Marsch als Zugabe

Von GUDRUN RIEDEL 02.01.2009, 16:13

EISLEBEN/MZ. - In der Landesbühne stimmte an den letzten Stunden das alten Jahrs alles: seit Wochen ein ausverkauftes Haus, erwartungsfrohe Besucher, auf der Bühne die gut spielenden Musiker des Brandenburgischen Konzertorchesters unter Leitung von Lancelot Fuhry und dazu zwei zusammenstimmende Solisten: Marion Koch, Sopran, und Reinhard Ginzel, Tenor, sowie Bärbel Lober als Moderatorin.

Das Silvesterkonzert war in diesem Jahr eine Hommage an die Tonschöpfungen des unbestrittenen Meisters der leichten Klassik: Johann Strauss (Sohn, 1825-1899). Bestens geeignet also, die letzten Stunden 2008 schwungvoll im Polka-, Walzer- und Marschrhythmus zu verleben. So war das Entree schon ein Paukenschlag besonderer Güte: Strauss' berühmter, weltweit geliebter und immer wieder zu Silvester gern gespielter "Kaiserwalzer". Welch eine Melodienfülle. Sein 1889 komponierter Konzertwalzer gilt als einer der schönsten und bekanntesten Musikschöpfungen des österreichischen Walzerkönigs. Die leise, wunderschön intonierte Hauptmelodie, mit kraft- und schwungvollem Forte, lässt sehnsuchtsvolle Töne erklingen, die zu recht zu den besten und stärksten Musikerfindungen Strauss' gezählt werden.

Mit dem bekannten Auftrittslied Graf Orlofskys aus "Die Fledermaus" "Ich lade gern mir Gäste ein" gab Marion Koch ihren solistischen Einstand. Mit dieser sonst von Tenören gesungenen "Hosenrollenpartie" bekundete sie auch ihre wohlklingende Mezzostimmlage, mit der sie stimmgewaltig die Gäste zu einem Ball einlud. Meisterhaft und feinsinnig, um die Gunst des Herrn Chevaliers buhlend, bestach sie hingegen mit klangreinem Koloraturgesang als Stubenmädchen Adele mit ihrem verführerischen Lied "Mein Herr Marquis ein Mann wie sie". Mit lang anhaltendem Beifall dankte ihr das Publikum für die Interpretation wohl eines der schönsten Operettenlieder aus gleichnamiger Operette "O habet acht". Das war unbändige Leidenschaft und Kampf um die Liebe, Ehre und Zukunft der Zigeuner, wie man es im Liedgesang nicht besser ausdrücken konnte.

In der Gunst des Publikums ungebrochen beliebt und unsterblich aus dem "Zigeunerbaron" das Tenorlied des Barinkay "Als flotter Geist hab ich die ganze Welt bereist". Bei den rasant wechselnden Tonfolgen erwies sich Tenor Reinhard Ginzel als ein wahrer Sprach- und Musikakrobat. Und im Duett mit der verliebten Saffi in ihrem gefühlvollen Liebesduett "Wer uns getraut" als der glücklichste Mann der Welt, der seine große Liebe gefunden hat. Überzeugend auch Ginzel in der Rolle des Herzogs und seinem schönen Lied "Sei uns gegrüßt du holdes Venezia" als Liebeserklärung an das verführerische Venedig und als Caramello mit dem Lagunenwalzer "Ach, wie so herrlich zu schauen, sind all die reizenden Frauen", eine beschwingt gesungene Verehrung der Schönen und Reichen Venedigs im 18. Jahrhundert.

Zwischen den Soli und Duetten erklangen gern gehörte Orchesterwerke wie die Tritsch-Trasch-Polka, der Marsch "Blitz und Donner" oder "An der schönen blauen Donau", wo sich das Konzertorchester als ein homogen agierender Klangkörper unter schwungvollem Dirigat Lancelot Fuhrys erwies.

Ein schönes Finale beendete ein Konzert, das den Besuchern sehr gut gefiel: "Im Feuerstrom der Reben". Dieses Champagnerlied vereinte die Solisten zum Schlussakkord, zu denen sich auch die souveräne und informative Moderatorin Bärbel Lober als mitsingende Sopranstimme gesellte. Das dankbare Publikum erklatschte sich den Radetzky-Marsch als Zugabe.