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Eisleber Wiese Eisleber Wiese: Es geht oft um Zentimeter

Von detlef liedmann 11.09.2013, 14:05
Hollywood lässt grüßen: Auf der Eisleber Wiese kommen auch die Stars der Film- und Musikbranche zum Zuge - wenn auch nur aus Pappmachè.
Hollywood lässt grüßen: Auf der Eisleber Wiese kommen auch die Stars der Film- und Musikbranche zum Zuge - wenn auch nur aus Pappmachè. jörg reiber Lizenz

eisleben/MZ - „Der große Ansturm ist vorbei. Den hatten wir Montag und Dienstag“, sagt Siegmund Michalski. Um dann gleich wieder aufzubrechen zur nächsten Einweisung eines Händlers auf der 492. Eisleber Wiese. Der 58-jährige Adolf Wimmer aus Cloppenburg ist quasi Nachrücker, der wegen der kurzfristigen Absage eines anderen Schaustellers noch den Zuschlag erhalten hat. Auch sonst musste Marktmeister Michalski hier und da umdisponieren. „Es geht da oft um Zentimeter“, sagt er.

Um gleich darauf einen anderen Händler darauf hinzuweisen, dass sein Begrenzungszaun aus der Front herausrage. „Da müsst ihr euch was einfallen lassen.“ Und die Männer in den warmen Jacken lassen sich was einfallen an diesem regnerischen Mittwochmorgen. Der Regen? „Wirft unsere Pläne nicht über den Haufen. Hier, das sind unsere einzigen beiden Pfützen“, weist Michalski auf eine Fläche unweit des großen Festzeltes.

Dort sei der Platz noch zu DDR-Zeiten befestigt worden. Michalski war da schon längst Cheforganisator der Wiese. Den Posten hat der ehemalige Betriebshandwerker beim Rat der Stadt am 2. April 1982 übernommen. Der Unterschied zu heute? „Das Marketing hat damals noch keine Rolle gespielt. Aber der Platz hat uns bei schlechtem Wetter große Sorgen bereitet“, erinnert sich Michalski.

Die Wiese sein schon immer wichtig gewesen in seinem Leben. „Ich bin ja in Helbra groß geworden und wir sind zu Fuß nach Eisleben. Querfeldein. Zehn Kilometer, zehn zurück. Für das gesparte Busgeld sind wir lieber einmal mehr Karussell gefahren.“ Besonders der Twister, er gehörte wie die Achterbahn zum Staatszirkus der DDR, hatte es ihm angetan. Und heute? „Es gibt nichts, was ich nicht fahren würde. Aber ich mache es nicht. Die Anspannung ist einfach zu groß“, erklärt der 52-Jährige. So mancher habe ihn schon gefragt, warum, er so wenig lache zur Wiese.

Für ihn selbst halte sich der Spaß in Grenzen, obwohl er im 31. Dienstjahr vieles gelassener sehe. „Wenn früher ein Problem zu lösen war, bin ich gleich losgeflitzt. Heute warte ich schon mal ab, weil sich manches auch von selbst klärt.“ Und wenn nicht? Dann schwingt sich Michalski auf seinen Roller und packt die Sache an. Und auch gestern bitter er immer wieder um Verständnis, wenn sein Handy klingelt. „Kleinen Augenblick, ich muss mal rangehen.“ Ein Radiosender bittet um ein Interview, das live auf Sendung gehen soll. Um drei hätte er Zeit lässt Michalski ausrichten. Und das Fernsehen habe auch schon wieder angefragt. Ja ja, das Marketing. „Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt“, so der Wiesenchef, der in Hettstedt noch Fußball spielt bei den Altherren des FSV. Die treten am Donnerstaabend, 17 Uhr, auf der Otto-Helm-Kampfbahn wieder gegen eine Auswahl der Schausteller an. Mit Michalski. Das bringt ihm dann ein wenig Entspannung nach einem langen Tag.

Siegmund Michalski erklärt, wie viel Platz noch übrig ist.
Siegmund Michalski erklärt, wie viel Platz noch übrig ist.
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