Standhaften Pfarrer geehrt
Eisleben/MZ. - Am 3. April 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet, kommt für zweieinhalb Jahre ins Zuchthaus und verstarb in Berlin wenige Wochen nach seiner Entlassung an den Folgen der Haft. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Annenkirche an den standhaften Pfarrer, der der bekennenden Kirche angehörte."Je mehr ich mich in seine Geschichte vertieft habe, um so größeren Respekt habe ich vor ihm bekommen", sagt Professor Hartmut Wendt über den Eisleber Pfarrer Johannes Noack, dem am Sonntag zu seinem 65. Todestag ein Gottesdienst und ein Vortrag in der Eisleber St.-Annen-Gemeinde gewidmet waren. Johannes Noack wurde 1928 Pfarrer in St. Annen in Eisleben. Am 3. April 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet, kommt für zweieinhalb Jahre ins Zuchthaus und verstarb in Berlin wenige Wochen nach seiner Entlassung an den Folgen der Haft. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Annenkirche an den standhaften Pfarrer, der der bekennenden Kirche angehörte.
Soweit die bekannten Fakten über Pfarrer Johannes Noack. Hartmut Wendt besuchte vor vier Jahren die Stadt seiner Kindheit, stieß auf die Plakette, die auf Noack aufmerksam macht, und beginnt zu forschen. Eigentlich ist Wendt von Haus aus Chemiker und begibt sich mit seinen Nachforschungen in Kirchenarchiven und alten Zeitungen sowie dem Studium von Noacks überlieferten Handschriften auf neues Terrain. Jetzt stellte er die Ergebnisse seiner Nachforschungen einem großen Publikum im Saal der Annengemeinde vor.
Wendt zeichnete in seinem Vortrag über Pfarrer Johannes Noack das Bild eines standhaften Christen, der seiner Überzeugung auch dann treu blieb, als es für ihn Gefahr bedeutete. Eines Menschen, der die gefährlichen Zeichen des dritten Reiches schon in sehr frühen Jahren richtig deutete und danach auf seine Art handelte. So akzeptierte er nicht den von den Nazis ins Amt lancierten Gemeindekirchenrat, bestehend aus so genannten Deutschen Christen. Er bleibt sich auch treu, als er vor einer Art Tribunal steht - bestehend aus besagtem Kirchenrat und lokalen Nazi-Größen. Ein Situation, in der mancher klein beigegeben hätte. Verhaftet wird er letztlich, weil er Feindsender hörte und sich Schriften aus dem Jahr 1933 in seinem Haus fanden, in denen er sich gegen Hitler aussprach.
"Es ist sehr schön, dass meinem Vater ein so wunderbarer Gottesdienst gewidmet wurde und dass Herr Wendt Nachforschungen anstellte", freut sich Dr. Maria Trautmann, die älteste Tochter von Pfarrer Johannes Noack. "Ich habe die Zeit damals sehr bewusst miterlebt. Ich war damals Ärztin in Berlin", erinnert sich die heute 90-Jährige. Sie selbst bekam nach der Inhaftierung ihres Vaters die im dritten Reich übliche Sippenhaft zu spüren. Nach der Verurteilung des Vaters wurde sie vom Dienst suspendiert, fand zunächst eine Anstellung in einem evangelischen Krankenhaus in Bitterfeld, war dort der Klinikleitung aber auch nicht genehm. Erst in Halle, wohin sie durch sehr gute Freunde kam, fand sie bessere Aufnahme. Auch die 87-jährige Tochter Noacks, Ingeborg Naumann, sowie Enkel und Urenkel des Pfarrers Noack verfolgten am Sonntag interessiert den Vortrag und besuchten die Wirkungsstätte ihres Vaters, Großvaters und Urgroßvaters.