche Erhöhung des Eigenkapitals werde die Bank zukunftssicherer machen. Dazu komme, so Kaul: „Ein größeres Haus kann sich mehr spezialisieren.“ Bei 35 Mitarbeitern in Eisleben seien diese Möglichkeiten dagegen begrenzt.

Filialen der Volks- und Raiffeisenbanken sollen bleiben

„Wir wollen Kosten sparen, aber an Stellen, wo es der Kunde nicht merkt“, betonte Kommischke. Sowohl die Zahl der Filialen als auch die Öffnungszeiten würden sich durch die Fusion nicht ändern. In den nächsten Jahren würden aber mehrere Mitarbeiter in leitenden Positionen altersbedingt ausscheiden, darunter Kommischke selbst.

Sein Posten wird dann nicht wieder besetzt. Das heißt, dass die fusionierte Bank zunächst vier, später drei Vorstände haben wird. „Die Vorstände werden neben ihrer fachlichen auch eine regionale Verantwortung haben“, so Kaul, der mit seinem Kollegen weiterhin seinen Sitz in Eisleben haben wird. „Die Regionalität bleibt erhalten.“ Ebenso werde die Bank sich auch weiterhin sozial engagieren und wie bisher Vereine und Veranstaltungen unterstützen, so Kaul.

Kontodaten für Kunden ändern sich

Nicht nachvollziehen können die Vorstände die Kritik, dass Mitglieder und Mitarbeiter nicht ausreichend informiert worden seien. „Auf der Generalversammlung vor zwei Jahren ist die Fusion angekündigt worden“, so Kaul. „Vor einem Jahr haben wir über den Stand informiert.“

Kürzlich habe es dann noch einmal eine Informationsveranstaltung gegeben, die rege genutzt worden sei. Auch intern sei immer offen über jeden Schritt kommuniziert worden, so Kommischke. Dass Mitarbeiter mit einer gewissen Wehmut in die Zukunft blicken, könne er durchaus verstehen. „Wir sind hier 38 Leute, das ist wie eine kleine Familie. Bei 130 Mitarbeitern ist das natürlich anders.“

Dass sich die Kontodaten für die Kunden ändern werden, sei leider nicht anders möglich gewesen. „Wir wissen, dass das ein Wermutstropfen ist“, so Kaul. Die EC-Karte werde aber weiter gelten, und auch alle Zahlungen würden weiter laufen, ohne dass der Kunde etwas ändern müsse. (mz)