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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Noch näher an das Volk heran

17.11.2010, 18:37

EISLEBEN/HETTSTEDT/MZ. - Der Offene Brief der beiden Chefredakteure der Mitteldeutschen Zeitung, Hartmut Augustin und Hans-Jürgen Greye, (MZ vom 12. November) an die Leserinnen und Leser hat ein großes Echo ausgelöst. Wir veröffentlichen an dieser Stelle auszugsweise weitere der zahlreichen Zuschriften, die bisher eingingen:

Lutz Hellwig, Helbra: Wir lesen die MZ seit ihrer Gründung und würden das Geld nicht ausgeben, wenn die Machart, der Inhalt und die kritische Berichterstattung nicht unseren Erwartungen entsprechen würden. Dass die Kreisverwaltung und deren Spitze nicht immer gut bei Berichten wegkommt, kann doch nicht der MZ und deren Redakteuren angekreidet werden. Ob der Umgang mit Koch und Bayer, die Rollstuhlaffäre, das Brennverbot, der Personalüberhang, die Krankenhausprivatisierung, die Kreisumlage zeigen, wie es im Amt im Umgang mit den Gemeinden und den Bürgern nicht zugehen sollte. Lassen Sie sich nicht "gleichschalten", bleiben Sie kritisch und unabhängig! Nehmen Sie sich der Probleme der "Normalbürger" weiterhin an, die durch Verwaltungen (Straßenausbaubeiträge, Umlagen und "regierungsnahe" Einrichtungen wie AZV immer mehr geschröpft werden.

Eckhard Hollik, Wansleben:Die MZ ist mir noch viel zu zurückhaltend. Anhand des Beispiels Mehrzweckhalle Wansleben am See kann das nachvollzogen werden. Als Mitglied einer Fraktion des Gemeinderates haben mein Fraktionskollege und ich zahlreiche Informationen an die MZ geschickt, die wir sogar mit Quellenangaben belegen konnten. Wenn es dann zur Veröffentlichung kam, stand immer die Meinung des Bürgermeisters der Gemeinde gegen die "Meinung" unserer Fraktion.

Die Belege für unsere Positionen spielten da keine Rolle. Eine solche Zurückhaltung in der Berichterstattung und die Aktionen des Bürgermeisters haben dazu geführt, dass die Mitglieder unserer Fraktion als Miesmacher, Unruhestifter und Verzögerer diffamiert wurden. Heute zeigt die Situation der Halle, dass wir in diesem Zusammenhang mit allem im Recht waren, worauf wir seit 1999 hinweisen, was wir aufgedeckt und bewertet haben.

Nicht zuletzt diese Erfahrungen lassen mich den Verdacht äußern, dass die Befragungsaktion im Amtsblatt schon den Tonfall deutlich widerspiegelt, den ich in der Gemeinde Wansleben am See kennen gelernt habe. Für mich kein Zufall.

Im Großen und Ganzen sage ich: Weiter so, plus etwas mehr Mut zum investigativen Journalismus.

Axel Weber, Klostermansfeld: Als Mitglied des Kreistages kann ich mir ein Urteil über die Handlungs- und Vorgehensweise der Spitzenpolitiker unseres Landkreises erlauben. Ich bin froh darüber, dass die MZ kritisch über die Kommunalpolitik berichtet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sie nach der Kreistagswahl sehr zu Gunsten des Landrates berichtete.

Da war die Welt für den Landrat noch in Ordnung. Mit den Jahren und den Ereignissen reifte wohl der Blickwinkel bei der MZ. Man besann sich auf die Aufgabe der freien Presse, kritisches "Kontrollorgan" der Öffentlichkeit zu sein. Insofern, vielen Dank dafür. Wir brauchen eine freie kritische Presse. Sie ist ein Markenzeichen und Garant der Demokratie.

Dennoch gibt es aus meiner Sicht auch Mängel in der Berichterstattung. So fehlt mir, im Großen wie im Kleinen, eine gesellschaftskritische Note der MZ. Es gibt zweifellos auch bei uns im Mansfelder Land Unternehmer mit Vorbildfunktion. Mir persönlich kommen die Unternehmer unserer Region in der Berichterstattung aber grundsätzlich zu positiv weg. Berichtet wird in der Regel nur über die unternehmerischen Erfolge. Auf die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen der Mitarbeiter in den Unternehmen wird nicht eingegangen.

Würde man sich öffentlich mit den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter z.B. bei Klemme, Helios oder Mifa auseinander setzen, käme man zu einem realistischeren Bild der Arbeitswelt und es würde sich sicher das Eine oder Andere verbessern. Übrigens lesen die meisten meiner Bekannten die MZ gerade wegen des Regionalteils.

Rolf Owczarski, Helmstedt: Ich habe bis zu meinem 15. Lebensjahr in Helfta gelebt - das Klostergelände war meine "Spielwiese" - und habe meine Verwandten regelmäßig zu DDR-Zeiten besucht. Der Kontakt zu meiner Heimat ist nie abgerissen. Folglich bin ich nach der "Wende" dem Mansfelder Heimatverein beigetreten. Als ich auf die MZ aufmerksam wurde, habe ich sie sofort abonniert. Insbesondere interessiert mich natürlich die Mansfelder Ausgabe mit dem regelmäßig erscheinenden und interessanten Heimatteil.

Ich halte die MZ für eine der besten Regionalzeitungen. Die Berichterstattung zur Politik, Wirtschaft, Kultur, Zeitgeschichte u.a. sind von gutem Niveau, erfassen informative Sachverhalte und sind ausgewogen und in gutem Stil verfasst. Als Leser der Braunschweiger Zeitung - seit 1959 - stelle ich natürlich Vergleiche an, dabei stufe ich die MZ in vielen Teilen vorrangig ein. Die BZ hat vor zwei Jahren so genannte Leserkonferenzen bei den Lokalredaktionen eingerichtet, in Helmstedt war ich dabei. Solch eine Leserkonferenz wäre auch für die MZ zu empfehlen.

Marianne Ratajczak, Benndorf: Ich bin ein sehr intensiver Leser der MZ seit langem. Die anonyme Aktion im Amtsblatt finde ich skandalös und sehr "feige"! Es ist sehr schade, dass unsere so genannten "Volksvertreter" so wenig Kritik vertragen. Ich selbst bin mit der Gestaltung und auch den Inhalten der MZ eigentlich zufrieden.

Besonders hat mir jene Sonnabend-Ausgabe unwahrscheinlich gut gefallen, in der Studenten sich in den Redaktionen umsehen konnten und ihre Eindrücke wiedergegeben haben. Ihre Artikel waren "super". So eine Aktion können sie wieder einmal starten und den jungen Menschen Gelegenheit geben, ihre Eindrücke und Meinungen, die ja oft sehr kritisch sein können, darzulegen.

Ich selbst wünsche mir noch mehr Nähe zum Volk in ihren Beiträgen. Gehen sie doch mal zu den Menschen, die bei der "Tafel" der Lutherstadt Eisleben sich Lebensmittel abholen müssen, um ihr tägliches Leben über die Runden zu bringen. Befragen Sie diese Menschen, warum und wieso sie hier her gehen müssen. Ich denke, das würde viele Leser interessieren. Mich selbst hat es immer wieder erschüttert, als ich das gesehen habe. Die Artikel über das Kloster Helfta und die Luthergedenkstätten, die oftmals zu lang sind, interessieren wahrscheinlich mehr die Touristen und Geschichtsliebhaber als die normale Bevölkerung, die andere Sorgen hat.