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Proteste in Eisleben Proteste in Eisleben: Drachen gegen Windräder

Von wolfram bahn und johannes dörries 25.10.2013, 19:39
Windräder soweit das Auge blickt. Doch der Widerstand gegen immer neue Windparks wächst.
Windräder soweit das Auge blickt. Doch der Widerstand gegen immer neue Windparks wächst. A. Kehrer Lizenz

Eisleben/MZ - Der Ausbau der Windenergie stößt auf immer mehr Widerstand. So regt sich in Eisleben heftiger Protest gegen den bisher höchsten und teuersten Windpark, der im Mansfelder Land errichtet werden soll. Gegner des Vorhabens haben für Sonntag unter dem Motto „Drachen statt Windmühlen“ erstmals zu einer Demonstration aufgerufen.

Ein Investor aus Niedersachsen will in der hügeligen Landschaft vor den Toren der Lutherstadt 15?riesige Windräder bauen. Fast 200 Meter hoch soll jedes Windrad in den Himmel ragen. 83 Millionen Euro kostet das Vorhaben.

Das treibt die Bürger in und um Eisleben auf die Barrikaden. „Es reicht jetzt“, sagt Entertainer Jost Naumann, Initiator der Demonstration. Rings um Eisleben stünden inzwischen fast überall Windräder. Diese „Verschandelung des Stadtbildes und der Landschaft“ wolle man nicht mehr hinnehmen. Sein Aufruf hat ein breites Echo gefunden. Gartenvereine und Heimatfreunde wollen sich dem Protest anschließen. Auch aus den Orten des Seegebietes werden die Windparkgegner kommen. Sogar das Eisleber Kultduo „Elsterglanz“ unterstützt die Aktion. Mittlerweile gibt es in den einschlägigen Geschäften in und um Eisleben keine Drachen mehr zu kaufen.

Naumann rechnet damit, dass sich Hunderte Sympathisanten zu der Demonstration einfinden. Die meisten Kritiker der Pläne sind nicht gegen die Energiewende. Doch sie haben den Eindruck, dass gerade Sachsen-Anhalt über Gebühr mit Windrädern zugestellt wird. Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) teilt diese Auffassung. Sie fürchtet, dass das Image der Lutherstadt als Unesco-Welterbestätte durch den Windpark angekratzt wird. „Aus diesem Grund hat die Stadt das Projekt auch abgelehnt“, sagt sie.

Schlechte Aussichten

Allerdings haben die Gegner des Windparks schlechte Karten. Das Areal ist im Entwicklungsplan der Planungsregion Halle, zu der der Kreis Mansfeld-Südharz und Eisleben gehören, als Vorranggebiet für Windkraft ausgewiesen, so dass das Vorhaben trotz des Protestes wohl kaum gestoppt werden kann. Der Investor geht davon aus, dass er im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen kann.

In Sachsen-Anhalt stehen bereits mehr als 2?400 Windräder, allein 220 im Kreis Mansfeld-Südharz. Mehr Anlagen gibt es nach Daten des Deutschen Windenergie-Instituts mit 391 und 373 nur im Börde- und im Salzlandkreis. Sachsen-Anhalt liegt mit der Zahl der Windräder bundesweit an fünfter Stelle, nach Niedersachsen (5?500 Anlagen), Brandenburg (3?200), Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen (jeweils gut 2?900 Anlagen).

Die Windräder im Land verfügen nach Angaben des Magdeburger Wirtschaftsministeriums über eine Gesamtleistung von fast vier Gigawatt. Das entspreche drei großen Atomkraftwerken, sagte eine Ministeriumssprecherin. Für 2030 wird im Land eine Leistung von 6,5?Gigawatt erwartet. Dabei werde der Zuwachs vor allem durch sogenanntes Repowering erreicht. Dabei werden vorhandene Anlagen durch größere, leistungsstärkere Windräder ersetzt. Rund 400 Anlagen kommen laut Ministerium dafür in Frage.

Standort des geplanten Windparks
Standort des geplanten Windparks
GRAFIK/MZ/VOLLMER Lizenz