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Tradition Tradition: Blumenmeer auf dem Kopf

Von Daniela Kainz 18.05.2013, 16:18
Alexander ist ausgestattet. Mutter Madeleine Born fertigte für ihn den Blumenhut an, der Teil der Kleidung der Pfingstburschen ist.
Alexander ist ausgestattet. Mutter Madeleine Born fertigte für ihn den Blumenhut an, der Teil der Kleidung der Pfingstburschen ist. Jürgen Lukaschek Lizenz

Kreisfeld/MZ - Jetzt noch die bunten Bänder angesteckt, und der Hut sieht perfekt aus. Die Kopfbedeckung ist nicht nur hübsch anzusehen, sie steht ihrem Träger äußerst gut und macht den fünfjährigen Alexander zu einem der jüngsten Läufer bei den Kreisfelder Pfingstburschen. Ihm und seinen älteren Mitstreitern kommt zur Waldpartie am Pfingstmontag die wichtige Aufgabe als Kraft des Frühlings und des Sommers zu, die Dreckschweine, die den Winter verkörpern, endgültig zu vertreiben.

Mutter Madeleine Born hat den Hut mit den Blumen aus Krepppapier extra für ihren Sohnemann angefertigt. In jeder freien Minute, die die 25-Jährige in den letzten Wochen finden konnte, setzte sie sich ans Werk, um nach traditioneller Art das kleine Meisterstück zu vollbringen.

Wissen wird immer weiter gegeben

In die Geheimnisse des Hutmachens weihte sie ihre Mutter vor Jahren ein. Das Wissen und Können wird in den Kreisfelder Familien von Generation zu Generation weitergegeben. Die einzelnen Handgriffe kennt die junge Mutter aus dem Effeff. Es ist mittlerweile der zweite Hut, den sie für ihren Sohn angefertigt hat. „Kinder wachsen wie bei Jacken oder Hosen eben auch schneller aus ihren Hüten heraus“, sagt die junge Frau. Zum ersten Mal stattet sie in diesem Jahr auch ihren Freund Alexander mit der traditionellen Kopfbedeckung aus.

Ohne lange überlegen zu müssen, zählt Madeleine Born die verschiedenen Arbeitsschritte und die Maße der vielen Einzelteile auf, aus denen die Hüte am Ende zusammengesetzt werden. Für den üppigen Blumenschmuck, der auf einem Strohhut drapiert wird, müssen bis zu 110 Rosenköpfe aus Krepppapier nach dem Vorbild einer Serviettenblume gefaltet werden. Sie haben im Durchschnitt sieben verschiedene Farben: Sonnengelbe, kornblumenblaue oder klatschmohnrote Blüten sind unter anderem zu finden. „Früher wurden sie mit der Hand aufgenäht“, so Madeleine Born. Heutzutage erleichtern sich die Frauen die Arbeit ein wenig und verwenden teilweise eine Klebepistole für diese Arbeit.

"Ich muss die Hüte vor dem Regen retten"

Für den richtigen Halt des Hutes - auch bei dem jungen Läufer Alexander - sorgt ein passendes Inlett aus weißem Stoff, das auf die Kopfgröße des jeweiligen Trägers zugeschnitten und in den Strohhut eingenäht wird.

Alexander gefällt der neue Hut sehr gut, aber eines ist ihm noch wichtiger. „Die Peitsche, mit denen die Läufer die Dreckschweine vertreiben, findet mein Sohn viel interessanter“, weiß seine Mutter. Schon als kleiner Spross beäugte er das Treiben neugierig vom Kinderwagen aus. Einen ausgeborgten Läuferhut im Miniformat trug er damals. Nur Mitlaufen konnte er noch nicht.

Die Arbeit für Madeleine Born ist mit der Fertigstellung der traditionellen Kopfbedeckung nicht getan. Sie wird die Hüte ihrer beiden Männer an den Festtagen immer im Auge behalten. Madeleine Born: „Ich muss die Hüte vor dem Regen retten, denn sie werden auch noch zu Kleinpfingsten am nächsten Wochenende gebraucht.“

Die Pfingstburschen sind unterwegs.
Die Pfingstburschen sind unterwegs.
Jürgen Lukaschek Lizenz