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Tragödie auf Salzigem See Tragödie auf Salzigem See: Fischer vom Sturm überrascht

Von burkhard zemlin 04.01.2015, 16:28
Der Salzige See heute.
Der Salzige See heute. lukaschek Lizenz

Röblingen - Am 4. Januar 1745 kam ein heftiger Sturm auf im Mansfelder Land, insbesondere über den Seedörfern tobte das Unwetter, wie aus den Aufzeichnungen von Johann Andreas Oschmann hervorgeht, der seinerzeit Pfarrer in Röblingen war.

Unerwarteter Wetterumschung

Offenbar hatte diesen Wetterumschwung keiner erwartet, auch nicht der Fischer Adam Brauer. Denn sonst wäre er kaum mit seinem Boot hinaus auf den Salzigen See gefahren in der Hoffnung auf einen guten Fang. Doch die Gelegenheit schien günstig, der See war eisfrei, wer weiß wie lange noch, und so entschloss er sich, gemeinsam mit seinem ältesten Sohn auf das Wasser zu fahren. Zwölfeinhalb Jahre war der Sohn alt und dürfte dem Vater schon manches Mal eine tüchtige Hilfe gewesen sein, wie zu vermuten ist.

Beisetzung in Wansleben

Um welche Stunde und wo der Fischer mit seinem Junior hinausgefahren ist, wissen wir nicht. Doch aus dem Kirchenbuch erfahren wir, dass die beiden „auf hiesiger See ertrunken und umgekommen“ sind, „weil ein großer Sturm und Wetter sich erhoben“, wie Oschmann schreibt, dessen Aufzeichnungen 1931 Hermann Etzrodt in seinem Buch „Die Herrschaft Röblingen“ zitiert.

Vater und Sohn blieben verschollen, der See gab sie den ganzen Winter über nicht mehr her. Erst am 23. April wurde die Leiche des Knaben gefunden, tags darauf entdeckte man auch den Vater. „Sie haben fast 17 Wochen in der See gelegen“, schreibt Pfarrer Oschmann und fügt hinzu, dass beide „den 25. April mit einem Leichen Sermon in Wansleben von H. Past. Ganßen begraben worden.“

Da die Beisetzung in Wansleben erfolgte, darf angenommen werden, dass sie auch dort beheimatet waren.

Bereits im folgenden Jahr forderte der See ein weiteres Opfer, wie wir aus den Aufzeichnungen von Johann Andreas Oschmann erfahren. Dieser hält fest: „Anno 1746 Den 25 Martii ist Susanna Maria Fischerin des seligen Daniel Fischers hinterlassene Tochter, da sie auf dem Eise über die See von Seeburg nach Unter Röblingen gehen wollen und das Eis eingebrochen, ertrunken und den 27. huius (dieses Monats) mit einem Leichen Sermon begraben worden.“

Wie viele Menschen insgesamt im Salzigen See verunglückt sind, vermag keiner zu sagen. Doch vermutlich waren Adam Brauer und dessen Sohn nicht die ersten Todesopfer, sie sind jedoch die ersten, die in den Annalen genannt werden. Ein Jahr später folgt bereits Susanna Maria Fischer und schließlich der Schüler Franz Karl Meyer aus Erdeborn, der laut Chronik Ende Februar 1887 beim Schlittschuhlaufen „in ein Wasserloch“ des Sees stürzte und ertrank. Er könnte das letzte Todesopfer gewesen sein, denn bald darauf endet die Geschichte des Sees.

Wasser strömte in Grubenbaue

1892/93 verschwand ein großer Teil des Wassers in der Tiefe, 1894 nahm ein Pumpwerk die Arbeit auf, das bis heute die Rückkehr des Sees verhindert. Von der rund 850 Hektar großen Wasserfläche blieben nur die Teufe sowie der Binder- und der Kärrnersee übrig. In den 1980-er Jahren und nach 1990 sammelte sich dann zwischen Röblingen und Aseleben so viel Wasser, dass die Verbindungsstraße mehrmals angehoben werden musste, um den Verkehrsweg zu erhalten. (mz)