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Wohnquartier für Alt und Jung geplant Wohnquartier für Alt und Jung geplant: Areal in der Dessauer Jahnstraße hat neuen Eigentümer

Von Sylke Kaufhold 09.06.2018, 07:00
Das Areal in der Jahnstraße hat neuen Eigentümer
Das Areal in der Jahnstraße hat neuen Eigentümer Lutz Sebastian

Dessau - Für das Gelände des ehemaligen Arzneimittelwerkes in der Jahnstraße hat nach Jahren des Stillstands und Abrisses jetzt die Zukunft begonnen: Die Wohnungsgenossenschaft Dessau hat das 8.000 Quadratmeter große Areal an der Ecke Jahn-/Liebknecht-/ und Luxemburgstraße einschließlich des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Haus 4 des Impfstoffwerkes in der Jahnstraße 9 gekauft. Das Unternehmen will dort einen modernen Wohnstandort entwickeln und plant eine Investition von 18 Millionen Euro.

Im Rathaus ist die Freude über den Käufer und seine Pläne groß

„Vor vier Jahren, als wir unsere Häuser in der Liebknechtstraße bauten, haben wir das erste Mal Interesse an dem Gelände bekundet, aus Sorge um das Wohnumfeld für unsere Mieter“, erklärt Vorstandsvorsitzender Nicky Meißner. Damals standen noch die alten nicht mehr nutzbaren Hallen des Werkes, die dann im Dezember 2014 abgerissen wurden.

Mit dem neuerlichen Eigentümerwechsel endet ein langer wechselvoller Prozess um den Erhalt und die Vermarktung dieser Industriebrache. Letzter Eigentümer war die Stadt Dessau-Roßlau, sie hatte das Grundstück 2012 vom Liquidator des Werkes erworben. Im Rathaus ist die Freude über den Käufer und seine Pläne groß. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die denkmalgeschützten Gebäude erhalten bleiben und mitvermarktet werden“, erklärt Christiane Schlonski, Beigeordnete für Stadtentwicklung und Umwelt. „Das ist gelungen, nun wird hier ein städtebaulicher Missstand beseitigt.“

Verwaltungsgebäude des Arzneimittelwerks in der Jahnstraße 7 ist vom Projekt ausgenommen

Zwischenzeitlich habe es etliche Verhandlungen und Gespräche mit Kaufinteressenten gegeben, die letztlich aber alle gescheitert seien, blickt die Beigeordnete auf die zurückliegende Odyssee um das Grundstück zurück. Dass sich die Wohnungsgenossenschaft nach dem Rückzug eines Investors entschloss, auch das denkmalgeschützte Gebäude Jahnstraße 9 zu kaufen, bezeichnete Christiane Schlonski „als kleines Wunder“, denn damit sei es möglich geworden, das gesamte Grundstück zu entwickeln.

Ausgenommen davon ist derzeit das ebenfalls denkmalgeschützte ehemalige Verwaltungsgebäude des Arzneimittelwerks in der Jahnstraße 7. Das hat vor zehn Jahren ein Dessauer gekauft, allerdings noch nichts daran gemacht.

In der Wohnungsgenossenschaft Dessau indes haben die Ideen für das neue Areal bereits konkrete Züge angenommen. Laszlo Ambrus, der als Architekt auch für die benachbarten Neubauten in der Liebknechtstraße verantwortlich zeichnet, füllte das Areal mit verschiedenen Wohnangeboten für die unterschiedlichsten Nutzergruppen. Das Überraschendste dabei - und für Dessau ein völlig neues Angebot - sind die so genannten Stadthäuser, zu denen das denkmalgeschützte Haus 4 des Werkes umgebaut werden soll.

Insgesamt sollen 75 Wohnungen mit 6.800 Quadratmeter Wohnfläche entstehen

Die Pläne sehen außerdem zwei Eckbebauungen sowie im hinteren Bereich zur Luxemburgstraße hin fünf Zweieinhalb-Geschosser vor, deren besonderes Merkmal Laubengänge sein werden. Insgesamt sollen 75 Wohnungen mit 6.800 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. „Wir wollen dort bewusst Angebote für alle Nutzergruppen machen und quasi ein funktionierendes Wohngebiet schaffen“, erklärt Nicky Meißner.

Mit den Stadthäusern, die gemietet werden können, soll eine Angebotslücke in der Stadt geschlossen werden. Die Größe der Stadthäuser variiert zwischen 95 und 160 Quadratmeter. Ob junge Familie, Senioren, Singles, Studenten - alle sollen sich im Wohnquartier an der Jahnstraße ihre individuellen Wohnbedürfnisse erfüllen können. Alle Wohnungen werden zur Hofseite eine Balkon, eine Terrasse oder kleinen Garten haben.

Erstes Lob gab es von der Stadt. „Es wurde ein sehr schönes Konzept gefunden, das die Historie mit der Moderne verbindet und damit eine alte Industriebrache zu neuem Leben erweckt“, sagt Monika Lüttich von der Denkmalschutzbehörde. Sie hebt die seitens der Wohnungsgenossenschaft erfolgte frühzeitige Einbindung ihres Amtes in die Konzeptfindung hervor. Das sei sehr fruchtbringend gewesen und vermeide Ärger um den Denkmalschutz im Nachhinein.

Das Projekt soll in mehreren Bauabschnitten realisiert werden

„Das wird ein anspruchsvolles Projekt, das wir nur in mehreren Bauabschnitten realisieren können“, erklärt Nicky Meißner. Nach jetzigen Planungen des Unternehmens soll im Jahr 2020 die Bauvoranfrage gestellt und dann im Jahr 2021 mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Bis dahin will die Wohnungsgenossenschaft zwei andere Neubauvorhaben realisieren: zum einen die Flössergasse, Baubeginn ist in Kürze, und zum anderen mehrere Mehrfamilienhäuser in der Kornhausstraße. (mz)

Das Modell des Wohnquartiers: Blau und braun unterlegt sind die Neubauten, die Stadthäuser entstehen in dem weißen Riegel an der Jahnstraße.
Das Modell des Wohnquartiers: Blau und braun unterlegt sind die Neubauten, die Stadthäuser entstehen in dem weißen Riegel an der Jahnstraße.
WGD
Matthias Kunz, Christiane Schlonski und Nicky Meißner (v.li.) zeigen den Plan für das Areal.
Matthias Kunz, Christiane Schlonski und Nicky Meißner (v.li.) zeigen den Plan für das Areal.
Lutz Sebastian