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Wo die Lehrer auch am Presslufthammer überzeugen

Von SYLKE KAUFHOLD 16.06.2010, 18:41

DESSAU/MZ. - "Wir haben überall zuerst geputzt, gemalert und gebaut, das hat uns zusammengeschweißt", hebt auch Ursula Junghans hervor, die sich als eine der ersten Mitarbeiterinnen um die Buchhaltung kümmerte. Und Joachim Oelschläger, der im Bereich Galabau als Lehrer tätig war, ist besonders stolz auf das jetzige Schulgelände in der Weststraße, "das von den Schülern und Lehrern aus eigener Kraft angelegt und gebaut wurde".

Wachsender Raumbedarf

Hatte sich die Schule im Jahr 1994 mit dem Flachbau eines ehemaligen Baubetriebes in der Weststraße 5 begnügt, reichten die Räume schon zwei Jahre später nicht mehr aus. Denn neben der Benachteiligtenausbildung im Bereich Garten- und Landschaftsbau wurde 1995 die Berufsfachschule Kinderpflege

etabliert, kam 1996 die Physiotherapeuten-Ausbildung dazu. Das ehemalige Sozialamt in der Weststraße 6 / 7 wurde Teil des Bildungszentrums. So, wie sich in den Folgejahren kontinuierlich die Ausbildungsinhalte erweiterten, wuchs der Raumbedarf.

Heute verfügt das Bildungszentrum Dessau über einen kleinen Campus, der sich zum modernen "Lern- und Lebensort", so Manfred Laumann, entwickelt hat. Aus der Bildungseinrichtung, die anfangs vor allem Maßnahmen des Arbeitsamtes durchführte, profilierte sich eine berufsbildende Privatschule, die sich auf sozialpädagogische und sozialtherapeutische Berufe spezialisiert hat. Und inzwischen auch enge Verbindung zu Unternehmen dieser Branche unterhält. In 130 Praktikumseinrichtungen können die Schüler ihre im Rahmen der Ausbildung notwendigen Praktika absolvieren.

Ohne Blessuren und Rückschläge verlief jedoch auch die 20-jährige Geschichte des Bildungszentrums nicht. Als im Jahr 2004 das Arbeitsamt seine Fördermodalitäten änderte, brach für das Bildungszentrum der gesamte "grüne Bereich" weg. "Das war eine schwierige Zeit für uns, wir mussten sogar Mitarbeiter entlassen", erinnert sich Laumann, der diesen Einschnitt vorhergesehen hatte. "Es wurde damals ausgebildet, ohne Blick auf den Markt." Gänzlich unvorbereitet traf diese "Förderreform" das Bildungszentrum freilich nicht. Im Jahr 2005 komplettierte die Einrichtung ihr Ausbildungsangebot im sozialpädagogischen Bereich mit der Erzieherausbildung. "Ein Beruf, der sich großer Beliebtheit erfreut", konstatiert Hans-Joachim Reiche, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung. Vor allem auch deshalb, weil die Jobchancen nach erfolgreicher Ausbildung sehr hoch seien. Als einen Vorteil für die Schüler sieht Reiche auch, dass das Bildungszentrum auch die notwendige Grundausbildung zum Kinderpfleger oder Sozialassistenten anbietet.

Mit Internat

350 Schüler absolvieren am Bildungszentrum Dessau jährlich eine Berufsausbildung. Die kommen durchaus nicht nur aus Dessau und Umgebung. "Von Rostock bis Guben und zunehmend aus den alten Bundesländern finden die Schüler zu uns", erzählt Hans-Joachim Reiche. Dass die Schule über ein eigenes Internat verfügt und Wohngemeinschaftsplätze anbietet, befördert dies sicher.

Gemeinsam umgesetzt

Doch nicht nur die Erstausbildung steht im Profil der Bildungseinrichtung im Westen der Stadt. Auch die berufsbegleitende Weiterbildung nimmt seit zehn Jahren einen hohen Stellenwert ein. Lern- und Spieltherapeuten können am BZD ihr Zertifikat erwerben, und seit zwei Jahren werden berufsbegleitende Lehrgänge für die Prüfung zum Erzieher angeboten. Für Gerlinde Kretschmer schließt sich hier ein wunderbarer Kreis: Die Rentnerin war von 1992 bis 2002 im sozialpädagogischen Bereich tätig und unterrichtete die allererste Klasse künftiger Haus- und Familienpfleger. "Das war der Grundstein für die heutige sozialpädagogische Fachschule." Die "wunderbare Aufbruchstimmung, wo jeder Ideen einbringen konnte und musste, die Schritt für Schritt gemeinsam verwirklicht wurden", ist für Gerlinde Kretschmer das Besondere am Bildungszentrum.

Eine Festveranstaltung mit geladenen Gästen gibt es am 21. Juni, 16 Uhr. Einen Tag später feiern die Schüler den Geburtstag der Schule mit einem "Gesundheitstag" und dem traditionellen Schuljahresabschlussfest am Abend.