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Jetzt beginnt die Arbeit Wie erlebten die Direktkandidaten aus Dessau-Roßlau die ersten Tage im Landtag?

Drei neue und eine altbekannte Abgeordnete aus Dessau-Roßlau richten sich im Magdeburger Landtag ein.

Von Heidi Thiemann, Daniel Salpius, Oliver Müller-Lorey und Annette Gens 24.07.2021, 12:00
Der neue Landtag von Sachsen-Anhalt bei seiner konstituierenden Sitzung.
Der neue Landtag von Sachsen-Anhalt bei seiner konstituierenden Sitzung. (Foto: DPA)

Dessau-Roßlau/MZ - Vor wenigen Tagen hat der neue Landtag Sachsen-Anhalt seine Arbeit aufgenommen. Wie verliefen die ersten Tage für die Abgeordneten aus Dessau-Roßlau?

Nadine Koppehel (AfD)

Der Landtag, für Nadine Koppehel ist er fast schon vertrautes Terrain. Die ehemalige Büroleiterin des Bundestagsabgeordneten und früheren Landtagsabgeordneten Andreas Mrosek war, als das vor Corona noch möglich war, bei jeder Landtagssitzung in Magdeburg dabei. „Aber auf der Tribüne. Ich kannte nur den Blick von oben.“ Erstmals nun nahm sie bei der Konstituierung des neuen Landtags unten im Plenarsaal Platz und gibt zu: „Von oben sieht alles viel größer aus“. Zur Sitzung selber sei sie sehr aufgeregt gewesen. „Der Landtag ist etwas Erhabenes“, erklärt sie

Nadine Koppehel  (AFD)
Nadine Koppehel (AFD)
(Foto: Ruttke)

Ein Büro im Magdeburger Landtag hat sie noch nicht bezogen. Welche Fraktion wo sitzt, sei noch nicht klar, da mit der FDP eine weitere Fraktion den Sprung in den Landtag geschafft habe, erzählt sie. Im Hintergrund wird geräumt und alles geklärt. Im September, denkt die Bürokauffrau und Finanzbuchhalterin, „werde ich erfahren, wo ich sitze“. Auch welche Rolle sie im Landtag spielen wird, das heißt, in welchen Ausschüssen die Abgeordnete, die über Listenplatz 11 ihrer Partei ins Parlament eingezogen ist, vertreten sein wird, sei noch nicht klar. Das werde in der Klausur ihrer Fraktion festgezurrt. Sie würde, gibt sie zu, aber gerne im Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr mitarbeiten. „Kindererziehung wäre auch toll“, erzählt sie, „denn ich werde Oma im August.“

Jetzt aber hat die 44-Jährige erst einmal Urlaub. Am Donnerstag fährt sie ins Krisengebiet nach Rheinland-Pfalz, um Sachspenden zu übergeben und einer bekannten Familie dabei zu helfen, deren durch Hochwasser und Schlamm verwüstetes Haus auszuräumen und dort anzupacken, wo Hilfe benötigt wird.

Jörg Bernstein (FDP)

Etwas unwirklich, aber bewegend sei es gewesen bei der konstituierenden Sitzung des Landtages am 6. Juli, berichtet Jörg Bernstein. „Wenn dort im Plenarsaal dein Name aufgerufen wird, das ist schon eine coole Geschichte“, versucht der 55-Jährige zu beschreiben. Gleich nach der Sitzung sei es direkt spannend weiter gegangen. Bernstein war bei der abschließenden Sondierungsrunde mit CDU und SPD dabei.

Jörg Bernstein (FDP)
Jörg Bernstein (FDP)
(Foto: Ruttke)

Sein politischer Weg bislang war steil. Erst vor vier Jahren trat er in die FDP ein. 2019 wurde er bereits Parteichef im Dessau-Roßlauer Kreisverband der Liberalen. Seit 2020 sitzt der Berufsschullehrer im Stadtrat, nachdem Parteikollege Jost Melchior sein Mandat niedergelegt hatte.

Nun findet sich Bernstein als Berufspolitiker wieder, der zur Zeit beim Thema Bildung in den Koalitionsgesprächen die Verhandlungen für die FDP führt. „Das ist schon eigenartig. Vor ein paar Wochen war ich selbst noch Lehrer, jetzt sitze ich meinen ehemals obersten Dienstherren gegenüber und stelle Forderungen.“ Sein Hauptanliegen ist die Digitalisierung an den Schulen. Dafür brauche es aber nicht nur Technik, sondern auch Fortbildungen für Lehrer und methodische Konzepte in der Lehrerausbildung.

Wie könnte Bernsteins politischer Werdegang nun weiter gehen - als Minister? „Nein, da haben erst einmal andere das Zugriffsrecht“, lacht er am Telefon. Fest steht hingegen bereits, dass der Dessauer Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultur sowie im Petitionsausschuss werden wird. Sein künftiges Büro in Magdeburg ist hingegen noch nicht eingerichtet. Die FDP werde auch nicht direkt im Landtag, sondern in einem Gebäude am Domplatz untergebracht. Auch im Wahlkreis hat Bernstein noch kein Büro bezogen, aber schon verschiedene angefragt. Zentral in Dessau soll es möglichst liegen.

Seinen Lehrerposten am Anhaltischen Berufsschulzentrum muss der 55-Jährige seit 1. Juli als Landtagsabgeordneter ruhen lassen. „Das ist schade und ich bin sehr traurig darüber, aber ich habe es mir selbst ausgesucht.“ Im Stadtrat will Bernstein bleiben. „Das ist eine gute Kombination. Die kommunale Verankerung zu behalten, finde ich wichtig.“

Cornelia Lüddemann (Grüne)

Mit der Pole-Position auf der Landesliste ihrer Partei - Platz 1 - hatte die Dessauer Abgeordnete der Grünen, Cornelia Lüddemann, den Sitz im Landtag so gut wie sicher. Trotzdem sei sie überglücklich, wieder ins Parlament eingezogen zu sein. „Es ist ein schönes Gefühl, weitermachen zu dürfen“, sagt sie. „Die Herausforderungen werden nicht weniger.“

Cornelia Lüddemann (Grüne)
Cornelia Lüddemann (Grüne)
(Foto: DPA)

In Magdeburg kennt sich Lüddemann bereits bestens aus, ist sie doch schon zehn Jahre im Landtag vertreten. Ihre Büros sowohl im Wahlkreis als auch in der Landeshauptstadt behält sie daher. Auch was die Ausschüsse betrifft, ändert sich für sie nichts. Sie wird im Gremium für Landesentwicklung und Verkehr sitzen, ein Herzensthema, wie sie sagt. „Besonders will ich mich für einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs einsetzen und für mehr Ladesäulen.“ Außerdem vertritt Lüddemann ihre Fraktion, die in die Opposition gehen wird, im Ältestenrat des Landtags.

Anja Schneider (CDU)

Jahrelang hat sich Anja Schneider um die Geschicke des Hospiz in Dessau gekümmert, inzwischen lernt sie die Gepflogenheiten auf dem politischen Parkett kennen. Und sie ist voll eingestiegen: Als Mitglied der Arbeitsgruppe Gleichstellung, Teilhabe, Integration, Demokratie und Engagementförderung bereitet sie mit vor, was im künftigen Koalitionsvertrag zu diesen Themen steht. Und Schneider weiß auch schon, in welchen Ausschüssen sie sich in den nächsten fünf Jahren einbringen wird. Da sie beruflich auf dem Gebiet Gesundheit und Soziales zu Hause ist, wird sie im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Integration arbeiten. Sie wurde zur stellvertretenden Ausschussvorsitzenden gewählt. „Es ist mein Wunschausschuss“, sagte sie. Auch im Petitionsausschuss wird sie mitarbeiten. Dort können sich alle Bürger hinwenden, wenn sie sich benachteiligt fühlen.

Anja Schneider (CDU)
Anja Schneider (CDU)
(Foto: Ruttke)

Anja Schneider wird ihr Wahlkreisbüro in der CDU-Geschäftsstelle in der Ferdinand-von Schillstraße einrichten - schon wegen der Nähe zur CDU-Stadtratsfraktion. Schneider setzt sich dafür ein, dass im Koalitionsvertrag etwas über die Stärkung des Oberzentrums Dessau-Roßlau und zur Stärkung des Hochschulstandortes in der Stadt stehen wird. Und sie findet es wichtig, die Kontakte zur Stadt, zu Ortschaftsräten und Stadtteilbeiräten zu halten. „Wenn wir etwas für die Stadt erreichen wollen, dann ist das eine Gemeinschaftsarbeit. Es müssen alle mitziehen“, sagt sie.