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Zukunft im grünen Bereich Zukunft im grünen Bereich: Junge Leute startet am Dessauer Jagdschloss Ausbildung zum Forstwirt

Von Heidi Thiemann 17.08.2019, 10:00
Voll motiviert: Die Auszubildenden des Betreuungsforstamtes mit ihrem Lehrmeister
Voll motiviert: Die Auszubildenden des Betreuungsforstamtes mit ihrem Lehrmeister Thomas Ruttke

Dessau - Zehn Bewerbungen hat er abgeschickt, vier Zusagen erhalten. „Dessau war mir am sympathischsten“, sagt Erik Markov. Der 18-Jährige aus Bernau bei Berlin ist einer von fünf neuen Auszubildenden im Betreuungsforstamt Dessau, das seinen Sitz im Jagdschloss Haideburg hat. Wie Clara Becker (27), Leon Reikse (20), Philipp Lotsch (19) und Hendrik Bartel (16) will er Forstwirt werden.

Rund 30 Bewerbungen gab es insgesamt für die fünf Stellen, erklärt Forstoberinspektor Jürgen Kristin. Vor zehn Jahren waren es noch an die 100, dennoch sind die Forstleute nicht unzufrieden mit den Bewerberzahlen, denn Nachwuchs in der Forstwirtschaft wird nicht nur aufgrund der Herausforderungen durch den Klimawandel dringend gebraucht. Die Karrierechancen im Land stehen überdies so gut wie lange nicht.

Im öffentlichen Dienst werden nach jahrelangem personellen Aderlass wieder Stellen besetzt. Müssen auch. Im Landeszentrum Wald, zu dem die Betreuungsforst-ämter gehören, liegt der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter gegenwärtig bei 57 Jahren.

30 Forstwirte werden jährlich in Sachsen-Anhalt ausgebildet

Von den fünf Auszubildenden des Betreuungsforstamtes, die vor kurzem ihre Zeugnisse am Forstlichen Bildungszentrum Magdeburgerforth erhalten hatten, haben vier eine Anstellung im öffentlichen Dienst erhalten, einer davon in Dessau. Der fünfte junge Forstwirt ist in einem Privatbetrieb angestellt worden.

Nicht nur die guten Zukunftsaussichten für die jungen Leute freut Forstwirtschaftsmeister Henry Drieselmann. Mit Stolz erfüllt den Lehrausbilder auch, dass mit Max Müller und Jonas Bartsch die landesweit besten Absolventen aus dem Betreuungsforstamt Dessau kamen. „Insgesamt war das ein starker Jahrgang“, lobt er auch seine drei anderen Auszubildenden. 30 Forstwirte werden jährlich in Sachsen-Anhalt ausgebildet.

Für die fünf neuen Auszubildenden in Dessau ist es bis zum Abschluss freilich noch ein weiter Weg. Der hat gerade erst am 1. August begonnen. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Theorie wird in Magdeburgerforth gelehrt, die Praxis erhalten sie bei Henry Drieselmann und seinem Kollegen Lutz Fiedler.

Der 16-jährige Dessauer Hendrik Bartel ist über ein Praktikum zu seinem Wunschberuf gekommen

Wer einsteigen will in den Beruf, dem rät Drieselmann, ein Praktikum zu machen. Der Dessauer Hendrik Bartel ist über so eines zu seinem Wunschberuf gekommen. „Das ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf“, findet der 16-Jährige, der gerade seinen Realschulabschluss abgelegt hat.

Ähnliches auch sagen die anderen Mitstreiter: Die praktische Arbeit in der Natur reizt sie. Einen Bürojob können sich auch Erik Markov sowie Philipp Lotsch aus Burg und der Reinsdorfer Leon Reiske nicht vorstellen. Die drei haben ihr Abitur in der Tasche. Das sei heutzutage nichts Ungewöhnliches, sagt Drieselmann, dass Abiturienten einen Beruf erlernen und (erstmal) nicht zum Studium gehen. Dass es diesmal in der Mehrzahl Abiturienten sind, die mit der Lehre angefangen haben, sei durchaus Zufall. „Wir hatten auch schon Auszubildende mit einem Hauptschulabschluss.“ Es komme vor allem auf die Eignung der Bewerber an. „Das muss passen.“

Nicht ungewöhnlich ist mittlerweile auch, dass junge Frauen sich für den Beruf entscheiden

Nicht ungewöhnlich ist mittlerweile auch, dass junge Frauen sich für den Beruf entscheiden und zur Forstwirtin ausgebildet werden. Dazu wurden extra Räumlichkeiten geschaffen, weist Drieselmann hin. Im vergangenen Jahr wurde bereits eine junge Frau angenommen. In diesem Jahr nun freut sich Clara Becker, dass es in Dessau mit der Ausbildung geklappt hat. Sie stammt ursprünglich aus Rostock, hat in Cottbus Landnutzung und Wasserbewirtschaftung studiert, „doch das war mir zu theoretisch. Ich wollte draußen arbeiten“, erklärt sie.

Im Forstamt Leipzig hatte die 27-Jährige ein Praktikum gemacht, ein halbes Jahr auch bei einem Agro-Forstservice gearbeitet. Ihr Berufswunsch stand fest. Im Raum Leipzig hatte sie sich letztes Jahr beworben, in diesem Jahr den Kreis großflächiger gefasst - und ist nach der Zusage nach Dessau gezogen.

Die fünf Neuen gehören zu insgesamt zwölf Auszubildenden vom ersten bis dritten Lehrjahr im Betreuungsforstamt Dessau. (mz)