Buchhändlerin in Helbra Buchhändlerin in Helbra: Warum Rosemarie Globisch zu scheinbar aussterbender Art gehört

Helbra - „Gelesen habe ich schon immer gern“, sagt Rosemarie Globisch. Auch, wenn sie die Bücher nicht verschlungen habe. Was also lag näher, als die Leidenschaft später zum Beruf zu machen. Einst eine sichere berufliche Bank, gehören Buchhändlerinnen heute zu einer scheinbar aussterbenden Art. Zudem noch auf einem Dorf. „Ich wüsste jetzt keins, wo es noch eine Buchhandlung gibt“, so die Helbraerin.
„Die Leute bestellen lieber im Internet. Das ist bequemer.“ Seit 1992 ist die 59-Jährige Inhaberin der Helbraer Buchhandlung in der Siebigeröder Straße. 1899 wurde in dem Haus der erste Helbraer Anzeiger gedruckt, später Bücher verkauft. „Da war ich schon als Kind hier und fasziniert, wie es nach Büchern roch. Und wenn Ferien waren, habe ich mir einen Packen aus der Bibliothek ausgeliehen“, so Globisch.
Nach Ausbildung zur Buchhändlerin folgen Qualifikationen
In Leipzig lernte sie ab 1975 Buchhändlerin. „Das war in der DDR die einzige derartige Lehreinrichtung“, erinnert sie sich. Ausbildungsbetrieb war die Eisleber Lenin-Buchhandlung. „Später habe ich mich dann noch qualifiziert.“ Und so bekam Rosemarie Globisch die „Befähigung zur Leitung einer Volksbuchhandlung“.
Die nutzte ihr zwar etwas, wenn sie in Helbra als Urlaubsvertretung den Chefposten übernahm, war aber nach der Wende nur noch ein Stück Papier. „Ich hätte die Leitung der Buchhandlung in Helbra zu DDR-Zeiten zwar übernehmen sollen. Aber wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen zu müssen, hat dann doch einige Überlegungen gekostet“, schaut sie zurück. 1992, als der Sohn aus dem Gröbsten raus war, hat sie den Schritt gewagt.
Kaufeuphorie in Helbraer Buchhandlung bei Harry-Potter-Büchern
„Aber nur mit der Option, dieses Haus kaufen und nach meinen Vorstellungen umgestalten zu können.“ Der große Hype, bisher unbekannte und vordem unerreichbare Bücher kaufen zu können, war da schon fast vorbei. Nur bei den ersten beiden Harry-Potter-Bänden habe sich noch einmal eine regelrechte Kaufeuphorie entwickelt.
„Beim dritten und vierten war das schon nicht mehr “, sagt Rosemarie Globisch. Am besten laufe das Geschäft im Juli und August. Dann ist Schulbuchverkauf. „Mein zweites Standbein“, sagt sie. Und bekennt im gleichen Atemzug: „Nur von Büchern kann heute keine kleine Buchhandlung mehr leben.“
Nachfolger für Buchhandlung in Helbra nicht in Sicht
Neben den Internetanbietern seien es die großen Ketten, die noch größere Gewinne erwirtschaften. „Wenn es mir darum ginge, hätte ich schon vor zehn Jahren zumachen können.“ Weil aber Mann und gelegentlich die Kinder mit anpacken, funktioniere der Laden noch.
Allerdings sei ein Nachfolger nicht in Sicht. „Meine Kinder werden es nicht sein. Die wissen doch durch mich, wie schwer es ist.“ Gleichwohl möchte Rosemarie Globisch den Kontakt zu ihren Kunden nicht missen. „Das kassieren dauert vielleicht eine Minute. Aber für manche Helbraer bin ich mitunter auch eine Art Sozialstation. Und zu mir kann jeder kommen. Ich höre zu und wenn ich helfen kann, helfe ich gern.“
Buchhändlerin Rosemarie Globisch liest gern Thriller und den kleinen Prinzen
Ihr Lieblingsbuch? „Der Kleine Prinz“, kommt es da wie aus der Pistole geschossen. Auch ihre Tochter habe sich für die Geschichte des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry begeistert. „Ich lese aber auch Thriller.“ Zudem geht Rosemarie Globisch gern ins Theater und buddelt im Garten.
Besonders Blumen gedeihen bei ihr prächtig. „Ich habe davon jede Menge. Eine Clivia, die ich von meinen Eltern bekommen habe, gedeiht immer noch und längst blühen auch die vielen Senker“, freut sie sich. (mz)