Helbraer Montangeschichte Montangeschichte Helbra: Schmelzofen wird wieder aufgebaut

Helbra - Seit fünf Jahren bemüht sich der Förderverein Schmidschacht in Helbra ein Stück Montangeschichte zu retten. Er baut auf dem Gelände der früheren August-Bebel-Hütte einen Schmelzofen wieder auf. Wie damals vor 26 Jahren auf dem Areal alles zu Ende ging, das zeigt ein Film, der jetzt aufgetaucht ist. Die Aufnahmen mit einer Videokamera stammen von Achim Runge, damals Meister der Gaswäsche.
Ein etwa halbstündiger Streifen zeigt, wie er sich am 4. September 1990 auf einem kleinen Betriebsrundgang von seinen Kollegen verabschiedet. Auf dem zweiten Film, der eine Viertelstunde dauert, ist der letzte Abstich an den Öfen 2 bis 4 festgehalten. Dies geschah wenige Tage später am 10. September. Damit vollendete sich nach mehr als 100 Jahren das Schicksal der früheren Kochhütte, die 1880 ihren Betrieb aufgenommen hatte.
Erlöse für Nachbau eines Hochofens
„Das ist schon eine Rarität“, sagt Günther Tröge, der Vorsitzende des Helbraer Heimatvereins. Er hat die beiden VHS-Streifen weitgehend restauriert und daraus zwei DVDs erstellt, die jetzt beim Förderverein erhältlich sind. „Sämtliche Erlöse fließen in den originalgetreuen Nachbau des Hochofens ein“, versichert Harald Henke, der Chef des Fördervereins Schmidschacht.
Vorführung am 18. Juni
Die Aufnahmen vom letzten Abstich sollen am 18. Juni zum 1. Helbraer Tag der Berg- und Hüttenleute im Sportlerheim gezeigt werden. Zugleich läuft dort der Film über die Brigade Hein und ihre Erlebnisse mit dem Maler Wilfried Falkenthal. Er war mit seinem Gemälde „Brigadebad“ einer der Stars der VIII. Kunstausstellung der DDR.
Das letzte Relikt der Hütte
Die VHS-Kassetten zu den Filmen von der Hütte hatte Henke von Besuchern bekommen, die sich für das ehrgeizige Projekt interessieren. Sie schauen besonders an den Denkmaltagen auf dem früheren Hüttengelände vorbei. Dort hat der Förderverein im Jahre 2012 damit begonnen, den Hochofen nachzubauen. Teile davon lagen verrostet in Hettstedt und mussten aufwendig geborgen und unter schwierigen Bedingungen nach Helbra geschafft werden. Der rekonstruierte Ofen steht fast an der gleichen Stelle, an der er damals sein Leben ausgehaucht hat. Er ist das letzte Relikt der Hütte, die sich einst auf einer Fläche von rund 50 Hektar erstreckte. Zur Blütezeit in den 1970er Jahren waren dort insgesamt zehn Hochöfen in Betrieb.
Treppenlauf wird angebracht
Mit dem Nachbau des Ofens 10 will der Förderverein die Erinnerung an die Industriegeschichte dieses Standortes wachhalten. Je nachdem wie Geld fließt, wächst das stählerne Bauwerk nach einem Stufenplan. Bis Ende September will der Förderverein noch einen Treppenlauf anbringen, so dass Besucher dann bis zu einer Aussichtsplattform gelangen können.
Mehr über das Hochofen-Projekt unter www.heimatverein-helbra.de. (mz)
