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Wenn Winterfreunden sich in Wintersleid umkehren

Von SILVIA BÜRKMANN 11.01.2010, 18:38

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Der Kampf mit dem Wetter, er ruft uns allerorten an die Schneeschieber.

Wer das von Amts wegen zu bestellen hat, der erntet eine Woche nach dem ersten ergiebigen Schneefällen in der Stadt mehr und mehr Kritik. Zwar sind die Hauptstraßen beräumt und befahrbar - in den Neben- und Anliegerstraßen indes türmen sich die Schneeberge. "Wie wir zurechtkommen?" Schwester Manuela Damke weiß nicht so recht, ob sie lachen oder schimpfen soll. Entscheidet sich dann für das markige Wort "katastrophal". Die zehn Mitarbeiterinnen des Außendienstes in der häuslichen Krankenpflege der Volkssolidarität 92 Dessau-Roßlau kämpfen sich seit voriger Woche durch ungeräumte Straßen zu ihren Patienten und Schützlingen. Die Reifen der kleinen roten Pkw der VS drehen durch, wo sie eigentlich anfahren sollten. Unter pulvrigen Schneehügeln lauert zudem Glatteis auf Unvorsichtige. Trotzdem können die Schwestern um Schwester Manuela dem Montag noch etwas Gutes abgewinnen: Die Hilfsbereitschaft unter den Menschen ist in Notsituationen noch immer ungebrochen. Die im Schneehügel stecken gebliebenen Autos wurden gemeinschaftlich angeschoben und wieder in Gang gebracht. "Gerade in Ziebigk waren die Leute ganz dolle hilfsbereit", dankt Schwester Manuela für die Unterstützung am Straßenrand.

Am Straßenrand warteten am Montag auch viele Schüler mit kaltgefrorenen Nasen auf den Bus, der sie zur Schule bringen sollte. Oftmals vergeblich, wie im Sekretariat des Gymnasiums Philanthropinum zu erfahren war. Für über 400 Schüler kam der Bus gar nicht oder arg verspätet. Am Philan lernen 750 Schüler, am Montag in der ersten Stunde im halbleeren Klassenraum. "Wir haben ein großes Einzugsgebiet bis Roßlau und darüber hinaus. Wenn die Buslinie über eine nicht beräumte Nebenstraße, wie beispielsweise den Grünen Weg geführt wird, ist solch ein Nadelöhr unweigerlich und schnell verstopft", schüttelt Schulleiter Eckhard Zilm den Kopf. "Wir sollten uns eben mal wieder an einen ordentlichen Winter gewöhnen."

Hoffnungen, dass es am Dienstag besser wird, hat jedenfalls Udo Klein, stellvertretender Schulleiter der Körperbehindertenschule An der Muldaue. Auch hier waren die Klassen in der 1. Stunde nur zu einem Drittel besetzt. Verschiedene Fahrdienste, die die hilfsbedürftigen Zöglinge vor den Schulhof bringen, kamen nicht durch.

In ganz geregelten Bahnen indes läuft die Arbeit im Tier- und Lehrpark für Pflanzenkunde, wie dessen Leiterin Christine Kilz vermelden kann. Die Gärtner und Haushandwerker sorgen für sicher begehbare Wege und kontrollieren laufend die Bäume nach Windbruch. Die elf Tierpfleger machen es den insgesamt 556 Tieren auch bei knackiger Kälte so bequem wie möglich, räumen und wechseln in schwerer Arbeit in den Ställen die doppelte Einstreu, haben dem ältesten Tier der Einrichtungen, einem Pferd, eine zusätzliche Decke aufgelegt. "Seit sich der Wind gelegt hat, kommen die Tiere wieder öfter ins Freie und laufen sich warm." Christine Kilz blättert im Tierpark-Kalender und entdeckt darin die gewissenhaften Einträge: So war es im vorigen Jahr ähnlich kalt: Am 6. Januar tagsüber -9 Grad, nachts -15 Grad. Das Frost-Maximum lag am 7. Januar bei -20 Grad. "Also liegen wir doch gut im Schnitt." Das finden im übrigen auch die Rentiere, die sich im deutschen Winter 2010 wohl fühlen.

Die niedergegangenen Schneemassen haben auch Auswirkungen auf die Gewässer, die noch nicht betreten werden können. Wie die Stadtverwaltung informierte, verhindere die dicke Schneedecke ein Anwachsen des Eispanzers, der nach Messung in der Vorwoche erst acht Zentimeter stark war. "Gefahrlos beräumt und betreten werden kann das Eis erst ab 15 Zentimetern", so Stadtsprecher Carsten Sauer und vertröstet auf Informationen zum Winterdienst: Mittwoch sei Pressetermin!