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Obsthof am Süßen See Obsthof am Süßen See: Apfelsorte wird durch Veredelung gerettet

Von Daniela Kainz 10.04.2014, 19:31
Sonja Funke verschmiert mit Baumwachs die veredelten Stellen an den Apfelgehölzen.
Sonja Funke verschmiert mit Baumwachs die veredelten Stellen an den Apfelgehölzen. Jürgen Lukaschek Lizenz

Aseleben/MZ - Not macht erfinderisch: Im konkreten Fall sind es die Mitarbeiter vom „Obsthof am Süßen See“ in Aseleben, die Ersatz für die Apfelsorte Piros auf den eigenen Plantagen nachziehen. Wegen der Pflanzenkrankheit Feuerbrand musste der gesamte Bestand dieser frühen Apfelsorte im vergangenen Jahr gerodet werden. „Die Bäume wären nicht mehr zu retten gewesen“, sagt Betriebsleiter Philipp Moser.

Nun aber würde diese Sorte zum Verkauf im eigenen Hofladen fehlen. In Baumschulen sei sie außerdem schwer zu haben. Der Ausweg, der aus dem Dilemma führt, heißt für die Obstbauern: Veredelung. Im Prinzip steckt hinter dem Begriff die Transplantation eines Pflanzenteiles auf eine andere Pflanze. Am Ende reifen die gewünschten Äpfel der Sorte Piros an den erfolgreich veredelten Gehölzen heran.

Gelber Köstlicher verkauft sich schlecht

Auf den Plantagen des „Obsthofes am Süßen See“ haben die Mitarbeiter in diesen Tagen knapp 3 000 Bäume auf diese Weise in ihrem Sinne vermehrt. Auf die aufgeschnittenen Stämme der Sorte Gelber Köstlicher steckten sie zwischen die Rinde angeschnittene Reiser der begehrten Apfelsorte Piros. Sie verbanden die Teile miteinander und verschmierten das Ganze mit Baumwachs, damit der Kontakt zwischen den Pflanzenteilen gewährleistet ist, der Nährstofffluss nicht unterbrochen wird und somit die beiden Pflanzenteile zusammenwachsen können.

Ist die Veredlung erfolgreich, könnten schon im nächsten Jahr wieder Piros-Äpfel am Süßen See geerntet und im Hofladen an der B 80 den Kunden zum Kauf angeboten werden. Moser: „Ich hoffe, dass alles klappt, wie von uns gewünscht.“

Piros wächst jetzt an anderen Bäumen

Dass für die Veredlung als Stammgrundlage Bäume der Apfelsorte Gelber Köstlicher ausgewählt wurden, hängt ganz eng mit den Geschmacksvorlieben der Verbraucher zusammen. „Am Gelben Köstlichen haben sich die Leute satt gegessen“, weiß der Betriebsleiter vom Obsthof aus Erfahrung. Die Sorte verkaufe sich schlecht und werde aus diesem Grund vom Handel so gut wie gar nicht mehr gelistet. So lag es nach Mosers Worten nahe, die Gehölze des nicht mehr nachgefragten Gelben Köstlichen für die Vermehrung der Apfelsorte Piros zu verwenden.

Mit zwei Teams sind die Obstbauern für die Veredlung auf den Plantagen unterwegs gewesen. Jeder Mitarbeiter führte eine spezielle Aufgabe aus, so Betriebsleiter Moser über die Arbeitsteilung. So habe es beispielsweise Kollegen gegeben, die für den Schnitt der Gehölze, das Binden oder das Wachsauftragen zuständig waren.

Die Plantagen am Süßen See gleichen derzeit einem Blütenmeer.
Die Plantagen am Süßen See gleichen derzeit einem Blütenmeer.
Jürgen Lukaschek Lizenz