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Romonta vollzieht Stabwechsel

Von Wolfram Bahn 28.12.2007, 18:27

Amsdorf/MZ. - Stieberitz, seit 14 Jahren in Amsdorf in Führungspositionen, wird ab Januar als Vorstand der Romonta Bergwerks Holding AG die Entwicklung des Unternehmensverbundes im Auge behalten. Mit seinem Namen ist der Erhalt des Industriestandortes Amsdorf verbunden, dort, wo heute rund 450 Beschäftigte in Lohn und Arbeit stehen. Stieberitz hatte nicht nur maßgeblichen Anteil an der Sicherung der traditionellen Rohmontanwachsherstellung, die 1922 damals noch als Teil des Imperiums von Carl Riebeck begann. Er schob auch wichtige Modernisierungsund andere Vorhaben an.

Und Stieberitz war es auch, der rechtzeitig erkannte, dass neue Geschäftsfelder erschlossen werden müssen, damit der weithin sichtbare Schornstein von Romonta noch lange raucht. Denn spätestens in etwa 25 Jahren geht die Förderung der Kohle, auf deren Basis das Montanwachs hergestellt wird, zur Neige. Im eigenen Kraftwerk erzeugt Romonta den Strom, der nicht nur den Bedarf seiner Werke deckt, sondern auch ins landesweite Energienetz eingespeist wird.

Durch den Bau einer Erschließungsstraße soll das frühere Werkstattgelände in Etzdorf als Gewerbegebiet ausgebaut werden. Damit rückt auch die Anbindung des Standortes an die A 38 näher. Inzwischen wird zudem eine Verbrennungsanlage für Haus- und Gewebemüll betrieben. Ein weiterer Dampferzeuger mit einem Investitionsvolumen von rund 33 Millionen Euro soll 2009 den Probebetrieb aufnehmen. Die Ersatzbrennstoffe werden übrigens von der Wertstoffaufbereitungs GmbH Edersleben, die sich in Etzdorf angesiedelt hat und ihre Kapazitäten dort erweitert, aus dem Müll gewonnen. Rund 50 000 Tonnen waren es im zurückliegenden Jahr.

Dabei stand das Traditionsunternehmen, das 2007 zum 85-jährigen Bestehen erstmals alle seine Tore für die Öffentlichkeit öffnete, zur Jahrtausendwende vor dem Aus. Die damaligen Besitzer des Unternehmens gehörten zur FlowTex-Gruppe, die in einen der größten Wirtschaftsskandale Deutschlands verwickelt war. Günter Stieberitz und andere Führungskräfte bewahrten das Unternehmen vor dem Untergang, in dem sie mit der Commerzbank, bei der die FlowTex-Gruppe hoch verschuldet war, eine zweite Privatisierung über ein "Management by out" aushandelten.

Und als mit der Mansfelder Maschinen- und Anlagenbau GmbH mit Sitz am Thälmannschacht der wichtigste Reparaturbetrieb für die Tagebaugeräte vor der Insolvenz stand, entschloss sich Romonta auch dank Stiebritz kurzerhand, in die Firma einzusteigen und sie damit zu retten. Ein Schachzug, der sich auch für die Romonta GmbH auszahlte. Immerhin peilt das Amsdorfer Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von 40 Millionen Euro an. "Derzeit decken wir rund 80 Prozent des Weltmarktbedarfs an Rohmontanwachs ab", sagt Stieberitz nicht ohne Stolz.

Und dass er durchaus kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn ihm was nicht passt, das bekam auch Gerhard Schröder zu hören, als er 2005 auf einer Wahlkampftour im Romontawerk Station machte.