Zusage mit Bedingungen

Von Sylke Kaufhold 02.04.2007, 17:22

Dessau/MZ. - Seit Januar absolviert Felix, der Schüler des neuen Bildungsangebotes Produktives Lernen ist, in dem Unternehmen im Junkerspark ein dreimonatiges Praktikum. Zum zweiten Mal bereits. "Ich interessiere mich für Autos und der Betrieb hat einen guten Ruf", begründet Felix seine Wahl. Reifen montieren und auswuchten, auch Kundengespräche gehören zu seinen Aufgaben. "Die versuche ich, selbständig zu lösen", berichtet der Schüler.

Wegen akuter Schulprobleme wechselte Felix Schmidt nach der siebenten Klasse zum Produktiven Lernen, einer Unterrichtsform, bei der das praktische Arbeiten Schwerpunkt ist und die nach der 9. Klasse mit dem Hauptschulabschluss beendet werden kann. "Hier läuft es besser", schätzt Felix seine schulischen Leistungen ein. "Ich komme besser klar und die Tendenz zeigt nach oben." Sein Lehrer Andreas Legler bestätigt das. "Felix schafft den Abschluss, wenn er sich richtig Mühe gibt sogar mit Zwei."

Das wiederum hört Mirco Hill gerne. Denn auch wenn er den Schulnoten nicht die oberste Priorität einräumt bei der Auswahl seiner Auszubildenden oder Praktikanten. "Schule ist wichtig, vor allem in der Lehre", betont er. Deshalb habe er seine Zusage für die Lehrstelle für Felix auch an die Abschlussnote Zwei gebunden. Derzeit werden bei Pneuhage drei Lehrlinge ausgebildet, in den Berufen Fachkraft für Groß- und Einzelhandel sowie Mechaniker für Reifen und Vulkanisationstechnik. Letzteren Beruf würde auch Felix ab August erlernen.

Vorurteile hat der Unternehmer Mirco Hill gegenüber den Schülern aus dem Produktiven Lernen nicht. "Warum sollte ich nicht auch denen die Chance geben?" Voraussetzung sei natürlich, dass sie sich ordentlich bewerben und wirkliches Interesse haben an der Tätigkeit. "Felix hat das ordentlich gemeistert. Er zeigt großes Engagement und ist uns inzwischen schon eine richtige Hilfe. Das hat mich auch bewogen, ihm eine Lehrstelle anzubieten." Für Andreas Legler ist der Fall Felix der ideale. "Unser Ziel ist es ja, Anschlussperspektiven für unsere Schüler zu schaffen", erklärt er. "Und die langen Praktika sind die ideale Chance, sich einem Arbeitgeber zu empfehlen." Nicht immer klappt es so gut wie bei Felix Schmidt. Doch etliche seiner Mitschüler hätten inzwischen ebenfalls Zusagen für eine Ausbildung oder Anstellung. Etwa 35 Unternehmen in Dessau und Umgebung stellen bisher Praktikumsplätze für die Schüler des Produktiven Lernens zur Verfügung.

Wie erfolgreich die Arbeit von Andreas Legler und seiner Kollegin Andrea Schmidt war, wird am Ende des Schuljahres das erste Mal abgerechnet. Denn dann enden für Felix und seine Klassenkameraden, dem ersten Jahrgang des Produktiven Lernens in Dessau, die zwei Jahre.

Im neuen Schuljahr wird an der Sekundarschule "An der Stadtmauer" wieder eine 8. Klasse für Produktives Lernen gebildet. Für interessierte Schüler und Eltern finden dazu am Mittwoch, 9. Mai, 18 Uhr, sowie am Sonnabend, 12. Mai, um 10 Uhr Informationsveranstaltungen statt.