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Schule in Eisleben Schule in Eisleben: Ex-Pädagoge hat viel Zeit für Olympiabücher

Von burkhard zemlin 03.07.2013, 09:02
Die Schule in der Bergmannsallee wird derzeit noch von der Sekundarschule Röblingen genutzt.
Die Schule in der Bergmannsallee wird derzeit noch von der Sekundarschule Röblingen genutzt. Jürgen Lukaschek Lizenz

eisleben/MZ - Knapp zehn Jahre nach seinem Abschied vom Gymnasium an der Bergmannsallee lässt es Udo Lehmann ruhig angehen. Der 72-Jährige liest viel, nimmt sich gern eines der alten Olympiabücher vor, von denen er ab 1932 eine ganze Reihe im Schrank stehen hat.

Eine bestimmte Lieblingslektüre habe er jedoch nicht, sagt er unter Hinweis auf seine vielfältigen Interessen, die von der populärwissenschaftlichen Literatur bis zu den Autobiografien solcher Größen wie Manfred von Ardenne oder Theodor Brugsch reichen.

Überdies reist Udo Lehmann gern mit seiner Frau, beide haben Freude am Wandern, doch nach dem Schlaganfall, den er vor ein paar Jahren erlitt, sind die Touren kleiner geworden.

Wenn ehemalige Schüler ihn zu ihren Treffen einladen, freut er sich immer, wobei ihm aufgefallen ist, dass von den Klassen der ehemaligen Thälmannschule, aus der später das Gymnasium an der Bergmannsallee hervorgegangen ist, bislang mehr Einladungen gekommen sind.

Wie das kommt, vermag Lehmann nicht zu sagen, er lässt jedoch durchblicken, dass er gern an seine Zeit in der Thälmannschule zurückdenkt. Die Arbeit in diesem Kollegium habe ihm sehr viel Freude bereitet, und von den Schülern weiß er nur Gutes zu berichten. „Dummheiten hat jeder gemacht“, deutet er an, dass die Schüler von damals zwar auch keine Engel waren, aber richtige Probleme gab es nie. Die kamen erst nach der Wende, als einige junge Leute mit unverhohlen rechter Gesinnung auftraten. „Das war gar nicht so einfach“, so Lehmann und fügt etwas ratlos hinzu: „Wir hatten doch keine Handhabe dagegen.“

Für den Schulleiter war das eine Erfahrung, die er in jüngeren Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Schon gar nicht daheim in der Wittenberger Ecke, wo er an der Lucas-Cranach-Oberschule Piesteritz das Abitur ablegte und sein Vater eine Druckerei leitete, während seine Mutter Verkaufsstellenleiterin war. Lehmann bewarb sich an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport in Leipzig um einen Studienplatz, würde aber nicht behaupten, ein besonders guter Sportler gewesen zu sein. Trotzdem konnte er mit der Sportwerbegruppe der DHfK 1962 an den Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Helsinki teilnehmen, die er als „einzigartiges Erlebnis“ in Erinnerung behielt. Die Sportstudenten sorgten mit Schleuderbrettsprüngen für Furore, Udo Lehmann wirbelte mit durch die Luft. „Fünfeinhalb Meter war mein höchstes“, erinnert er sich. Ein Jahr später zog er nach Eisleben, wurde Kreissportlehrer, ehe er 1967 an die Thälmannschule wechselte, deren Leitung er Ende der 1980er Jahre übernahm. Vorausgegangen war ein Fernstudium Geografie/Astronomie sowie Arbeit als stellvertretender Direktor.

Dass er insgesamt 37 Jahre an ein und derselben Schule arbeiten konnte, bezeichnet er als einen Glücksfall. Es war sein Kollegium, das ihn nach der Wende ermutigte, sich um die Stelle des Schulleiters im künftigen Gymnasium zu bewerben. Es fügte sich, dass Lehmann noch als Direktor der Polytechnischen Oberschule die organisatorische Vorbereitung des geplanten Gymnasiums übernahm, das 2003 seine Eigenständigkeit verlor, weil die Zahl der Schüler von Jahr zu Jahr zurückging. „Der Abschied tat schon weh“, bekennt er.