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Ziervögel und Exoten Ziervögel und Exoten: Gefiederte Schönheit wie ein Regenbogen

Von Silvia Bürkmann 12.10.2003, 20:04

Stackelitz/MZ. - Bei einem Kakadu." 39 Papageien und Sittiche verschiedener Arten hält Hartmut Bendel, Vorsitzender des Vereins "Ziervögel- und Exoten Roßlau e.V.", daheim am Tornauer Weg.

Im Verein seit 1968, haben die gefiederten Sänger Bendel schon im Kindesalter in Bann gezogen. Noch in der elterlichen Wohnung in der Hohen Straße wurde Platz gemacht für den ersten Wellensittich-Bauer. Dann die erste kleine Voliere für die Nymphensittiche - die kleinen Kobolde mit der unverkennbaren Irokesenhaube... und irgendwann war an Umkehr nicht mehr zu denken, hatten die regenbogenbunten Schönheiten ihren festen Platz im Bendelschen Haushalt. Die ganze Familie steht dahinter, zieht mit bei Haltung und Pflege. "Das ist purer Idealismus. Ein bisschen verrückt sind wir wohl alle", gibt der Vereinsvorsitzende zu. Und ist unverkennbar stolz drauf.

Denn die Ausstellung in der "Gemütlichen Einkehr" von Stackelitz ist eine prachtvolle Schau der Zuchterfolge des kleinen Vereins in einem üppigen Ambiente von buntem Herbstlaub, Holz-Garniuren, Erikabüscheln und Grünpflanzen. Sogar die Palmen fehlen nicht. Und in diesem Ensemble verblüfft selbst der ohrenbetäubende Schrei des großen Gelbbrust-Ara-Pärchens nicht. "Hansi, schschttt!", versucht Hans Martynowicz seine Tiere zur Ordnung zu rufen und Günther Appelt schmunzelt: "Jetzt sind wir im Urwald."

So eben hat es die Natur eingerichtet: Wenn im grünen Meer der tropischen Regenwälder auch das schillerndste Farbkleid nicht zu sehen ist, muss die Stimme herhalten, damit Hahn und Henne einander wiederfinden. "Hansi" und sein "Weibchen" - nur um einen Hauch blasser gefärbt - allerdings lassen Hans Martynowicz vergeblich warten auf eine erfolgreiche Aufzucht. Ein Ara-Hahn erreicht Zuchtreife erst mit zwölf Jahren. Da hätte Hansi ja noch ein bisschen Spielraum - "aber der macht ja nicht mal Anstalten, der Krepel", droht der Halter grinsend mit dem Zeigefinger hoch ans Volierendach, wo sich der "Delinquent" quietschvergnügt am Schnabel schaukelt.

Zuchterfolge kommen nicht von ungefähr, verlangen viel Geduld, Erfahrung und auch ein glückliches Händchen bei der Zusammenstellung der Zuchtpaare. "Die hier akzeptieren sich überhaupt nicht", zeigt Hans Martynowicz auf die Gelbnackenamazonen, die zwar seit einem Jahr unter "einem Dach" hausen, aber auf der Stange eindeutig Distanz halten, sich hochmütig ignorieren. "Das kann dauern." In der Nachbarvoliere hingegen kuscheln die Rosakakadus.

Kuschlige Temperaturen aber brauchen die Ziervögel nicht zwingend. Können den Winter über im Freien gehalten werden, in offener Voliere mit Zugang zu einem überdachten "Schutzhaus". Amazonen übernächtigen schon mal draußen bei 15 Grad trockenen Frosts. Die Prachtfinken indes - zu unterscheiden an ihren spitzen Schnäbeln im Gegensatz zu den krumschnäbligen Sittichen und Papageien -, sie brauchen warme, beheizbare Behausungen.

"Erkälten" also tun sich Ziervögel und Exoten auch im mitteleuropäischen Klima nicht. Was die Züchter fürchten, ist obendrein ein Vogel-Phänomen: Die Tiere verbergen ihre Krankheiten vor dem Menschen, kümmern offensichtlich nur, wenn sie sich unbeobachtet glauben. Sehen sie ihre Halter, werfen sie sich stolz in die Brust und sitzen kerzengerade. "Erkennt man dann die Krankheit, dann ist es zu spät, gibt es fast keine Rettung mehr. Der Vogel fällt von der Stange", nennt es Martynowicz im Züchter-Jargon.

Am Wochenende aber sind sie alle putzmunter. In der Ausstellung zwitschert, kreischt und flattert es. Kommen die (erfreulich zahlreichen) Besucher nach dem Staunen über "Fischers Unzertrennliche", über die Rußköpfchen, den regenbogenbunten, trillernden Schwarm von Farbkanarien mit den Züchtern ins Schwatzen, schwirrt ihnen auch bald der Kopf. "Wer Interesse an der Ziervogelzucht hat, ist uns willkommen", sagt Heinz Zander, dass die Roßlauer Zuchtfreunde den Einstieg in ein schönes Hobby mit Rat und Tat unterstützen wollen. Wie es bei Rainer Schüler aus Mühlstedt war. Vor einem Jahr hatte er in der Zeitung von der Ziervogelzucht gelesen... und kann diesmal bereits seine prachtvollen Grünwangen-Rotschwanzsittiche präsentieren.

Gefiederte Exoten also: Sie werden alt, haben auch mal Krach und Knatsch in der Voliere. Sie werden krank und geben das nicht zu. Und sprechen sollen sie auch können. Nur, dass ein Nicht-Exotenhalter sie nur schwer versteht im allgegenwärtigen Gekrächze und Geschrei.

Als sich aber der Ausstellungssaal allmählich leert, tönt aus der großen Ara-Voliere ein kehliges Grollen jetzt ganz vernehmlich: Nacht! Also dann: Gute Nacht für Hansi und Gefährtin!