Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Im Unglück allein gelassen
THALDORF/MZ. - Darja Bönisch ist erschöpft, trotzdem rackert sie unermüdlich weiter. Seit Tagen müht sie sich mit ihren Nachbarn, die Folgen der Schlammflut zu bewältigen und weiß schon lange nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Weil die Arbeit kein Ende zu nehmen scheint und der Ärger auch nicht. Sie weiß nicht, wie sie den neben ihrem Haus abgestellten Container mit dem vielen Unrat beladen soll.
Ihre Nachbarn sehen sich ebenfalls am Ende ihrer Kraft. "Mit 81 Jahren kann man nicht mehr bis zum Abend knuffen. Irgendwann ist Schluss", sagt Edith Gebauer, die schon zwei Schlammfluten im Dorf erlebt hat. Die erste 1956, als die Scheune ihrer Eltern in Trümmer sank, die zweite 1969, als eine zwei Meter hohe Flutwelle ihr Haus umspülte und Wasser durch die Tür eindrang.
Waltraud und Klaus Ribbe, die heute in Friedeburg auf dem Berg sicher vor Hochwasser sind, haben damals in Thaldorf ihr Heim verloren. Es wurde nicht wieder aufgebaut, wegen der Flutgefahr. Die Eheleute wissen um die Gewalt des Wassers, wenn es über die Äcker ins Tal strömt. Nie werden sie die Ängste vergessen, die sie ausgestanden haben, aber auch nicht die Hilfe nach der Flut. Klaus Ribbe sagt, dass damals die Betriebe geholfen hätten, die LPG und viele Einwohner. Edith Gebauer kann sich noch gut daran erinnern. "Damals war die Hilfe größer", findet sie. "Heute sind wir Stadt Gerbstedt. Da sind wir der letzte Dreck."
"Es interessiert sich scheinbar keiner dafür, was hier los", ist auch Darja Bönisch enttäuscht. "Wir wohnen nicht an einer Hauptstraße. Uns sieht keiner." Die Dorfbeleuchtung war eine ganze Woche kaputt, erst am Montag wurde sie auf Drängen der Einwohner repariert. Trotzdem gab es auch Hilfe. Zwar nicht vom Landkreis oder gar vom Land, sondern aus dem Krankenhaus Merseburg, wo Darja Bönisch als Krankenschwester arbeitet. "Mein ganzes Team hat geholfen", sagt sie und schluckt, weil ihr die Tränen kommen. Sonnabend und Sonntag waren die Schwestern da. Darüber hat sie sich sehr gefreut. Auch über die Frauen aus Ihlewitz, die einen Tag geholfen haben. Trotzdem ärgert sie sich, weil handfestere Unterstützung nicht möglich war. Nicht einmal im Vorfeld. Darja Bönisch zeigt auf eine baufällige Scheune neben ihrem Grundstück, von der die Flut Bruchsteine und einen mächtigen Balken auf ihr Anwesen gespült hat. Die Scheune gehört der Kommune und ist schon lange ein Ärgernis. Wäre sie nicht gewesen, hätte es weniger Schäden gegeben, sind die Thaldorfer überzeugt. Dann hätte das Wasser besser abfließen können und hätte nicht so viel Geröll mitgespült. "Bürgermeisterin Barbara Olze hat sich so eingesetzt für den Abriss", sagen die Thaldorfer. Aber der Antrag der Kommune wurde abgelehnt, es gab kein Geld, weil das Vorhaben als nicht besonders dringend angesehen wurde. In Thaldorf kann man da nur hilflos die Hände heben.
Aber wenigstens scheint mit der Versicherung alles zu klappen. Erste Kostenvoranschläge liegen vor. Es sieht so aus, als wenn die Schäden reguliert werden. "Das ist schon was", sagt Darja Bönisch.