"Schockheaded Peter" am Theater Eisleben "Schockheaded Peter" am Theater Eisleben: Zum Abschluss wird's schräg

Eisleben - „Es ist ein gutes Gefühl“, so Martina Bode. Zum letzten Mal führt die Eisleberin als Oberspielleiterin Regie, verabschiedet sich dann in den Ruhestand. „Ich werde aber noch als Gast hier arbeiten, so lange das von beiden Seiten gewünscht ist“, sagt sie nach 35 Jahren, davon 21 als Oberspielleiterin, im Haus an der Landwehr.
Kommt Theater zu kurz?
„Als ich hier angefangen habe, hieß es ja noch Thomas-Müntzer-Theater. Was für eine absurde Idee, ein Theater nach einem Bauernführer zu benennen“, so Martina Bode. Allerdings sei die Bezeichnung Kulturwerk kaum weniger absurd. „Wobei ich das Gefühl habe, dass das Theater als solches beim Kulturwerk zu kurz kommt.“ An die Landesbühnenzeit erinnert sich Martina Bode gern. „Wir haben ja quasi ganz Deutschland bereist und dort, wo kulturelle Angebote dünn gesät waren, war das Publikum besonders dankbar. Diese Dankbarkeit vermisse ich hier ein wenig, wahrscheinlich, weil Theater hier eine Selbstverständlichkeit ist“, so Martina Bode.
Sieben Akteure auf der Bühne
Die Inszenierung, mit welcher sie sich verabschiedet, habe sie sich gewünscht: „Shockheaded Peter“, gewissermaßen die mit schwarzem britischen Humor gewürzte Variante des „Struwwelpeter“. Zum 30. Mal an ihrer Seite: Ausstatter Peer Palmowski. Nicht gezählt hat die Zahl der Zusammenarbeiten Sebastian Undisz. Er hat sich der musikalischen Einstudierung angenommen und begleitet mit seinen Bandkollegen nicht nur zur Premiere Samstagabend die sieben Akteure auf der Bühne.
Als „Erziehungsmittel“ erfand der Frankfurter Arzt und Psychologe Heinrich Hoffmann 1845 die Kinder-Schreck-Geschichten vom „Struwwelpeter“. Heute kann sich die inzwischen erwachsene Generation im grotesk-makaberen Musical vom „Shockheaded Peter“ (so der englische Titel) über die einstigen Schreckgespenster amüsieren. Die Engländer Phelim McDermott und Julian Crouch kramten den deutschen Kinderbuchklassiker aus der Mottenkiste, betrachteten ihn mit britischem Humor und ließen ihr Werk von Martyn Jacques, Musiker der Londoner Kultband „The Tiger Lillies“ vertonen. Herausgekommen ist ein schräges „Grusical“, das seit 1998 weltweit erfolgreich über die Bühnen tobt.
„Musikalisch ist das durchaus eine Herausforderung, wobei wir natürlich die Originalversion nicht eins zu eins übertragen können. Da singt nämlich ausschließlich der Bandleader. Und das ist ein Countertenor. Bei uns bekommt jeder seinen Part. Und gesungen wird auf Deutsch“, so Sebastian Undisz.
Schmunzeln zum "Dream-Team"
Weitere Herausforderung: Die Band „The Tiger Lillies“ macht auf einer großen Bühne richtiges Tohuwabohu. „Wir spielen im Foyer. Aber trotz kleiner Bühne wird es bei uns nicht weniger unterhaltsam zugehen“, verspricht Ausstatter Peer Palmowski. Das Trio Bode, Palmowski, Undisz hat Intendant Ulrich Fischer vor wenigen Tagen übrigens als „Dream-Team“ bezeichnet. Martina Bode entlockt das zumindest ein Schmunzeln.
Aber wie sehen die drei eigentliche den „Struwwelpeter“, die literarische Vorlage des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann. „Die 68er Generation hat das Buch ja regelrecht verteufelt. Aber, wenn man es genauer betrachtet, merkt man, es ist eigentlich blöder Sarkasmus, mit dem Hoffmann Eltern und ihre Erziehungsmethoden auf die Schippe nimmt“, sagt Palmowski. „Und die Briten haben mit ihrem schwarzen Humor noch einen draufgesetzt. Also keine Botschaft auf der Bühne? „Doch. Und die lautet, habt einfach einen schönen Abend und lasst euch gut unterhalten“, sagt Martina Bode dazu. „Es wird in jedem Fall schräg und die Schauspieler haben ganz viel Spaß“, ist Undisz schon überzeugt.
Die Premiere ist ausverkauft. Nächste Vorstellungen am 18. und 29. Juni. (mz)