Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Von Zuckerfabrik bleibt Erinnerung
ERDEBORN/MZ. - Die Geschichte der Zuckerfabrik reicht bis in das Jahr 1864 zurück. Damals hatten Landwirte der Umgebung den Bau beschlossen, am 29. April 1865 war Grundsteinlegung, und im Januar 1866 wurde
die Anlage angefahren. Zu dieser Zeit hatte der Ort bereits Eisenbahnschluss, denn schon seit 1865 rollten täglich Züge zwischen Halle und Eisleben an Erdeborn vorbei, und es war absehbar, dass der Schienenstrang bald bis nach Kassel führen würde.
Gute Voraussetzungen für das Gedeihen der Zuckerfabrik, aber auch die Entwicklung der Gemeinde Erdeborn, deren Einwohnerzahl jetzt schnell anstieg. Wurden im Jahr 1864 noch 1102 Einwohner gezählt, waren es 1919 bereits 1671 Einwohner. Bis 1925 stieg die Einwohnerzahl auf 1800. Heute wird Erdeborns Bevölkerung in keiner Statistik mehr erfasst, aber man darf sicher vermuten, dass der Ort keine 1000 Einwohner mehr hat.
1938 / 39 erlebte die Zuckerfabrik eine Modernisierung, damals wurde das Kesselhaus erweitert, ein Turbinenhaus mit zwei Turbinen zur Eigenstromerzeugung entstand. Während des Krieges kamen während der Zuckerkampagnen französische und russische Kriegsgefangene zum Einsatz, die in Baracken unterhalb des Bahndamms untergebracht waren. Später wohnten dort Umsiedler.
Wann die Erdeborner Fabrik ihre letzte Kampagne erlebte, vermag heute keiner mehr zu sagen. Es wird vermutet, dass irgendwann zwischen 1960 und 1970 Schluss war mit der Zuckerrübenverarbeitung. Als Annelie Wedler dort 1971 die Arbeit aufnahm, wurde im Werk nur noch getrocknet und kein Rohzucker hergestellt. In ihren Erinnerungen schreibt sie: "Im Mai ging es los mit der Grünfutter-Trocknung, dann kam im Sommer das Getreide und ab 7. Oktober bis ins neue Jahr die Zuckerrüben. Es wurde in drei Schichten gearbeitet, auch die Feiertage durch. Wenn alles vorüber war, arbeitete nur die Stammbelegschaft. Da wurden Kisten für den Obstbau genagelt und vieles mehr. Ich habe in der Küche gearbeitet. Wir hatten eine sehr schöne Küche mit Kühlhaus und vielem mehr. Wir haben für das Dorf gekocht, 400 Portionen für Schule, Kindergarten, Elmet, Stahlbau, Rentner und unsere eigenen Leute. Leider ist alles den Bach runter gegangen."