Festmenü zu Ostern Festmenü zu Ostern: Der Karpfen ist der Renner

Seeburg/MZ - „Einen frischen Karpfen hätte ich gern. Und einen halben Aal. Und noch ein Stückchen vom geräucherten Heilbutt.“ Als Bärbel Trautmann aus Halle den Laden im Fischerhof am Kernersee verlässt, hat sie eine prall gefüllte Einkaufstüte dabei. Da kann man lange davon essen. Ist die Frau etwa gerade in der Fastzeit, die noch bis Karsamstag andauert? Fisch essen ist nämlich dabei erlaubt.
„Nein“, sagt die Hallenserin und lacht. „Die Kinder haben sich zu Ostern angekündigt und da wollte ich etwas Leckeres auf den Tisch stellen. Und Fisch essen wir alle gern.“ Das Geschäft am Kernersee läuft gut in diesen Tagen, der Umsatz ist überdurchschnittlich. Die Ursache dafür ist wirklich nicht die Fastenzeit, sondern das bevorstehende Osterfest. „Heutzutage fastet kaum jemand mehr“, sagt Fischerhof-Inhaber Ulrich Kulawik. „Dafür ist die Verführung durch so viele Delikatessen allzu groß, die man kaufen kann. Ich denke, das Fasten war in den alten Zeiten deshalb so verbreitet, weil die Leute nichts zu essen hatten.“
Kulawik, ein noch nasses Fangnetz in der Hand, freut sich über die große Nachfrage nach Fisch. „Heute waren wir wieder draußen“, teilt er mit und nickt mit dem Kopf in Richtung See. Der Renner seien vor allem Karpfen. Es gebe aber auch Kunden mit besonderen Wünschen. „Ich habe wieder eine Bestellung für Marmorkarpfen“, sagt der Fischer. „Vietnamesen kaufen die Fische gern.“ Und das nicht zufällig: Der Marmorkarpfen gehört zur Familie der Karpfenfische und ist in den 1960er Jahren mit Graskarpfen und Silberkarpfen aus Asien nach Europa eingeführt worden. „Die Vietnamesen essen den Fisch nicht etwa gekocht oder gebraten, sondern roh, aber auf eine besondere Weise paniert. Dafür lassen sie sich sogar bestimmte Gewürze aus ihrer Heimat liefern, weil es sie hier nicht zu kaufen gibt.“
Ulrich Kulawik zufolge schmeckt der Marmorkarpfen auf vietnamesisch gar nicht so schlecht. „Ich habe ihn schon mal gekostet, wurde nämlich von den Vietnamesen eingeladen“, berichtet er. So habe ich auf diese Weise ein Stück fremder Kultur kennengelernt.“