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Millionenprojekt in Eisleben Millionenprojekt in Eisleben: Elsterglanz kämpft gegen Windräder

Von ronald dähnert 27.10.2013, 19:55
Auch das Comedy-Duo Elsterglanz (Mitte) war beim Protest mit einem eigenen Drachen dabei.
Auch das Comedy-Duo Elsterglanz (Mitte) war beim Protest mit einem eigenen Drachen dabei. Lukaschek Lizenz

eisleben/MZ - „Ich freue mich riesig, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, ruft Jost Naumann ins Megafon. Sichtlich zufrieden registrierte der Organisator des Protestes „Drachen statt Windräder“ den Strom der Demonstranten, die sich auf den Weg gemacht hatten. In unmittelbarer Nähe des 99 Meter hohen Windmessmastes zwischen Eisleben und Erdeborn hatten sich am Sonntagvormittag etwa 1?500 Frauen, Männer und Kinder versammelt, um „deutlich zu zeigen, dass wir nicht alles hinnehmen“, so Naumann. Aber so wie zahlreiche Demonstranten macht sich auch Naumann wenig Hoffnung, den Bau von 15 gigantischen Windrädern auf diesem Areal verhindern zu können.

Mit einem Brief an den Petitionsausschuss des Landtages wendet sich die Eisleber CDU-Stadtratsfraktion gegen die geplanten 15 Windkraftanlagen. Der Ruf von Eisleben mit seinen Welterbestätten sei ebenso gefährdet wie die Landschaft um den Süßen See. Es entstehe, heißt es in dem Brief, ein „unumkehrbarer Flurschaden“ für die Region. Da die EU die Vorschriften für neue Windanlagen verschärfen wolle, sollte für den Windpark bei Eisleben die neue Gesetzgebung berücksichtigt werden, bevor Fakten geschaffen werden. (rd)

Passend zum Motto der Demo tanzten zeitweise etwa 50 Drachen in der Luft, sehr zum Spaß nicht nur der Kinder. Auch Väter und Mütter waren eifrig bei der Sache und sich einig in ihrer Ablehnung der Windräder.

„Rings um Eisleben gibt es schon so viele Windräder, muss denn dann auch noch der freie Blick hier zugestellt werden“, fragt sich Olaf Kühne. Dabei hebt er den Arm und zeigt in die Runde: Tatsächlich sind vom Ort der Demo nur in der Ferne Windräder auszumachen. Ein seltener Umstand im Mansfelder Land. Willi Kühne ist in seiner Ansicht noch drastischer: „Nicht nur, dass Strom aus erneuerbaren Energien immer teurer wird, die Energieerzeuger verschandeln auch noch die Kulturlandschaft“, so der Eisleber. Der schöne freie Blick von Eisleben aus in Richtung Süßer See werde „zugebaut“.

Sven Wittek, bekannt als Mitglied des Duos „Elsterglanz“, prophezeit einen „hässlichen Anblick“. Es sei unvorstellbar, dass die Windräder „doppelt so hoch sein werden wie der Windmessmast“, so Wittek. Auch die Industriebauten auf dem Gewerbegebiet „Strohügel“ seien „keine Schönheiten, aber dort verdienen Leute Geld“. Die 15 Windräder hingegen „verschandeln nur die Natur“, so der Comedian.

Nach etwa einer Stunde schauen die Demonstranten plötzlich geschlossen nach oben: Willi Horka, Pilot aus Großörner, drehte mit seinem in der Region längst bekannten Tragschrauber Runden um den Windmessmast, während von unten die Demonstranten jubelten. Horka war nicht der einzige Protestler aus dem Altkreis Hettstedt. Edith und Harald Illmer aus der Wipperstadt wollten ebenfalls ihren Unmut kundtun. „Es gibt schon zu viele Windräder in unserer Region“, so Harald Illmer.

Als unmittelbar Betroffene waren Mitglieder des Heimatvereins Unterrißdorf bei der Demo dabei. „Wir werden genau auf die Windräder drauf schauen “, so Susann Reinhardt-Pagel, Chefin des Heimatvereins. Marita und Bernd Pagenhardt aus Lüttchendorf befürchten Ähnliches. „Das Gebiet sollte so bleiben wie es ist. Diese riesigen Windräder passen nicht in die Region“, so Marita Pagenhardt.

Inmitten der Demonstranten tauchten viele bekannte Gesichter auf. So waren Eisleber Stadträte aus unterschiedlichen Fraktionen ebenso mit von der Partie wie der ehemalige Eisleber Bürgermeister Peter Pfützner, der Seegebietsbürgermeister Jürgen Ludwig und die Linken-Landtagsabgeordnete Angelika Klein.

Gegen Mittag löste sich die friedliche Demo wieder auf, unter den wachsamen Augen der Polizei, die sehr zurückhaltend in einigem Abstand den Protest beobachtete. Der von den Demonstranten als Hassobjekt ausgemachte Windmessmast blieb unangetastet.

Pilot Willi Horka kreist mit seinem Tragschrauber über der Demo.
Pilot Willi Horka kreist mit seinem Tragschrauber über der Demo.
Lukaschek Lizenz
Demonstranten lassen aus Protest auch Drachen steigen.
Demonstranten lassen aus Protest auch Drachen steigen.
Lukaschek Lizenz