Deutsche Meisterschaft der Sportspielmannszüge Deutsche Meisterschaft der Sportspielmannszüge: Ziegelröder Spielmannszug verteidigt seinen Titel

Helbra/MZ - Knapper geht es kaum. Mit 0,07 Punkten Vorsprung hat sich Ziegelrode zum siebten Mal den Deutschen Meistertitel der Sportspielmannszüge geholt. Auf den Plätzen folgten Gernrode, Radeberg, erstmals mit einer Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft und Hettstedts Blau-Weiße.
„Ich weiß, aber es ist noch nicht hier oben angekommen“, sagte Thomas Bayer und deutete mit dem Finger der rechten Hand Richtung seines Kopfes. Bayer haut bei den Ziegelrödern auf die Pauke. Den Meistertitel auch zu fassen, das brauchte seine Zeit. Denn die Musiker aus dem Grund hatten ihr Programm nahezu komplett neu einstudiert. Und mit Musik unter anderem aus Star Wars ist der Griff nach den Sternen gelungen. Lohn für hartes Training.
Verzicht auf Deutschlandspiel
Denn: „Wir haben uns Freitagabend alle noch mal hier auf dem Sportplatz getroffen und geprobt“, so Marko Führer, der mit seiner Frau Anne zu den 38 Mitwirkenden in den Ziegelröder Farben Rot und Weiß gehörte. Wie er hatten dabei alle am Freitag auf das WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich verzichtet. „Wir wissen, was wir wollen“, so Führer weiter.
Warum es am Ende für Hettstedt nicht gereicht hat? „Wir wissen es noch nicht“, so Matthias Kaczmarek, Stabführer des Hettstedter Spielmannszuges Blau-Weiß, nach dem vierten Platz am Sonnabend in Helbra. „Das ist schon bitter, im Mansfeldischen leer auszugehen“, so der Vereinsvorsitzende Klaus-Dieter Graul. Vielleicht seien es doch ein, zwei Unsauberkeiten im Spiel gewesen. „Und als Dritter von acht Spielmannszügen aufzutreten ist auch nicht unbedingt ein Vorteil“, so Graul zu den 0,9 Punkten Rückstand.
Gespielt wird bei Meisterschaften der Sportspielmannszüge nicht vom Blatt, sondern aus dem Gedächtnis. Gewertet wird in drei Hauptpunkten.
Im Hauptpunkt 1 geht es um das notengerechte Spiel der Melodieinstrumente, das sind Signalhörner und Flöten, sowie der Lyren.
Der Hauptpunkt 2 betrifft das notengerechte Spiel der Rhythmusinstrumente, während es im Hauptpunkt 3 um die Stabführung (Dirigat) sowie Bekleidung, Ausrüstung und die Exaktheit der Bewegungen geht.
Gespielt werden ein Signalhorntitel, dem sich ein konzertanter Teil anschließt. Zum Abschluss folgt ein Titel in der Marschbewegung um den Platz.
Die Ziegelröder als Gastgeber hatten den Bonus, als letzte spielen zu dürfen. Da habe die Jury, am Sonnabend bestand sie aus zehn Wertungsrichtern, immer noch eine Option. Wobei es am Sieg der Ziegelröder nichts zu beanstanden gibt. Gernrode jedenfalls hatte an Startposition fünf 46,85 Punkte vorgelegt. Nicht nur, aber auch wegen des höchstmöglichen Schwierigkeitsgrades von 5,00, der am Ende zu den von der Jury vergebenen Punkten hinzuaddiert wird. Die Ziegelröder kamen da nur auf 4,67, müssen also insgesamt 0,40 Punkte gutgemacht haben. „Ich glaube nicht, dass wir gewonnen haben“, so Platzchef Gerhard Schobeß nach Bekanntgabe der letzten Wertung in Helbra.
Jury muss rechnen
Und selbst geübte Rechner brauchten ein Weilchen, um zu erkennen, dass Ziegelrode vorn lag. Doch dann war der Jubel groß. Geschätzte 2 000 Zuschauer hatten den Weg auf den Sportplatz ins Helbraer Pfarrholz gefunden. Unter ihnen Gustav-Adolf Schur, Ehrenpräsident des Landessportbundes. „Ich habe ja früher hier im Mansfelder Land gemeinsam mit Willi und Dieter Köhler trainiert“, erinnerte sich die Radsportlegende an die Mitte der 1950er-Jahre