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Tote Babys von Benndorf Tote Babys von Benndorf: Hat Ex-Partner die Mutter genötigt? Amtsgericht gibt Fall ab

Von Fabian Wagener 24.10.2018, 17:00
Der Ex-Lebensgefährte der Frau aus Benndorfer, die zwei Säuglinge getötet haben soll, sitzt mit seinem Anwalt auf der Anklagebank im Amtsgericht in Eisleben.
Der Ex-Lebensgefährte der Frau aus Benndorfer, die zwei Säuglinge getötet haben soll, sitzt mit seinem Anwalt auf der Anklagebank im Amtsgericht in Eisleben. Fabian Wagener

Eisleben/Benndorf - Seine ehemalige Lebensgefährtin wurde im April wegen der Tötung zweier Säuglinge schuldig gesprochen, jetzt sitzt Uwe W. selbst auf der Anklagebank: Im Amtsgericht in Eisleben ist am Mittwochmittag der Prozess gegen den 55-Jährigen aus Benndorf (Mansfeld-Südharz) eröffnet worden. Ein Urteil gab es indes nicht: Nach mehrstündiger Verhandlung verwies das Amtsgericht das Verfahren an das Landgericht. 

Uwe W. muss sich wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung sowie der Störung der Totenruhe verantworten. Wie der zuständige Richter am Mittwoch zu Beginn der Gerichtsverhandlung sagte, sei auch der Vorwurf der Vergewaltigung zu prüfen.

Tote Babys von Benndorf wurden in Gefrierschrank gefunden

Auch dieser Prozess hängt mit dem aufsehenerregenden Fall um die toten Babys zusammen, die im Januar dieses Jahres in einem Gefrierschrank in einer Wohnung in Benndorf gefunden worden waren. So hatte der Angeklagte zwar im Januar die Polizei informiert und auf die Spur der toten Säuglinge gebracht. Nur: Er soll zumindest eine der Babyleichen schon Monate vorher entdeckt haben. Und mehr noch: Es steht der Verdacht im Raum, dass er seine Ex-Partnerin mit dem Wissen über das tote Kind unter Druck gesetzt und zu sexuellen Handlungen genötigt hat.

So zumindest sieht das die Staatsanwaltschaft. Wie der Staatsanwalt am Mittwoch bei der Verlesung der Anklage sagte, habe Uwe W. eines der toten Babys bereits im April 2017 gefunden. Er habe sich dann jedoch entschlossen, den Fund nicht zu melden, obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass es sich um eine menschliche Leiche handele. Außerdem habe er seine Ex-Partnerin in drei Fällen unter Drohungen zum Geschlechtsverkehr genötigt.

Tote Babys von Benndorf: Kinder wurden gesund geboren

Im Amtsgericht in Eisleben wurde die Öffentlichkeit am Mittwoch teilweise ausgeschlossen. Nur der Anklagepunkt, der auf Störung der Totenruhe lautet, wurde öffentlich verhandelt. Dazu äußerte sich auch Uwe W.. Im April habe er nach dem Öffnen des Gefrierschranks in der Wohnung seiner Partnerin eine Plastiktüte gefunden und dort „eine kleine Hand“ gesehen. „Da habe ich erstmal geschluckt“, sagte er. Dann habe er die Tüte wieder zurück in den Gefrierschrank getan. Warum er Monate wartete, bis er die Polizei informierte? Darauf gab der Angeklagte keine klare Antwort. Er habe die Sache „in sich reingefressen“, sagte er. Nach einem Streit mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin habe er schließlich die Polizei informiert.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde auch die Ex-Partnerin des Angeklagten als Zeugin gehört. Dass das Verfahren an das Landgericht verwiesen wurde, begründete der Vorsitzende Richter: Es stehe weiterhin der Vorwurf der Vergewaltigung im Raum. Der Angeklagte aber bestreitet laut dem Richter die Taten. Bei einer Verurteilung reiche „die Strafgewalt des Amtsgerichts“ daher nicht aus. Dort sind Strafen von maximal vier Jahren möglich. 

Verheimlichte Schwangerschaften: Polizei findet zwei Babyleichen

Die Geschehnisse hatten Anfang Januar in Benndorf und darüber hinaus große Bestürzung ausgelöst. Die Polizei fand damals in der Benndorfer Wohnung der ehemaligen Lebensgefährtin von Uwe W. die zwei Babyleichen.

Wie sich herausstellte, hatte die Mutter nach verheimlichten Schwangerschaften in den Jahren 2004 und 2008 zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht. Unmittelbar nach der Geburt steckte sie die Säuglinge in Plastiktüten und bewahrte die toten Babys jahrelang in einem Gefrierschrank in ihrer Wohnung auf.

Im April wurde die Frau vom Landgericht in Halle wegen zweifachen Totschlags zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Urteil gegen sie ist noch nicht rechtskräftig.

Der Prozess gegen Uwe W. wiederum war ursprünglich bereits für den 1. August angesetzt. Er wurde jedoch wegen einer Erkrankung der Hauptzeugin, also der Mutter der toten Babys, abgesagt. (mz)

Vor dem Wohnhaus in Benndorf, in dem die Säuglinge gefunden wurden, wurden Kerzen angezündet.
Vor dem Wohnhaus in Benndorf, in dem die Säuglinge gefunden wurden, wurden Kerzen angezündet.
Klaus Winterfeld